Freudenberg. Die Freudenbergerin Sonja Hilkhausen hat mit ihrer extremen Angst vor einer Zahnbehandlung zu kämpfen. Wie sie damit umgeht und was ihr hilft:
„Ich muss zum Zahnarzt: Die Welt geht unter“ – Sonja Hilkhausen hat schon ihr Leben lang mit extremer Angst vor Zahnbehandlungen zu kämpfen. Die Anfänge liegen in ihrer Kindheit, erinnert sie sich: „Das ist in den 70er Jahren gewesen.“ Die Behandlung sei damals sehr „rabiat“ vonstatten gegangen: „So kam ich mir damals vor: Zum Schmied gehen und der holt mir mit der Zange einen Zahn raus“, berichtet sie.
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Ihr Leben lang sei sie besonders regelmäßig zum Zahnarzt gegangen: „Weil ich ja so eine Angst habe, gehe ich lieber, weil ich die Hoffnung habe, dann ist es nicht ganz so schlimm“, erklärt sie. Aber leicht gefallen sei ihr der Weg dorthin nie: „Jedes Mal mit Bauchschmerzen und Schweißausbrüchen“, sagt sie. Und es sei jedes Mal erneut schwierig gewesen: „Zahnarzt ist Krach, tut weh, sind Schmerzen – das verbindet man immer.“
Freudenbergerin berichtet über die Auswirkungen ihrer Angst
Und die schlechten Erfahrungen seien mehr geworden: Trotz Hinweis auf ihre Ängste behandelten wechselnde Ärzte ohne besondere Rücksicht, stoppten teils bei Schmerzen nicht: „Das kann man nicht mit einem machen, der schon Panik kriegt, wenn er den Geruch riecht oder den Bohrer hört“, beschwert sich Sonja Hilkhausen.
Eine Situation sei besonders extrem gewesen. Ein Schmerzenslaut von ihr sei mit „Ja, ist ja gleich vorbei“ kommentiert worden, die Behandlung sei weiter gegangen. „Da hätte nicht viel gefehlt und ich hätte ihr den Bohrer aus der Hand gehauen“, sagt Sonja Hilkhausen: „Das kann man jemandem gar nicht darlegen, was da in einem vorgeht.“
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Sie habe jedoch nicht nur vor den schmerzhaften Behandlungen, sondern auch vor Zahnreinigungen Angst gehabt: „Da fühlt man sich ausgeliefert“, berichtet sie. Selbst der Gedanke an eine mögliche Terminvereinbarung habe sie schon unter immensen Stress gesetzt: „Der Zahn hat nur leicht gezogen und dann habe ich hier schon gesessen und geheult“, erinnert sie. Vor dem Termin sei es viel schlimmer geworden: „Ich schlafe vorher nicht mehr, weil ich so Panik habe.“ Selbst zu Hause auf dem Sofa habe sie sich nicht entspannen können: „Das hat auch im Nachgang immer sehr lange gedauert, bis ich mich beruhigt habe“, berichtet sie.
Vor Kurzem sei sie als Begleitung in ihre alte Praxis gegangen: „Es war wie ein Deja vu: Ich saß nur im Wartezimmer und hatte klatschnasse Hände. Ich war fix und fertig“, berichtet sie.
Reaktionen aus dem Bekanntenkreis der Freudenbergerin
So selbstsicher, wie sie heute über das Thema reden kann, war sie nicht immer: „Vielleicht übertreib ich ja auch“, sagt sie beim Gedanken an frühere Zweifel. „Aber nein“, weiß sie heute: „Das ging ja bei mir auch fast bis zur Luftnot.“
„Was macht man als Erstes? – Mundpropaganda“, berichtet Sonja Hilkhausen. Aber auch bei empfohlenen Ärzten habe sie oft hören müssen: „Ach, tut schon nicht weh.“
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Die Reaktionen auf ihre Angst seien im Freundeskreis sehr unterschiedlich gewesen. Einige hätten wirklich interessiert nachgefragt, andere hätten nach kurzem Googeln Tipps gegeben. Wieder andere seien nicht so verständnisvoll: „Kann ich mir jetzt gar nicht vorstellen“, hätten diese ihr entgegnet.
Sie ist froh, dass die Mehrheit ihr zugehört habe: „Das ist unwahrscheinlich wichtig, dass da Verständnis ist“, erklärt sie. Im Zweifel habe sie anderen widergespiegelt, wie man mit so einer Angst umgeht: Jeder habe doch vor irgendetwas Angst. „Ich kann einem nicht sagen, was er zu fühlen hat“, betont sie.
Umgang mit der Angst in der Kreuztaler Zahnarztpraxis
Immer sei sie auf der Suche nach einem guten Zahnarzt gewesen, habe immer wieder wechseln müssen. Und auch innerhalb einer Praxis sei sie oft von ihr unbekannten Ärzten behandelt worden. Schlussendlich sei sie bei der Eichenklinik in Kreuztal gelandet: „Dann habe ich einen Termin gemacht und direkt gesagt: Ich bin Angstpatient“, berichtet sie.
Hier hätten sie erst einmal in einer ruhigen Atmosphäre ein Gespräch geführt, der Zahnarzt habe sich Zeit genommen. „Ich hatte das Gefühl, nach mir kommt keiner mehr“, erinnert sich Sonja Hilkhausen. Das sei zuvor nie der Fall gewesen.
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In drei Sitzungen mit einem Therapeuten habe sie dann beigebracht bekommen, das Gefühl der Angst unter Kontrolle zu halten: „Dass ich ohne Panik, Herzrasen und klatschnasse Hände behandelt werden kann“, erklärt sie. Dafür stelle sie sich einen Ort vor, an dem sie sich wohlfühle: „Ich versuche, die Angst mit etwas Positivem zu übertünchen“, erklärt sie. Dabei beruhige sie ihre Atmung: „Bei meiner ersten Behandlung habe ich mich so auf meine Atmung konzentriert, dass ich fast eingeschlafen bin“, erinnert sie sich. „Die Angst wird nie weggehen, aber sie beherrscht mich nicht mehr, sondern ich beherrsche sie. Das ist das Wichtigste – dahinzugehen und zu sagen: Das schaffe ich“, sagt Sonja Hilkhausen.
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