Kreuztal. 60.000 Kilometer in 25 Jahren: So lange wie Klaus Rathmann dürfte in ganz Südwestfalen niemand ehrenamtlich einen Bürgerbus gesteuert haben.

„25 Jahre sind genug“, findet Klaus Rathmann. Mit 82 Jahren will er den Personenbeförderungsschein nicht mehr für weitere fünf Jahre erneuern lassen und dafür Augenarzt und Hausarzt aufsuchen. Über 60.000 Kilometer ist er ehrenamtlich für den Kreuztaler Bürgerbus gefahren. Sein letzter Fahrgast ist die 89-jährige Luise Afflerbach, die er von Krombach zum Roten Platz nach Kreuztal fährt. Fahrerkolleginnen und -kollegen warten hier, um den Fahrer mit der wohl längsten Dienstzeit in Südwestfalen zu verabschieden.

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Christel Dickel vom Vorstand des Bürgerbusverein überreicht Klaus Rathmann ein paar Blümchen. Seine Ausbildung beim Bürgerbus begann Anfang 1999. Am 8. März absolvierte er die erste eigenständige Tour. Bis heute war er jede Woche einmal entweder am Vormittag oder am Nachmittag fünf und drei Stunden im Einsatz. Zu Beginn seiner Einsatzzeit waren insgesamt 19 Fahrerinnen und Fahrer aktiv.

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Bürgerbus: Auch in abgelegenen Wohngebieten mobil sein

Im Alter von 57 Jahren konnte Klaus Rathmann vorzeitig in den Ruhestand bei der Deutschen Telekom gehen. Seine damalige Tätigkeit als Regionalleiter Telemarketing für die Bereiche Siegen, Hagen und Wuppertal hatte ihn an seine gesundheitlichen Grenzen gebracht. Auf die Bürgerbus-Tätigkeit wurde er durch seinen inzwischen verstorbenen Nachbarn Ulrich Stein aufmerksam. Dieser war nicht nur Fahrer, sondern auch für den sicheren Betrieb des Busses zuständig.

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Im Laufe der Jahre erlebte der Bürgerbus Kreuztal eine kontinuierliche Entwicklung und Integration in das öffentliche Verkehrssystem. Die Idee der Bürgerbusse selbst geht auf die späten 1970er Jahre zurück, als in Deutschland vermehrt nach bürgerschaftlichen Lösungen für den öffentlichen Nahverkehr gesucht wurde. Seit den Anfängen haben sich Bürgerbusse zu einer wichtigen Ergänzung des öffentlichen Verkehrsnetzes entwickelt. Die Fahrer, ehrenamtlich tätige Bürger, spielten eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung dieses Konzepts. Fahrerinnen und Fahrer wie Klaus Rathmann haben dazu beigetragen, dass Menschen in abgelegenen Wohngebieten auch weiterhin zum Arzt, zum Einkaufen und zu mehr Mobilität gelangten.

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Kreuztaler Mittagstisch: Das nächste Ehrenamt wartet schon

Ganz in den Un-Ruhestand will Klaus Rathmann nicht gehen, denn er hat schon eine Anfrage erhalten, am Kreuztaler Mittagstisch mitzuwirken, „und dafür brauche ich keinen Personenbeförderungsschein“, sagt der rüstige Rentner. Achim Walder, Vorsitzender der Bürgerbusvereins, versprach, „dass Klaus, wenn er mal an einer Haltestelle steht, auf jeden Fall kostenlos mitgenommen wird“.

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