Siegen. Angesichts der Corona-bedingten Steuerausfälle sei das Risiko zu groß, sagt der Siegener Superintendent – Sanierungsstau hat das Gebäude trotzdem

Der Evangelische Kirchenkreis Siegen stoppt vorerst die weiteren Planungen zum Umbau des Hauses der Kirche. Angesichts der finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Volkswirtschaft und damit auch auf das Kirchensteueraufkommen seien die Risiken zu groß, sagte Superintendent Peter-Thomas Stuberg bei der Kreissynode am Mittwoch, 16. September. Auch für die evangelischen Kitas werde das Geld knapper.

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Vor einem Jahr hatte sich die Synode für den Umbau ausgesprochen, diesen aber noch nicht beschlossen, sondern einen genaueren Planungsauftrag angestoßen. Dabei hätte ein präziseres Bild für einen funktional und ökologisch nachhaltigeren Bau am Standort an der Burgstraße entstehen sollen, das wiederum Basis für einen Umsetzungsbeschluss hätte sein können.

Haus der Kirche: Umbau hätte langfristige Folgen für Siegener Haushalt

Das Projekt hätte langfristige finanzielle Folgen auf den Kirchenhaushalt: Wenigstens 10 Millionen Euro hätte allein der Umbau gekostet, hinzu wären Kosten etwa für die Miete von Interim-Einrichtungen gekommen. Vielen Synodalen war die Summe seinerzeit als sehr hoch erschienen, die Kirchenleitung war allerdings auch von staatlichen Zuschüssen ausgegangen und hatte die hohen Kosten für die Bauunterhaltung des sanierungsbedürftigen Altgebäudes angeführt. So weisen Heizung, Fenster oder energetischer Zustand seit spätestens 2017 erhebliche Mängel auf.

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Im Haus der Kirche am traditionsreichen Standort neben dem Oberen Schloss sitzen unter anderem die Superintendentur, das Kreiskirchenamt sowie verschiedene weitere kirchliche Einrichtungen.

Siegener Superintendent sieht dennoch „erheblichen Renovierungsbedarf“

Vor der Corona-Pandemie war das Steueraufkommen – und damit auch die Kirchensteuereinnahmen – zwar recht hoch, aber das war eben vor Corona. Die nun mit dem Projekt verbundenen Risiken könne man in der derzeitigen Situation nicht eingehen, betonte Stuberg. „Wir müssen also mit dem Haus der Kirche im Jetzt-Zustand mit all seinen Einschränkungen und Kompromissen weiterleben.“

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Gleichzeitig lasse sich der Renovierungsstau am und im Gebäude nicht auf unbestimmte Zeit verschieben, dringend erforderliche Renovierungen müssten auch „in erheblichem Umfang“ weiterhin möglich sein. Das stellt die Kirchenleitung vor eine Zwickmühle: Denn jeder Euro, der in den Erhalt des Bestandsgebäudes investiert werde, mache einen späteren Rundum-Neubau unwahrscheinlicher.

Kindertageseinrichtungen in Siegen werden für Kirchenkreis teurer

Bei der Kita-Finanzierung stehe dem Kirchenkreis eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung bevor, so Stuberg. Zusätzlich zur Landesgesetzgebung sei das auch auf Corona-Effekte zurückzuführen. Nach dem neuen Kinderbildungsgesetz (KiBiz) müssten kirchliche Träger mehr Geld aufbringen, weil die Finanzierung pro Platz insgesamt steige. Der Anteil der Kirchen wurde zwar gesenkt, viele Kommunen kürzten daher aber ihre freiwilligen Zuschüsse.

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Die Stadt Siegen etwa habe ihren freiwilligen Anteil gesenkt, so dass der Kirchenkreis für die 25 Kitas im Stadtgebiet nun 90.000 Euro mehr aufbringen und damit nun insgesamt rund 700.000 Euro Eigenmittel aus Kirchensteuereinnahmen bereitstellen müsse. Andere Kommunen hätten ihre Verträge bereits ebenfalls gekündigt, mit entsprechenden Bitten sei man bei der Stadt aber nicht auf Gehör gestoßen, so Stuberg.

Für Kitas in Siegen-Wittgenstein aktuell 1,5 Millionen Euro

Spätestens bei der nächsten Synode müsse man sich damit auseinandersetzen, wie viel der Kirche die Kita-Arbeit noch wert sei: Die kreisweit 1,5 Millionen Euro aus Kirchensteuermitteln – 7 Prozent der Einnahmen –, darin noch nicht die oft unentgeltlich bereitgestellten Grundstücke und Gebäude, reichten künftig nicht mehr aus. „Wir machen diese Arbeit leidenschaftlich gern“, so der Superintendent, man wolle die Arbeit vor allem im Sinne der Kinder und Familien an keiner Stelle reduzieren.

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Es könne ja aber wohl auch nicht Ziel der Kommunen sein, die Kirche aus der Kita-Arbeit zu verdrängen und den gesamten Bereich inklusive Gebäude, Grundstücke, Personal und Verwaltung selbst zu übernehmen. Diese Arbeitsteilung sei von der NRW-Verfassung ermöglicht. Stuberg: „Es braucht eine auskömmlichere Finanzierung der öffentlichen Hand.“

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