Dahlbruch. Die Stadt Hilchenbach bittet zum Spatenstich, der Bürgerverein macht junge Leute neugierig auf das Projekt.

Man sieht was. Vor der Brandmauer des Hallenbades, da wo bis letzten Herbst noch die Turnhalle stand, ist der Baugrund für die Bodenplatte des neuen Hauses der Alltagskultur geschottert. Drunter liegen die Leitungen für Wasser, Kanal und Strom. Nebenan ist der Eingang zum Theater, noch. In den Boden werden gerade Leitungen gelegt. Darauf wird der Anbau errichtet, mit zweitem Veranstaltungssaal oben und Restaurant unten. Bis zur Einheitseiche wird der Vorbau reichen – der Baum, um den Hilchenbach vor über 30 Jahren zur ersten Feier der deutschen Einheit getanzt ist, wurde eigens beschnitten. Er steht dann nicht mehr in der Mitte des Bernhard-Weiss-Platzes, sondern am Eingang zum Kulturellen Marktplatz Dahlbruch.

Der Bürgermeister

Hilchenbach feiert Spatenstich, von jetzt an wird nicht mehr abgerissen, sondern aufgebaut. „Was sehr lange währt, wird endlich besonders gut“, sagt Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis. Er meint das wörtlich, in jeder Hinsicht: Die Fertigstellung ist jetzt im Zeitplan in das dritte Quartal 2023 gerückt, 13 Jahre nach dem Start des Projekts, das einmal für die Südwestfalen-Regionale 2013 gedacht war. Vielleicht, so überlegt der Bürgermeister, wird die 13 ja Hilchenbachs neue Glückszahl. Hallenbad, Kino und Theater bleiben die auch überregional bekannten Anziehungspunkte, sagt Kaioglidis. Dazu werde Neues kommen, „das unsere Stadt nach vorne bringen wird“. Neu ist das Haus der Alltagskultur, mit dem nun begonnen wird: für Junge und Alte, für Migranten und Menschen mit Behinderung – „Möglichkeiten der persönlichen und gemeinsamen Entfaltung“. Das neue Gebäude mit der Mehrzweckhalle werde für Kultur, Sport und Integrationsangebote verwendbar sein: „So vielfältig wie die Menschen sind, soll auch die Nutzung werden.“

Der Bürgerverein

Gegründet wurde derBürgerverein Hilchenbach, Unterstützer und Mitfinanziers für den Kulturellen Marktplatz zu gewinnen. Das wurde um so schwieriger, je zäher und kontroverser über das Vorhaben diskutiert wurde. „Jetzt haben wir wieder Rückenwind“, sagt Vorsitzender Thomas Klein: Man sieht was, es wird leichter, das Projekt populär zu machen. In diesen Tagen startet eine Social-Media-Kampagne: In Schulen, Jugendtreffs und beim Jugendförderverein Push will der Bürgerverein junge Menschen gewinnen, die den Kulturellen Marktplatz begleiten und Gleichaltrige dafür interessieren – während der Bauzeit, „aber auch dann, wenn hier Leben in der Bude ist“. Thomas Klein weiß, dass Jugendliche bisher wenig erreicht wurden. Und setzt auf die jungen Gastgeberinnen der Social-Auftritte und deren Team: „Sie stellen die Fragen, die Jugendliche haben.“

Die Praktiker

Uwe Hübner ist der Projektsteuerer, der Zeit und Geld im Blick behalten soll: die jeweils fälligen Ausschreibungen, die anstehenden Auftragsvergaben. Die Baukonjunktur brummt, die Baustoffe werden knapp und teurer – dazu leisten auch Produktions- und Lieferengpässe, die der Pandemie geschuldet sind, ihren Beitrag. Akut geht es um das Dämmmaterial für die Bodenplatte, deren Baubeginn eigentlich gerade gefeiert wird. „Die Lieferung wurde um sechs Wochen verschoben“, berichtet der Projektsteuerer, den der Bürgerverein mit Unterstützung der Sparkasse nach Hilchenbach geholt hat. Die Baufirma hat das Zeug von einer anderen Baustelle umgeleitet – wieder ein Problem gelöst. Etwa ein halbes Jahr, schätzt Uwe Hübner, hängt das Projekt jetzt dem Plan hinterher.

Fakten

Eigentlich begann das Projekt 2009 mit einem „Masterplan“ zur Erneuerung des Gebrüder-Busch-Theaters. Daraus entwickelte sich die Idee, einen zweiten Veranstaltungssaal anzubauen. Diese „Dahlbruch-Arena“ wurde Auslöser für das Regionale-Projekt „Kultureller Marktplatz“, zu dem am Anfang auch noch ein Haus der Musik für die Philharmonie Südwestfalen gehörte, auf dem Gelände der ehemaligen Hauptschule.

Die Kosten des Vorhabens werden aktuell auf 12,5 Millionen Euro geschätzt. Wichtiger Mitfinanzier ist der Dahlbrucher Unternehmer Heinrich Weiss (SMS group).

Die Kultur

Hans-Jürgen Klein, der auch für die Kultur zuständige Fachbereichsleiter im Rathaus, stellt sich vor, die abgesteckte Grundfläche zu nutzen, bevor darauf im Herbst 2022 das Haus der Alltagskultur eröffnet wird: Auf dem Gelände wird nun schon gut simuliert werden können, welche Möglichkeiten sich dort bieten – vor allem den im Jugendcafé aktiven Jugendlichen hat die Stadt den Workshop an Ort und Stelle versprochen. „Es wird eng“, ahnt Hans-Jürgen Klein: Wenn die Gebäude erst stehen, ist vom Platz nicht mehr viel übrig. Und dann bleibt ja noch die Baustelle innen drin: Das Jugendcafé sucht Platz, um Musik zu machen, undBands suchen Probenräume. Klein hofft auf das gerade entstehende Nutzungskonzept; schließlich sollen die Bühnen im Haus auch ihnen offen stehen. „Wir wollen die Verbindung zum Gebäude schaffen.“ Der Bands. Aber auch aller anderen. Auch deshalb wird gerade auf dem Kulturellen Marktplatz so viel gefeiert. Mitte Juni ist Grundsteinlegung.

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