Siegen. Viele Wochen nach Schulstart feiert die Gesamtschule am Rosterberg die Gründung – der Schulleiter setzt auf Kooperation und moderne Lernkonzepte.
Knapp sieben Wochen nach dem Schulstart feiert die neue Gesamtschule am Rosterberg ihre Gründung offiziell. Schulleiter Florian Kraft kennt wie kaum ein anderer die besonderen Abläufe an Gesamtschulen und ist fest davon überzeugt, dass das Gesamtschulkonzept Zukunft hat. Nach seiner Tätigkeit als Oberstufenleiter an der Esther-Bejarano-Gesamtschule in Freudenberg übernimmt er nun die Spitzenposition. in die alleinige Verantwortung. Die vierte Siegener Gesamtschule setzt auf moderne Bildungskonzepte – vor allem die gemeinschaftliche Zusammenarbeit und Kooperation soll im Vordergrund stehen.
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Start „eine Punktlandung“
Nach einer spannenden kommunalpolitischen Vorgeschichte, die Florian Kraft als Grünen-Stadtverordneter und nun ehemaliger Vorsitzender des Schulausschusses in führender Position mitgestaltet hat, blickt der 37-Jährige auf einen herausfordernden, erfolgreichen Start zurück: „Es hat in den sieben Wochen schon sehr sehr viel gut funktioniert.“ Insgesamt 115 Schüler und Schülerinnen besuchen die Gesamtschule am Rosterberg. Damit sind alle vorhandenen Plätze besetzt – und das, ohne Absagen erteilen zu müssen. „Es war im Prinzip eine Punktlandung“, betont Florian Kraft.
Die Gesamtschule am Rosterberg teilt sich gemeinsam mit dem Peter-Paul-Rubens-Gymnasium die Räumlichkeiten. Trotz der neuen Situation für das Kollegium sowie die Schüler habe es kaum Anlaufschwierigkeiten gegeben. Vielmehr sei eine enge gegenseitige Kommunikation und Zusammenarbeit sofort spürbar gewesen, so Florian Kraft weiter. Aktuell müsse noch an ein bis zwei Stellschrauben gedreht werden, darunter auch eine zufriedenstellende Raumeinteilung zwischen beiden Nutzern. Das Peter-Paul-Rubens-Gymnasium wird in einigen Jahren geschlossen, ein neuer 5. Jahrgang wurde nicht mehr aufgenommen.
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Neue Maßstäbe im Lernbereich setzen
Die vierte Siegener Gesamtschule will neue Maßstäbe im Lern- und Schulbereich setzen. Dafür hat sie insgesamt sieben Leitziele in Zusammenarbeit mit Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Hans Werner Heymann entwickelt. Bei der Befolgung der Leitziele immer im Fokus: Die Stärkung des „Schüler-Ichs“. „Ihnen auch Verantwortung zuzutrauen, ist genau das, was Schule ausmacht“, erklärt Florian Kraft.
Jeden Freitag können sich Schüler beim sogenannten „Freiday“ in Projektkursen vier Stunden selbst verwirklichen und weiterbilden – unterschiedliche Interessen sowie verschiedene Stärken sollen so frühzeitig gefördert werden. Der Unterricht findet immer fachübergreifend und projektbezogen statt. „Es ist ein stückweit vernetztes Um-die-Ecke-Denken“, erklärt Bürgermeister Steffen Mues.
Aktuell befassen sich die Schüler im Projektunterricht unter anderem mit der europäischen Kulinarik. Während des Kurses ist sowohl die handwerkliche Tätigkeit als auch das reine kognitive Lernen umsetzbar. Im Endeffekt entscheidet der Schüler für sich, wie er mit der Thematik umgeht. Am Ende können die Schüler und Schülerinnen so auch herausfinden, welche künftige berufliche Ausbildung zu ihnen passt. „Hier sollen sie etwas über Arbeitsprozesse lernen. Jeder Schüler kann sich nach eigenen Stärken einbringen“, fasst Florian Kraft zusammen.
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Gemeinsames Netzwerk aufbauen
Neben dem Projektunterricht bietet die Gesamtschule am Rosterberg Lernzeitkonzepte an. Schüler treffen sich dabei täglich mit ihren Klassenleitern und „lernen das Lernen“. Zusätzlich dazu setzt der neue Schulleiter auf Kooperation und Zusammenarbeit – so arbeitet die Gesamtschule bereits von Anfang an eng mit der Universität Siegen zusammen. In regelmäßigen Abständen kommen Studenten und Dozenten mit Schülern und Lehrern zusammen, um sich über bestimmte Themenbereiche auszutauschen und sich weiterzubilden – Pläne für eine gemeinsame Forschungswerkstatt laufen auf Hochtouren. „Wir könnten die Universität in die Schule holen, sodass wir hier Hand in Hand arbeiten können“, verdeutlicht Dr. Jörg Siewert vom Siegener Netzwerk Schulentwicklung.
Gerade in der heutigen Zeit sei die frühe Zusammenführung von Schülern mit unterschiedlichen Leistungsständen ein großer Vorteil. Im Vergleich zu normalen Schulen stehen hier die gemeinschaftliche Zusammenarbeit und Förderung – auch unter den Kindern – im Vordergrund. „Gemeinsam leben und lernen in der Schulgemeinschaft. Wir sind davon überzeugt, dass das Konzept funktionieren wird“, hält Florian Kraft fest.
Geht es nach Bürgermeister Steffen Mues hat die neue Gesamtschule beste Entwicklungschancen – auch weil alle Beteiligten die Herausforderungen der Zeit erkannt haben. „Alle haben Bestnoten verdient“, sagt er. Nach der Feierstunde, mit musikalischen Auftritten von Kindern aus allen Siegener Gesamtschulen, will Schulleiter Florian Kraft den starken Aufwind für die schweren anstehenden Aufgaben mitnehmen.
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