Wilnsdorf. Neben Netphen ist auch Wilnsdorf in der unglücklichen Lage, nicht alle Ortsteilen versorgen zu können. Nun wird viel Geld gebraucht.

1,575 Millionen Euro muss die Gemeinde Wilnsdorf in die Hand nehmen, wenn alle Haushalte mit Glasfaser-Hausanschlüssen versorgt werden sollen. Das ist der Eigenanteil, falls der Bund eine „Graue-Flecken-Förderung“ bewilligt. Diese beträgt noch 80 Prozent der Gesamtkosten von knapp 7,9 Millionen Euro, bis voriges Jahr waren es 90 Prozent, für Kommunen mit hohen Defiziten sogar 100 Prozent. Anders gerechnet: Für jede der noch 706 anzuschließenden Adressen sind im Schnitt bis zu 12.000 Euro aufzubringen, der Gemeindeanteil würde somit 2200 Euro betragen.

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Es geht um 706 Haushalte

Während Bad Berleburg, Burbach und Kreuztal zusammen mit Greenfiber Netzgesellschaften gegründet haben, die die gesamten Stadt- und Gemeindegebiet versorgen und dann auch Eigentümer des Netzes sind, verlassen sich die anderen Kommunen darauf, dass sich Betreiber finden, die „eigenwirtschaftlich“ bauen, also ohne öffentliche Zuschüsse und finanziert nur mit den Beiträgen der angeschlossenen Haushalte und den Einnahmen aus Nutzungsgebühren. In Wilnsdorf war - wie in Netphen - Glasfaser Direkt interessiert, zog sich dann aber zurück, als die Telekom die Hand auf Anzhausen, Gernsdorf, Rudersdorf und Wilnsdorf legte. Glasfaser Direkt hat inzwischen eine Insolvenz überstanden, Wilnsdorf indes keinen Investor für die unversorgten Ortsteile gefunden.

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Nach dem Auftrag des Kreises an Greenfiber, mit Bundesmitteln alle „weißen Flecken“ anzubinden, können alle Wilnsdorfer Haushalte mindestens 30 Mbit pro Sekunde downloaden, 86 Prozent sogar 1000 Mbit. Von der neuen „Graue-Flecken“-Förderung können 706 Haushalte mit weniger als 500 Mbit pro Sekunde und ohne Kabelanschluss profitieren.

Daher muss die Frage der Verhältnismäßigkeit gestellt werden.
Verwaltungsvorlage

Geld müsste woanders eingespart werden

„Insbesondere bei Neuansiedlungen – egal ob es sich um Unternehmensgründungen oder um Zuzüge junger Familien handelt – ist das Vorhandensein eines schnellen Internetanschlusses zu einem wichtigen Entscheidungskriterium für oder gegen einen Standort geworden“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung zur Ratssitzung am Donnerstag, 14. Dezember. „Der Ausbau des Glasfasernetzes ist daher durchaus als Teil der öffentlichen Daseinsversorge und als wichtiger Faktor für die Zukunftsfähigkeit der Gemeinde Wilnsdorf zu sehen.“ Zu entscheiden ist allerdings, ob die Gemeinde sich diese Investition leisten will - „aufgrund der schwierigen Haushaltslage wären Einsparungen an anderer Stelle nötig“, heißt es weiter. „Daher muss die Frage der Verhältnismäßigkeit gestellt werden, auch wenn der Ausbau der Glasfaserinfrastruktur zweifelsohne von großer Bedeutung für die Gemeinde Wilnsdorf und ihre Bürgerinnen und Bürger ist. Die Entscheidung ist unter sorgsamer Abwägung aller Umstände zu treffen.“

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Bis auf Netphen, wo es um fünf Millionen Euro Eigenanteil gegangen wäre, haben alle anderen Kommunen im Kreisgebiet - außer denen mit eigener Netzgesellschaft - Förderanträge für die „Grauen Flecken“ beschlossen, allerdings in deutlich kleineren Dimensionen. Hilchenbach zum Beispiel kommt mit 150.000 Euro aus, um die letzten Versorgungslücken zu schließen.

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