Hilchenbach. Hilchenbach überlegt, wie der Kulturelle Marktplatz Dahlbruch genutzt werden soll. Ziemlich spät, meint die Gutachterin. Und jetzt: „Das Platz“?

Das Nutzungskonzept für den Kulturellen Marktplatz steht – die Umsetzung muss nun beginnen. Dr. Martina Taubenberger, die mit ihrem Münchner Büro von er Stadt beauftragt wurde und nun im Kulturausschuss den Schlussbericht vorstellt, wird direkt am Anfang deutlich: Es erstaune, dass das Nutzungskonzept erst jetzt beauftragt wurde. Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis, seit knapp einem Jahr im Amt, findet es sogar „sehr lustig“, dass nun Zeitdruck entstehe. „Das war in der Vergangenheit nicht der Fall.“

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Vergangenheit: Verschlafen

Ein bisschen Vergangenheitsbewältigung muss sein: Seit 2017 stehe die Forderung nach einem inhaltlichen Konzept, erinnert Olaf Kemper (CDU), „wir hatten gehofft, dass es gut weitergeht. Aber es ist leider nicht gut gegangen.“ Ulrich Bensberg (UWG): „Wir haben uns einschläfern lassen.“ Martin Born (fraktionslos) sieht den Fehler nicht nur in der Priorität der Verwaltung, erst die „Hardware“, also die Gebäude, und danach die „Software“ zu schaffen. „Das ist ein Fehler, den wir alle gemacht haben“ – schon bei der Auslobung des Architektenwettbewerbs. Statt über die in der Zukunft gewünschten Möglichkeiten zu sprechen, sei der „Status Quo“ beauftragt worden, ohne Einrichtungen wie Tonstudio und Probenraum, die nun von jungen Nutzergruppen vermisst werden. „Bisher wurde nur an das Gebäude gedacht“, räumt Martin Debus (SPD) ein.

In einem „Kommunikations-Workshop“ diskutierten die Teilnehmenden gemeinsam mit Angelika Schindel und Dr. Martina Taubenberger (r.), wie das Projekt „Kultureller Marktplatz in Dahlbruch“ den Bürgerinnen und Bürgern näher gebracht werden kann.
In einem „Kommunikations-Workshop“ diskutierten die Teilnehmenden gemeinsam mit Angelika Schindel und Dr. Martina Taubenberger (r.), wie das Projekt „Kultureller Marktplatz in Dahlbruch“ den Bürgerinnen und Bürgern näher gebracht werden kann. © Stadt Hilchenbach | Stadt Hilchenbach

Gegenwart: Aufgeweckt

Die Bürgerinnen und Bürger seien dennoch „nach wie vor sehr stark“ an dem Vorhaben interessiert, berichtet Dr. Martina Taubenberger aus ihrer Bestandsaufnahme. „Es gilt aber auch, viele Hilchenbacher noch zu überzeugen.“ Zentral sei der Wunsch nach einem „Begegnungs- und Aufenthaltsraum“. Auseinander gehen die Vorstellungen,was im neuen Haus der Alltagskultur und in den Veranstaltungsräumen neben Kino und Theater passieren soll. Zwischen „Bewahrern“, die die bisherige Nutzung – hauptsächlich durch Kino, Gebrüder-Busch-Kreis, Vereine und Jugendcafé – fortgeführt sehen wollen, und Erneuerern gebe es ein „starkes Gefälle“.

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Die Sachverständige rät zu einem „maximal großen Maß an Selbstverwaltung“. Die, die die Einrichtung nutzen, hätten dann nicht das Gefühl, bloß Räume zu mieten. Zudem gebe es „eine große Lust junger Menschen, sich aktiv einzubringen und zu gestalten.“ dennoch, so wendet Olaf Kemper (CDU) ein, brauche es hauptamtliche Verstärkung: „Es muss jemand organisieren.“

Zukunft: Es krachen lassen

„Das Platz“: Dieser Vorschlag für einen neuen Namen für das Projekt hat Aufmerksamkeit erzeugt. „Das ist nicht unsere Empfehlung“, betont Dr. Martina Taubenberger. Aber eine Essenz daraus, dass in der Beteiligungsphase die anderen Namensbestandteile „Kulturell“, „Markt“ und „Dahlbruch“ durchgefallen sind. Tatsächlich könne „Platz“ aber auch nicht „verhunzt“ werden, sei „frech“, „selbstgewiss“, „unprätentiös“ und passe daher gut zu Hilchenbach, sei gut auszusprechen und eindeutig zu sprechen. Mit dem „Das“ davor statt dem „Der“ gewinne der Name „noch mehr Eigenständigkeit.

+++ Hier stehen ein paar Vorschläge aus dem Gutachten +++

Den Weg zum neuen Namen will der Kulturausschuss der nun zu bildenden Arbeitsgruppe „Kommunikation“ überlassen. Die Entscheidung müsse bald fallen, mahnt die Gutachterin: Die Stadt müsse für das Vorhaben eine „Marke entwickeln“ und Öffentlichkeit herstellen: „Wenn Sie nicht kommunizieren, machen es andere für Sie und über Sie.“

Olaf Kemper (CDU) stimmt zu: „Auch der Einstieg ins Marketing hätte längst stattfinden müssen.“ Erste Schritte macht gerade der Bürgerverein, der sich mit einer Social-Media-Kampagne an junges Publikum wendet. Ulrich Bensberg (UWG) drängt auf anschauliche Darstellung: Mit Bauzeichnungen allein werde die Bevölkerung nicht erreicht. Martin Debus (SPD) weist darauf hin, dass auch das angeregte Marketing Geld kostet: „Wir haben ja durchaus schon Schwierigkeiten, die baulichen Dinge zu finanzieren." Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis berichtet, dass die Verwaltung sich um weitere Fördermittel für das 12,5-Millionen-Euro-Vorhaben bemühe – in der nächsten Ratssitzung soll es einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen geben.

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Dr. Martina Taubenberger bestätigt die Wahrnehmung der Politik: „Es ist positiv , dass die Dringlichkeit rüberkommt.“ Neben dem Marketing müsse auch jetzt schon gleichberechtigt die Frage nach Inhalten und Programmen beantwortet werden. Ohne Inhalte keine Kommunikation – „die Geschichte muss erzählt werden, wenn Sie wollen, dass es zur Eröffnung kracht.“ Die Stadt stehe vor einer Fülle schnell zu erledigender Aufgaben. „Die Option nichts zu tun, besteht nicht mehr so richtig. Es wird gebaut, und es wird fertig.“ Im September 2023.

+++ Kommentar:Hilchenbach: Bei den Marktplätzen fehlt der Mut +++

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