Geisweid. Wind und Wetter lassen Klaus Schneider kalt: Seit 40 Jahren ist der Niederdielfener bei jedem Geisweider Flohmarkt dabei – aus guten Gründen.

Eine steife Brise fegt über den Flohmarkt unter der HTS in Geisweid hinweg. Es ist bitterkalt. Klaus Schneider hält auch das nicht ab. Der 73-Jährige ist seit 40 Jahren jedes Mal als Händler dabei, so auch beim ersten Flohmarkt der Wintersaison am Samstag.

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Dem Niederdielfener macht es hobbymäßig Spaß, hier seine Artikel anzubieten. An Ware mangelt es nicht. „Ich habe drei Garagen und die sind voll mit alten Sachen“, sagt Klaus Schneider. „Die bekomme ich über private Spenden, wenn ich mal einen Speicher räume oder mir irgendwelche Leute einfach Kartons mit Sachen vor die Haustüre oder die Garage stellen.“

Siegen: Flohmarkt Geisweid ist für Händler Klaus Schneider seit 40 Jahren Pflichttermin

Sein Bekannter Hans-Jürgen Schober, ebenfalls aus Niederdielfen, ist seit immerhin acht Jahren beim Geisweider Flohmarkt anzutreffen. Der 74-Jährige hat damit nach dem Eintritt in den Ruhestand ein Hobby gefunden. Natürlich hat auch er Einiges zu berichten. Einmal habe er zum Beispiel eine alte Obstpresse zum Verkauf angeboten. „Dieses Ding war bestimmt hundert Jahre alt, verrostet und das Holz teilweise wurmstichig und verfault“, erzählt er. Eine junge Dame habe das Teil kaufen wollen, er habe es ihr für wenig Geld überlassen. Die Kundin kündigte an, wiederzukommen und dem Verkäufer zu präsentieren, was sie aus dem Objekt bis dahin gemacht haben würde. Sie hielt Wort: „Vier Wochen später beim nächsten Flohmarkt zeigte mir die Frau die alte Obstpresse. Sie hatte diese vollkommen auseinandergenommen und komplett restauriert“, sagt der 74-Jährige. „Die alte Obstpresse sah aus wie neu und steht in ihrem Haus als Blickfang im Flur.“

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Weil die beiden Rentner schon fast zum Flohmarkt-Inventar gehören, brauchen sie sich nicht anzustellen und bekommen seit Jahren immer den gleichen Platz zugewiesen. „Das hat einen kleinen Vorteil, wir können dann an dem Flohmarktsamstag eine Stunde länger schlafen“, sagen beide. Aber auch weniger regelmäßig mitmachende Verkäuferinnen und Verkäufer kommen natürlich zum Zug. Rita Damm aus Olpe etwa hatte am Samstag nach 20 Jahren wieder den Weg auf den Geisweider Flohmarkt gefunden und bot Einiges an. Beim letzten Mal vor zwei Jahrzehnten waren es ein Kinderwagen und Zinnfiguren, wie sie sich erinnert. Inzwischen hat sich viel angesammelt, das sie nun gerne an den Mann oder die Frau bringen wollte. Ihre Stand-Nachbarin Sarah Stahl ist hier zwei bis drei Mal im Jahr zu finden. Die beiden haben sich nun kennengelernt, direkt gut verstanden und wollen in Zukunft öfters hier verkaufen.

Flohmarkt in Geisweid: Rita Damm (links) ist nach 20 Jahren wieder einmal als Verkäuferin dabei und hat Standnachbarin Sarah Stahl kennengelernt. Von der Kälte lassen sich die beiden nicht die Laune vermiesen.
Flohmarkt in Geisweid: Rita Damm (links) ist nach 20 Jahren wieder einmal als Verkäuferin dabei und hat Standnachbarin Sarah Stahl kennengelernt. Von der Kälte lassen sich die beiden nicht die Laune vermiesen. © Jürgen Schade

Siegen: Geisweider Flohmarkt feiert 2024 das 55-jährige Bestehen

Die 40 Jahre, auf die Klaus Schneider zurückblicken kann, sind schon eine stolze Leistung. Den Geisweider Flohmarkt gibt es seit Sommer 1969, 2024 wird folglich das 55-jährige Bestehen gefeiert. „Anfangs fanden die Flohmärkte immer nur von März bis Dezember statt, aber seit einigen Jahren haben wir auch einen Winter-Flohmarkt“, sagt Organisationsleiter Mario Görög. In den Wintermonaten gelten dabei veränderte Öffnungszeiten. Los geht es dann um 8 Uhr, Schluss ist um 14 Uhr – und die Händlerinnen und Händler bekommen ab 6.30 Uhr ihre Plätze zugewiesen. Im Sommer stehen die ersten zum Teil schon um Mitternacht in der Stahlwerkstraße, ab 3.30 Uhr erfolgt die offizielle Platzvergabe. Dann endet der Flohmarkt um 13 Uhr.

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Es ist eine der größten Veranstaltungen ihrer Art in Südwestfalen. Einer der besonderen Vorteile ist, dass alle Plätze überdacht sind: So steht man an regnerischen Tagen im Trockenen, an heißen Tagen im Schatten und ist dennoch an der frischen Luft. Wer den Geisweider Flohmarkt länger kennt, erinnert sich sicher noch an andere Zeiten: Früher fand er nicht unter der HTS, sondern in der Ortsmitte statt.

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