Wilnsdorf. Bei 15 Windrädern ist Schluss. Der Ausbau der Windenergie könne „nur mit den Menschen und nicht gegen die Menschen“ erfolgen, sagt der Bürgermeister.
Einstimmig hat der Rat dem „Repowering“ des Windparks Kalteiche zugestimmt. Die drei 135 Meter hohen Anlagen werden abgebaut, südlich davon werden drei neue, je 285 Meter hohe Windräder aufgebaut. Zwei Gegenstimmen der Grünen gab es gegen den Beschluss, das Einvernehmen zu zwei weiteren neuen Windrädern bei Unterwilden zu versagen – diese Möglichkeit hat die Gemeinde, weil die Standorte nicht in einer der „Kernpotenzialflächen“ liegen, die die Bezirksregierung für den Regionalplan vorgesehen hat. Entscheiden wird am Ende von der Kreisverwaltung.
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Investor und Betreiber ist die Volkswind GmbH. In Wilden würde der Abstand zur Wohnbebauung höchstens 650 Meter betragen und damit unter den 1000 Metern liegen, die die Bezirksregierung immer noch einhalten will, obwohl das Land diese Beschränkung aufgehoben hat. Bürgermeister Hannes Gieseler wies allerdings darauf hin, dass der Rat andere Anlagen mit geringeren Abständen nicht mehr ablehnen kann, wenn er in Wilden zustimmt. „Das ist eine Entscheidung, die uns zukünftig bindet.“ Investoren könnten Genehmigungen dann einklagen.
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Wilnsdorf kann eigenen Strombedarf selbst decken
Nach aktuellem Szenario mit vorhandenen, bereits genehmigten und noch geplanten Anlagen wird es in Wilnsdorf insgesamt 15 Windräder geben: Kalteiche (3), Kalteiche-West (3), Gernsbacher und Tiefenrother Höhe (4), Niederdielfen/Obersdorf (4) und Oberwilden (1). Sie erzeugen 140 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr. „Dann wären wir klimaneutral“, stellte Hannes Gieseler fest, „wir würden eher kurz- als langfristig unseren gesamten Energiebedarf selbst decken.“ Mehr sollte dann aber auch nicht sein. Der Ausbau der Windenergie „muss verträglich stattfinden“. Das gehe „nur mit den Menschen und nicht gegen die Menschen“. Matthias Lohmann (Grüne) wies darauf hin, das andere Regionen die 100-prozentige Selbstversorgung nicht schaffen. „Deshalb sind wir gut beraten, mehr zu erzeugen, als wir selbst benötigen.“
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Für eine Beschränkung spricht nach Auffassung der Wilnsdorfer Verwaltung auch die Obergrenze von 15 Prozent der Fläche, die höchstens für Windenergieanlage in Anspruch genommen werden darf. Auf diese Obergrenze hat die Bezirksregierung ihre Potenzialzonen ausgerichtet. Würde mehr gebaut, wäre dies ein Verstoß gegen ein Ziel des Landesentwicklungsplans. In der Konsequenz müsse dann der Entwurf des gesamten Regionalplans überarbeitet werden. Zumindest das Wilnsdorfer Gemeindegebiet ist von einer solchen Überlastung allerdings weit entfernt. Käme zusätzlich zu den im Regionalplan vorgesehenen Windenergiebereichen noch Wilden hinzu, würden sieben Prozent erreicht, zusammen mit Niederdielfen/Obersdorf acht Prozent – so die Berechnung von Volkswind.
Den „Erlass zur Lenkung des Windenergieausbaus in der Übergangszeit“., an dem sich auch die Gemeinde Wilnsdorf orientiert, bezeichnet der Landesverband Erneuerbare Energien allerdings als „rechtswidrig und kontraproduktiv“. Der Landesverband kritisiert die Einführung des 1000-Meter-Mindestabstands „durch die Hintertür“ in den Regierungsbezirken Arnsberg und Detmold. Nicht begründbar sei das Windrad-Verbot in Bereichen zum Schutz der Natur.
Grüne auch für Windräder in Unterwilden
Ekkehard Blume (Grüne) warb vergeblich um Zustimmung auch zu dem Unterwildener Antrag: „Warum gönnt man der Haubergsgenossenschaft die Einnahmen nicht?“ Das Argument mit einer Ortsumgehung, der die Windräder im Wege stehen könnten, überzeuge nicht; für eine solche Straße sei keine Trassenführung festgelegt. Wenig glaubwürdig sei die große Zustimmung zu den Plänen für die Kalteiche; schließlich sei dagegen noch 2015 ein Bürgerbegehren gerichtet worden. Blume spekulierte, ob nicht sogar Ratsmitglieder privat von den Anlagen profitierten, indem sie Anteile erwerben und sich ihr eingesetztes Kapital mit sechs Prozent verzinsen lassen. „Es geht um die Zukunft“, stellte Michael Plügge (SPD) fest, nicht um Debatten der Vergangenheit. „Das waren auch andere Zeiten“, erwiderte Dr. Andreas Weigel (BfW/FDP). Mit dem jetzt eingeschlagenen Weg sichere sich die Gemeinde ihren Einfluss: „Wir wollen Entscheidungen für Wilnsdorf in Wilnsdorf treffen und nicht in Arnsberg.“
Andreas Klein (Wir Bürger) wurde grundsätzlich. Die Grünen hätten „Natur- und Landschaftsschutz für Industrieanlagen im Wald zu Grabe getragen. Da solltet ihr mal ganz kleine Brötchen backen.“ In Wilden würden die Anlagen „den Leuten in den Vorgarten rücken“. Kleins HInweis schließlich, dass die Atomenergie „20 Jahre zu früh“ vom Netz genommen werde, provozierte den Bürgermeister: „Ich bin froh, dass wir über Windenergieanlagen entscheiden“, sagte Hannes Gieseler, „und nicht darüber, ob wir auf der Kalteiche ein Atomkraftwerk bauen.“ Die CDU-Fraktion signalisierte ihre Zustimmung. Die Vorlagen seien „nachvollziehbar“, sagte Fraktionschef Dennis Schneider.
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