Siegen. Seit 1. Januar gilt für Restaurants und Imbisse wieder: 19 Prozent Mehrwertsteuer. Siegerländer Wirte und Hoteliers berichten über ihre Lage.

„Die Gastronomie muss sich neu erfinden“, sagt Hüseyin Fidan, Inhaber von Casa‘s Pizza in Weidenau. Die Ereignisse der vergangenen Jahre haben Gastronomen stark zugesetzt. Während Corona mussten Restaurants monatelang schließen. Und die Preise für Lebensmittel, Energie und Personal sind – vor allem infolge des Ukrainekriegs – stark gestiegen. Auch in der Region ist das spürbar, die Preise für Speisen in Restaurants sind deutlich höher als noch vor der Pandemie. Und jetzt die nächste Hiobsbotschaft für Restaurantbetreiber: Seit dem 1. Januar 2024 gilt der verringerte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent für Gastronomen nicht mehr, mit dem die Regierung die Branche nach den massiven Umsatzeinbrüchen während der Pandemie entlasten wollte. Nun sind es wieder 19 Prozent.

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„Den Gastronomen geht es nicht gut. Die Restaurants müssen jetzt die Preise noch mal anheben und das drückt natürlich das Konsumverhalten“, erklärt Lars Martin vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), stellvertretender Hauptgeschäftsführer und für den Geschäftsstellenbereich Siegen zuständig. Die Veränderungen würden jedoch nicht zu einem Massensterben von Gastronomiebetrieben führen, sagt Lars Martin. „Das ist eher ein schleichender Prozess. Die Probleme kommen tröpfchenweise.“ Außer den gestiegenen Preisen für Energie, Lebensmittel und Personal hat die Gastronomie noch andere Herausforderungen zu bewältigen: „Wir kämpfen für eine Entbürokratisierung für Gastronomen. Als Gastronom musst du dich heute um so viel kümmern. Das steht in keinem Verhältnis mehr.“ Darüber hinaus finden viele Restaurants keine Mitarbeiter mehr. Lars Martin und der Dehoga versuchen daher, jungen Menschen die Berufe in der Gastronomie wieder schmackhaft zu machen. „Dafür machen wir in der Region immer wieder Veranstaltungen wie den Tag des jungen Gastgewerbes, der im Februar wieder stattfinden soll“, sagt Martin.

Bad News sind schlecht für den Umsatz.
Hüseyin Fidan

Gastronomie am Limit: Wie gehen die Gastronomen der Region damit um?

„Wir mussten natürlich auch die Preise erhöhen. Aber auf der Speisekarte steht online jetzt sowohl der alte Preis mit der geringeren Mehrwertsteuer als auch der neue aktuelle Preis“, erklärt Jannik Rosenkranz, Mitinhaber der Pfeffermühle. Damit sollen die Gäste transparent sehen können, welche Auswirkungen die gestiegene Mehrwertsteuer auf die Preise hat. So kostete ein „Pfeffermühlenkrüstchen“ bis vor kurzem noch 18,90 Euro, seit dem 1. Januar 2024 kostet das gleiche Schnitzel 21 Euro. „Diese Situation ist für niemanden schön und wir rechnen fest damit, dass die Nachfrage nachlassen wird“, sagt Jannik Rosenkranz.

Wir werden weiter für Fairness kämpfen.
Christian Klein-Wagner, Gasthaus Klein

Auch das Gasthaus Klein in Deuz musste die Preise zum neuen Jahr anheben. „Wir kommunizieren hierbei aber ordentlich mit den Gästen. Bis jetzt hatten alle Verständnis dafür. Das Unverständnis richtet sich eher gegen die Politik“, erzählt Christian Klein-Wagner, Inhaber des Gasthauses. Er findet die Rücknahme der Steuersenkung in der Gastronomie unfair: „Auf Essen im Supermarkt gibt es sieben Prozent und wir verkaufen doch auch Essen und Lebensmittel. Warum ist bei uns der Steuersatz höher?“ Essen, das außer Haus geliefert wird, wird ebenfalls mit sieben Prozent besteuert. „Da wird doch die Nachhaltigkeit vernachlässigt, wenn geliefertes Essen günstiger besteuert wird als Essen im Restaurant“, kritisiert Wagner-Klein. Doch unterkriegen lassen will er sich nicht: „Wir werden weiter für Fairness kämpfen.“

Erhöhung der Preise „keine Diskussion mehr“

Hüseyin Fidan ist der Betreiber von Casas Pizza. So wie viele Gastronomen hat er mit den aktuellen Herausforderungen zu kämpfen.
Hüseyin Fidan ist der Betreiber von Casas Pizza. So wie viele Gastronomen hat er mit den aktuellen Herausforderungen zu kämpfen. © WP | Hendrik Schulz

Hüseyin Fidan von Casa‘s Pizza hat eine klare Meinung zu der Situation der Gastronomie. An einer Erhöhung der Preise führt für ihn kein Weg mehr vorbei. Obwohl das Casa‘s seine Preise zum Jahreswechsel noch nicht erhöht hat, werde das bald passieren. „Nicht nur die gestiegene Mehrwertsteuer ist das Problem. Alles ist teurer geworden: Lebensmittel, Energie und Personalkosten“, sagt Fidan. Doch für den Casa‘s-Chef ist das kein Grund, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken. „Wir erfinden uns gerade neu“, erzählt er. Seine Lösung: Bei höheren Preisen muss auch die Qualität höher sein. „Wir wollen eine Atmosphäre schaffen, in der unsere Gäste sich hier vor Ort wohlfühlen und dann vielleicht auch mal einen Wein trinken oder nachher noch einen Cocktail bestellen. Das Ambiente und die Qualität müssen stimmen, damit die Gäste bereit sind, die höheren Preise hinzunehmen“, erklärt Fidan. Schon in den ersten Wochen des neuen Jahres merkt er, dass weniger Kunden kommen – obwohl sich die Preise zum Jahreswechsel noch nicht geändert haben. „Bad News sind schlecht für den Umsatz“, sagt Fidan.

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