Siegen. Ein eigenes Unternehmen zu gründen kann Angst machen. Experte Luca Stahlschmidt kennt Sorgen und Risiken – und weiß, wie man damit umgeht.
Die alte Weisheit, dass Angst kein guter Ratgeber ist, gilt auch beim Schritt in die berufliche Selbstständigkeit. Andererseits: „Wenn Gründer gar keine Angst haben, kann da großes Unheil draus entstehen“, sagt Luca Stahlschmidt, Beteiligungsmanager beim Siegerlandfonds. Gefragt sind vor allem Sinn für die Realität und gute Vorbereitung.
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„Einen guten Gründer macht nicht Angstfreiheit aus, sondern unternehmerisches Denken; die Fähigkeit, Chancen zu identifizieren und zu nutzen“, sagt der Wirtschaftsjurist. Er arbeitet seit vier Jahren beim Siegerlandfonds. Die 100-Prozent-Tochter der Sparkasse Siegen wurde 1983 gegründet und war damit laut eigenen Angaben „die erste Beteiligungsgesellschaft einer Sparkasse in Deutschland“ überhaupt. Der Fonds beteiligt sich direkt an Unternehmen aus der Region, stellt damit Geld zur Verfügung. Das gilt für bestehende Firmen ebenso wie für Start-ups. „Wir geben aber auch Tipps“, erklärt Luca Stahlschmidt. Gründerinnen und Gründer etwa erhalten Unterstützung in alle Belangen, zum Beispiel bei Themen wie Marketing, strategische Ausrichtung oder Wachstum. Auch weil der Siegerlandfonds seine Büros im Gründerwerk der Sparkasse in der Kölner Straße hat, „reden wir mit Gründungsinteressierten oft schon ab ihrer ersten Idee“.
Gründen in Siegen: Der Expertenblick von außen kann eine enorme Hilfe sein
Professionelle Unterstützung, das wird im Gespräch mit dem Beteiligungsmanager deutlich, ist auf jeden Fall ratsam. Gründungsvorhaben können nämlich richtig in die Hose gehen und Menschen mit einem Berg Schulden zurücklassen. Diese Gefahr lässt sich aber signifikant reduzieren, wenn vor den entscheidenden Schritten der Boden gut bereitet ist. „Wir schaffen Transparenz“, erläutert Luca Stahlschmidt. Geschäftsideen und -modelle werden von den Fachleuten auf ihre Tragfähigkeit hin abgeklopft, Möglichkeiten, Potenziale und Risiken werden mit den Gründerinnen und Gründern erörtert.
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Wie die Betroffenen damit umgehen, ist sehr individuell. Für manche kann schon das unter dem Angstaspekt ein kritischer Punkt sein. Manche hätten sich jahrelang als innovative Gründer oder Erfinder prädestiniert, im ein oder anderen Fall gebe es vielleicht auch eine Tendenz zur Selbstüberschätzung oder zur Überschätzung der eigenen Ideen, wie Luca Stahlschmidt erzählt. Wenn es dann um die Finanzierung geht, also um die konkrete und mit realen Risiken verbundene Umsetzung, verspürten manche Leute „Angst vor dem Moment des Scheiterns“ – das Feedback der Expertinnen und Experten könnte schließlich anders ausfallen, als erwünscht; die eigenen Vorstellungen und vielleicht auch ein Teil des Selbstbildes könnten in diesem Augenblick der Wahrheit zusammenbrechen. Wobei es ausdrücklich nicht darum geht, Menschen zu desillusionieren oder zu verletzen. Im Gegenteil: „Wir ermutigen die Gründer, Risiken auch anzunehmen“, betont Luca Stahlschmidt. Aber eben nur, wenn es Erfolgsaussichten gibt. Sollte ein Vorhaben nach Einschätzung der Profis zum Scheitern verurteilt sein, mag das für den Gründungswilligen zwar ein herber Schlag sein, wendet im Zweifel aber auch Schaden und Unbill von ihm ab. Sofern die Ratschläge auf offene Ohren stoßen: „Manche sind auch so überzeugt, dass man vor eine Wand spricht. Das merkt man daran, in welchem Maß Empfehlungen berücksichtigt werden“, sagt der Beteiligungsmanager.
Siegen: Gründungsberatung muss verschiedenen Typen gerecht werden
Manche Gründerinnen und Gründer seien vom Typ her mutiger und risikofreudiger, andere vorsichtiger und analytischer. Beide Herangehensweisen haben Vor- und Nachteile, die Empfehlungen der Beraterinnen und Berater müssen folglich „immer der Person angemessen sein“.
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Ängste treten aber natürlich nicht nur der Anfangsphase auf, sondern ziehen sich durch den unternehmerischen Alltag. „Ein bisschen unerschrocken muss man schon sein. Man übernimmt Verantwortung für sich und andere“, sagt Luca Stahlschmidt. „Wenn man seine Hausaufgaben gemacht hat, kann man damit aber in der Regel umgehen.“
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