Siegen. Neue Notaufnahme, Neue Radiologie, neue Hightech-Geräte: DRK-Kinderklinik Siegen investiert in Umbauten und Ausstattung fast 6 Millionen Euro.
Der Weg in die DRK-Kinderklinik ist mühsam, wenn man ein neues MRT-Gerät ins Gebäude bringen muss. Rund drei Tonnen wiegt das Teil, ein Spezialkran muss es vom Mitarbeiterparkplatz unterhalb des Klinik-Komplexes über mehr als 40 Meter Höhenunterschied heben, damit es durch eine durchbrochene Außenmauer ins Innere gelangen kann. Der Haupteingang wäre zu klein gewesen, einige Türen auf der Route zum Zielort ebenso. Aber: „Wir sind sehr froh, dass der große Tag da ist“, wie Geschäftsführer Carsten Jochum betont.
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Gespräche über die Anschaffung eines MRT-Geräts habe es im Haus schon seit mehr als zehn Jahren gegeben, sagt Carsten Jochum. Immerhin handele es sich mittlerweile um „eines der wichtigsten Diagnoseinstrumente“, unschätzbar bei einer Vielzahl von Erkrankungen. Bisher hatte die Kinderklinik aber kein eigenes. Um diese Untersuchungsform nutzen zu können, mussten Patientinnen und Patienten bisher ins Klinikum Siegen gefahren werden. Transport, Begleitpersonal, Zeiteinsatz: Der Aufwand war enorm. „Das wird sich deutlich verbessern“, kündigt Carsten Jochum an. Und es ist nicht die einzige Neuerung im Krankenhaus am Wellersberg: Das MRT ist nämlich ein Element der umfassend modernisierten Radiologie. Außerdem wurden die Einheiten der Zentralen Notaufnahme zusammengeführt und zogen in einen neugestalteten Trakt direkt neben dem – ebenfalls modernisierten – Eingangsbereich ein. Weil die bildgebenden Verfahren der Radiologie für die Notaufnahme wesentlich sind, befindet auch diese sich in unmittelbarer Nähe. In den kommenden Monaten wird überdies die Liegendanfahrt von ihrem momentanen Standort weiter unten im Klinik-Komplex direkt an die Zentrale Notaufnahme verlegt.
Siegen: DRK-Kinderklinik investiert fast 3 Millionen Euro in Radiologie-Geräte
„Kurze Wege“, gibt der Geschäftsführer als Stichwort. Ebenjene sind nicht einfach nur komfortabel, sondern in einem Krankenhaus ein handfester Vorteil für alle Beteiligten. Das Personal spart Zeit, die dann für Pflege- und Betreuungsaufgaben zur Verfügung steht. Die Patientinnen und Patienten bleiben von unnötig langen – und je nach gesundheitlicher Verfassung strapaziösen – Touren über Flure und Gänge verschont.
Schnellerer Zugriff
Die DRK-Kinderklinik Siegen hat nach eigenen Angaben im Frühjahr 2023 „eine strategisch orientierte Zusammenarbeit“ mit der Firma Philips beschlossen. Dabei geht es nicht nur um die neuen Geräte für die Radiologie, sondern auch eine neue IT-Lösung.
Das IT-Konzept der Radiologie soll „eng mit der übrigen IT-Landschaft der Klinik verzahnt werden“, wie es in einer Mitteilung heißt. Dazu gehören ein Patientendatenmanagementsystem sowie ein Archivierungs- und Kommunikationssystem für radiologische Bilddateien. Behandelnde Teams und Fachärzte haben so abteilungsübergreifend auf klinische Bilddaten Zugriff. Das spart Zeit und beschleunigt Entscheidungen.
Das MRT-Gerät ist die erste Maschine, die in der neuen Radiologie angeliefert wird. Ein Computertomograph sowie Geräte für Röntgen und sogenannte Durchleuchtung werden folgen. 2,76 Millionen Euro haben die Produkte des Herstellers Philips gekostet, mit weiteren 2,96 Millionen Euro schlagen die Umbaumaßnahmen für Notaufnahme und Radiologie zu Buche. „Wir haben viel Geld in die Hand genommen“, sagt der Klinik-Chef. Dafür gibt es aber eine Ausstattung, die auf die Bedürfnisse vor allem sehr junger Patientinnen und Patienten abgestimmt ist: niedrigere Strahlenbelastung, kürzere Dauer, spezielle Gestaltung.
DRK-Kinderklinik Siegen: MRT-Gerät mit Coaching-App und Wohlfühllicht
Das MRT ist ein gutes Beispiel, weil hierbei am Wellersberg einiges anders laufen wird als sonst üblich. Der Ausdruck „in die Röhre müssen“, aufgrund der Bauart der Geräte im allgemeinen Sprachgebrauch geläufig, bringt auf den Punkt, auf was Patientinnen und Patienten sich einstellen müssen. Viele kommen damit zurecht; Menschen, die sich in engen Räumen nicht wohlfühlen, können aber Beklemmungen empfinden oder sogar in Panik geraten. Was für Erwachsene also schon mitunter nicht einfach ist, kann gerade für kleine Kinder noch herausfordernder sein – wobei da noch hinzukommt, dass diese Situation im Speziellen und Untersuchungen im Krankenhaus im Allgemeinen in der Regel neu und ungewohnt für sie sind.
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Die Kinderklinik bietet deshalb eine Coaching-App, mit der sich die Jungen und Mädchen schon zu Hause auf die MRT-Untersuchung vorbereiten können. Dies geschieht mit kindgerechten Erklärungen und sympathischen animierten Figuren, die als Avatare durch den Ablauf führen. In der „Röhre“ selbst können die Kinder dank einer Spiegelkonstruktion Videos schauen (in denen die bereits vertrauten Figuren auftauchen), darüber hinaus gibt es über Kopfhörer entspannende Klänge und Musik, um die Geräusche des Geräts zu überspielen. Eine Ambiente-Beleuchtung ist auch vorhanden. Die Untersuchungszeit fällt um bis zu 50 Prozent geringer aus als bei herkömmlichen Geräten, weil eine Software zum Einsatz kommt, die bei nahezu unveränderter Bildqualität eine Beschleunigung ermöglicht. Der Hersteller verweist auf eine Studie, der zufolge Vollnarkosen zur Gewährleistung störungsfreier MRT-Untersuchungen bei Vier- bis Sechsjährigen dank Technik und Begleit-App von 57 auf 5 Prozent reduziert werden konnten, wie Christian Bergeisen, Projekt-Manager bei Philips, anmerkt.
Kinderklinik Siegen: Neues MRT auch für Erwachsene mit Angst vor der „Röhre“
Flur und Räume in der Radiologie sind noch nicht fertig, die Bauarbeiten laufen. Die weiteren Geräte werden Ende März und Anfang April geliefert, dann beginnt der Probebetrieb. Für Mitte Mai ist der Vollbetrieb geplant. Von dem werden übrigens nicht nur Kinder und Jugendliche profitieren, wie Carsten Jochum hervorhebt. An der Kinderklinik ist das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Wellersberg ansässig, das auch Erwachsene betreut. Gerade diejenigen, die in üblichen MRT-Geräten unter Beklemmungen leiden, könnten hier eine Alternative finden.
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Die Seitenwand, die für die Anlieferung des MRT-Geräts geöffnet wurde, wird übrigens nicht wieder zugemauert. Stattdessen wird dort eine Glasscheibe eingesetzt. Die wäre leichter zu entfernen, wenn irgendwann wieder einmal ein Großgerät geliefert werden muss, wie Carsten Jochum erläutert. Und ein bisschen mehr Licht lässt sie auch hinein.
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