Wilnsdorf. In Wilnsdorf leidet besonders die Wildener Bevölkerung unter dem Verkehrslärm - die Autobahn, der A 45-Zubringer, zwei Ortsdurchfahrten,...
113 Einwohnerinnen und Einwohner von Wilnsdorf sind im 24-Stunden-Schnitt einer Lärmbelastung von mehr als 70 db/A, 25 auch nachts einer Belastung von mehr als 65 db/A ausgesetzt. Für sie werden Lärmminderungsmaßnahmen erforderlich. Das geht aus dem Entwurf des Lärmaktionsplans hervor, über den der Bau- und Umweltausschuss am Donnerstag, 29. Februar, ab 18 Uhr im Ratssaal berät.
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Hier ist der Verkehr in Wilnsdorf laut
Grundlage für die Planung ist das Verkehrsaufkommen. „Auslösewert“ sind mindestens drei Millionen Fahrzeuge im Jahr, umgerechnet 8219 am Tag. Diese werden in den Obersdorfer Wohngebieten Am oberen Johannes, Am Rosenwald und Rödgener Straße sowie an der Hagener Straße in Wilnsdorf jeweils durch den Verkehr auf der B 54 überschritten, in Rudersdorf an der Kölner Straße und in Wilden an Köhlerweg und Freier Grunder Straße durch die L 722.
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Die Hagener Straße in Wilnsdorf - ab Kreisel Richtung Obersdorf - war 2015 und 2018 noch nicht in der Lärmkarte. Nicht mehr vom Landesamt für Natur und Umwelt (Lanuv) vorgesehen ist dagegen die Siegener Straße in Niederdielfen, was die Wilnsdorfer Verwaltung für „nicht plausibel“ hält. Nach eigenen Zählungen der Gemeinde fahren dort täglich im Schnitt 9374 Fahrzeuge, also 3,42 Millionen im Jahr; das Lanuv hatte 6780 Fahrzeuge zugrunde gelegt. Die Straße sei „weiterhin stark von Verkehr und Verkehrslärm belastet“.
Nur noch mit 7964 Fahrzeugen am Tag wird auf der Freier Grunder Straße in Wilden gerechnet. Tatsächlich, so die Verwaltung, sei auch in der eigenen Zählung die Marke von 8219 Fahrzeugen verfehlt worden. „Auffällig war bei der Messung, dass die Fahrgeschwindigkeiten hier von circa 35 Prozent der Verkehrsteilnehmer nicht eingehalten werden, was zu einer erhöhten Lärmbelastung führt.“ Zudem sei die L 722 durch Wilden Umleitungsstrecke für die A45, wenn die Anschlussstelle Haiger/Burbach zum Beispiel bei Bauarbeiten nicht genutzt werden kann. „Wenn die Umleitung aktiv ist, wird auf jeden Fall der Schwellenwert überschritten.“
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Von den Kartierungen nicht erfasst wurden die, so die Verwaltung, „faktisch erheblichen Lärmbelastungen“ durch die Autobahn. Das liegt daran, dass es für die „Lärmsanierung“ an bestehenden Straßen höhere Grenzwerte gibt als für die „Lärmvorsorge“ bei Neuplanungen. Die Vorsorge-Ansprüche werden nun durch den sechsspurigen Ausbau ausgelöst. Derzeit laufen Planungen zum Bau von Lärmschutzwänden auf den Autobahnabschnitten bei Rinsdorf, Obersdorf und Wilnsdorf, teilweise auch auf den Autobahnbrücken.
Das wurde gegen den Lärm getan
In Wilden und Wilnsdorf hat die Gemeinde Lärmschutzwände errichten lassen, in allen Wohngebieten gilt auf Gemeindestraßen Tempo 30. Mit Pflasterschwellen und Pflanzinseln wird der Verkehr gebremst, im Wilnsdorfer Einkaufszentrum mit Tempo 20. Auch auf Bundes- und Landesstraßen seien auf Anregung der Gemeinde Verbesserungen erfolgt, heißt es im Lärmaktionsplan: Gebaut wurden eine Mittelinsel in Wilden und mehrere Kreisverkehre, die Ortsdurchfahrt Gernsdorf wurde verkehrsberuhigt ausgebaut. Um Autoverkehr zu vermeiden, seien Radwege anlegt und auch überörtliche Straßen mit Gehwegen und Querungshilfen versehen worden.
„Um die Lärmsituation für die Wohnbevölkerung entlang der Siegener Straße im Ortsteil Niederdielfen strukturell zu verbessern, setzt sich die Gemeinde Wilnsdorf bereits seit vielen Jahren für eine Ortsumgehung ein“, erinnert die Verwaltung im Lärmaktionsplan. Im Landesstraßenbedarfsplan sei die Ortsumgehung Niederdielfen als „vordringlich“ eingestuft worden. Würde sie gebaut, wären 70 Prozent der von Lärm betroffenen Gebäude „wesentlich entlastet“. Eine Ortsumgehung für Wilden dagegen wird landesweit nur „nachrangig“ eingestuft.
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So leidet die Wildener Bevölkerung unter Verkehrslärm
Aus der Bevölkerung kamen während der Offenlegung des Planentwurfs im Januar insgesamt 14 Hinweise, die sich durchweg auf die L 722 in Wilden und auf die Autobahn beziehen. Rechtlich können die Anwohner allerdings keine Maßnahmen durchsetzen, führt die Verwaltung in ihrer Vorlage aus: Die A 45 liegt zu weit weg von den Wohngebieten, die beiden Wildener Ortsdurchfahrten, Freier Grunder Straße und Burbacher Straße, erreichten die erforderliche Verkehrsbelastung nicht, und die Wohnbebauung am Autobahnzubringer sei genügend abgeschirmt. Die von der Gemeinde errichtete Lärmschutzanlage nördlich der Wohnbebauung Köhlerweg habe „zu einer starken Verbesserung der Lärmsituation geführt“. Deutlich werde dennoch, „dass die Wohnbebauung in Wilden besonders verkehrslärmexponiert ist“, heißt es in der Vorlage, „im Wege der kommunalen Daseinsvorsorge ist daher eine Auseinandersetzung der Gemeinde mit diesen Lärmbelastungen und in Betracht kommenden Lärmminderungsmaßnahmen geboten.“
Die Autobahn GmbH plane nur auf Wilnsdorfer, nicht aber auf Wildener Seite eine Lärmschutzwand, somit gebe es „derzeit keine konkrete Aussicht auf eine Verbesserung der Lärmsituation von der A 45“. Eine verkehrsberuhigende Umgestaltung der Freier Grunder Straße müsse durch den Regionalrat entschieden werden, dies bedeute „erfahrungsgemäß eine lange Wartezeit“. Die Planung soll aber demnächst beginnen, Vorbild soll die Ortsdurchfahrt Gernsdorf sein. Der Bau einer Ortsumgehung hingegen sei „nicht realistisch absehbar“. In der Burbacher Straße („kaum eine Möglichkeit für bauliche Umgestaltungen“) soll eine Verkehrsberuhigung mit einer Mittelinsel im Bereich der S-Kurve versucht werde, um den Verkehr auf der Gefäll- und Steigerungsstrecke zu bremsen und damit leiser zu machen.
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Das sagen die Anwohner
„Selbst Kleinautos schneiden hier die Kurven bei Normalgeschwindigkeit“, heißt es in einer Eingabe. Durchweg fordern die Wildener Anlieger Tempo 30: „Durch die immer größer werdenden Risse in der Fahrbahn ist mittlerweile bei jedem Lkw ein Schlag im Haus zu spüren.“ Genannt wird auch die Brücke über den Wildebach: „Die Brücke sorgt durch ihre Absätze zusätzlich für unerträglichen Lärm. Leere Lastwagen verursachen dort laute Schläge, die bei Tag und bei Nacht meterweit zu hören sind.“ Die Straße führt weiter Richtung Autobahn: „An der Ortsausfahrt Richtung Autobahn geben die Fahrzeuge schon im Ort richtig Gas, um den Anstieg gut zu schaffen.“ Der Vorschlag: Tempolimit von 70 km/h und, wegen der Kurven, Überholverbot.
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Plastisch schildert ein Anwohner, warum Geschwindigkeitsmessungen nicht jeden Autofahrer beeindrucken: „Auch wenn der Blitzer am Ortseingang Unterwilden den einfahrenden Verkehr in den Ort größtenteils und zumindest kurz dazu veranlasst, die vorgegebene Geschwindigkeit einzuhalten, gibt es regelmäßig Fahrer, die auf die andere Fahrbahn ausweichen, um einem Foto zu entgehen.“ Aus dem Ort heraus werde frühzeitig Gas gegeben, und zwischen Wilden und Salchendorf werde die Strecke zum Rasen genutzt, „was mit erheblicher Lärmbelästigung verbunden ist“. Die Verwaltung will prüfen lassen, ob die gewünschte Geschwindigkeitsbegrenzung zwischen beiden Orten auf 70 oder 80 km/h möglich ist.