Garbeck. Die Ampel setzte die Mehrwertsteuer für die Gastronomie wieder hoch auf 19 Prozent. Was bedeutet das in Garbeck?

Der Kanzler bricht sein Versprechen, und die Gastronomen tragen das Leid. Alles wird teurer. Das ist seit der anhaltenden Inflation schon keine Neuigkeit. Aber Restaurantbesitzer trifft es doppelt - und die Kunden.

Seit Beginn des Jahres zahlt die Gastronomie wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer. Mitte 2020 senkte die Bundesregierung den Normalsatz auf sieben Prozent. Damit wollte sie die Branche während der Coronapandemie entlasten. Kanzler Olaf Scholz, damals noch Finanzminister, versicherte laut Medienberichten, diese Senkung nicht wieder aufzuheben. Knapp vier Jahre später ist es dann doch so weit.

Garbecks Gastronomen sind sauer auf die Ampel-Koalition:Heinz Friedriszik vom Haus Syré.
Garbecks Gastronomen sind sauer auf die Ampel-Koalition:Heinz Friedriszik vom Haus Syré. © WP | Antonia Mertens

Der Verband Dehoga NRW befürchtet für Restaurants, Cafés, Gaststätten, Kantinen, Kita- und Schulverpfleger drastische Konsequenzen bis hin zu weiteren Betriebsschließungen. „Deutlich steigende Preise, weniger Gäste, weniger Umsatz, Betriebsaufgaben, Umsatzverluste bei Lieferanten und Partnern, Preisdruck in der Kita- und Schulverpflegung, Arbeitsplatzverluste und eine Verlagerung der Umsätze hin zu To-Go und Lieferdiensten wie Supermärkten werden die Konsequenzen sein. Darüber hinaus wird diese Entscheidung auch Auswirkungen auf die Gastronomie als sozialen Treffpunkt haben, gerade auf dem Land“, kritisiert NRW-Dehoga-Chef Patrick Rothkopf. Die Ampel-Koalition habe die Branche „im Stich gelassen“. Wie sich das auf die heimische Gastronomie auswirkt, zeigt das Beispiel Garbeck.

Wir sind einer der vielen Betriebe, die die Mehrwertsteuersenkung damals auch an die Kundschaft weitergegeben haben.“
Heinz Friedriszik vom Gasthaus Syré

„Wir sind einer der vielen Betriebe, die die Mehrwertsteuersenkung damals auch an die Kundschaft weitergegeben haben. Das haben wir in der Hoffnung, dass der Kanzler sein Wort hält und die Steuer nicht wieder erhöht wird, gemacht. In der Konsequenz heißt das, dass wir die Preise jetzt wieder anpassen müssen“, berichtet Heinz Friedriszik, Besitzer des Wirtshauses Syré. Noch sind bei ihm die alten Karten im Einsatz. Ab Februar werde es aber auch bei ihm teurer.

Ich finde, es ist der falsche Zeitpunkt, um die Mehrwertsteuer jetzt wieder zu erhöhen.“
Olaf Jordan von „Captain Curry“

„Ich finde, es ist der falsche Zeitpunkt, um die Mehrwertsteuer jetzt wieder zu erhöhen,“ sagt Olaf Jordan, Inhaber von „Captain Curry“. Er kann sich vorstellen, dass viele Restaurantbetreiber dieser Belastung nicht standhalten können.

Um die Erhöhung der Mehrwertsteuer abfangen zu können, musste der Imbiss-Betreiber die Preise anheben. Auch andere Mehrbelastungen bedingten diese Entscheidung. „Wir leiden in der Gastro extrem unter den gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreisen. Ich verbrauche hier im Monat so viel Strom, wie manch anderer in einem normalen Haushalt in einem ganzen Jahr“, erklärt Olaf Jordan.

Corona-Angebot Rouladen erweist sich als Top-Hit

Auch die Nachwehen der Pandemie seien noch nicht vollständig abgeklungen, so Jordan. Die Umsätze aus dem Jahr 2019 erreiche er immer noch nicht. „Das Jahr 2023 war insgesamt aber für uns sehr gut. Wir hatten viele Catering-Anfragen. Da können wir uns nicht beschweren“, räumt Jordan ein. Jetzt heißt es abwarten, was 2024 zu bieten hat. In den kommenden Monaten müsse er sehen, ob die jetzige Preiserhöhung ausreiche.

Dabei sorgt sich Jordan auch um ein gesellschaftliches Problem. „Es läuft immer mehr darauf hinaus, dass das Essengehen mit der Familie ein Luxus wird, den sich nicht jeder erlauben kann“, kritisiert er. Diejenigen, die genügend Geld zur Verfügung haben, würden sowieso weiter Restaurants besuchen. Für andere bedeute ein geplanter Restaurantbesuch bald vielleicht gehöriges Sparen im Vorhinein, befürchtet der Garbecker. „Das ist einfach nicht fair“, kommentiert er.

Weihnachtsgeschäft besser als 2022

Und wie lief das Weihnachtsgeschäft? Die besinnliche Zeit am Jahresende gilt als verkaufsstärkste Zeit im Einzelhandel und auch die Restaurants sind viel gefragt. Das Wirtshaus Syré war gut besucht. „Das Weihnachtsgeschäft war besser als im Jahr 2022“, berichtet Friedriszik. Zwar gönnte sich „Captain Curry“ über die Festtage eine kurze Pause, ein Weihnachtsgeschäft gab es vorab aber trotzdem. Und das schon fast mit Tradition.

Während der Pandemie bot Jordan Rinderrouladen zum Abholen an. Die Nachfrage war groß. Und riss nicht ab. „Eigentlich hatte ich das nur für die Coronazeit angedacht, aber mittlerweile kommen wir aus der Geschichte nicht mehr raus“, lacht Jordan. Weihnachtsfest verkaufte er 100 Rouladen.

Die Garbecker Jubiläumsfeier bringt Aufsehen in das Dorf und erst recht in die Dorfmitte. Ob das das Geschäft vom Wirtshaus und vom Imbiss ankurbeln wird? Friedriszik und Jordan sind sich uneinig. „Ich rechne deswegen nicht mit mehr Kundschaft“, sagt der Wirt. Er setzt weiterhin auf die Vereine und die Dorfgemeinschaft. Jordan hingegen glaubt, dass sein neuer Außenbereich nach dem Umbau dadurch nochmal mehr zum Einsatz kommt. „Gerade durch den Umbau der Dorfmitte sitzt man hier im Sommer sehr schön“ beschreibt er. Darauf und auf einen zusätzlichen Stand setzt er beim Jubiläumsfest.