Siegen. Auf eindringliche Weise werden Schüler in Siegen über Cyber-Mobbing aufgeklärt. Ein Schauspieler kommt in die Klasse. Dann wird es heftig.

Noch in der 2006er Ausgabe des damals rund erneuerten Dudens sucht man vergeblich nach dem Begriff Cyber-Mobbing. Dass er gut 15 Jahre später in vieler Munde ist, über diese perfide Form von Mobbing allenthalben diskutiert, zum Thema in Diskussionen, Büchern und sogar im Theater wird, zeigt: Die Nachrichtentechniken gerade ganz junger Menschen haben sich tsunamiartig verändert und damit auch unsere Sprache. „Out – gefangen im Netz“ wird nach der Premiere im Apollo Theater ausschließlich in Klassenzimmern gespielt und das hat gute Gründe: Cyber-Mobbing ist gerade in Schülerkreisen verbreitet und in Klassenzimmern geht die Darstellerkunst von Torben Föllmer besonders unter die Haut.

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Gut 15 Minuten lang mimt er den Dominik Stein, einen Kriminalkommissar, der sein Publikum aufklärt: Cyber-Mobbing ist kein Kavaliersdelikt. „Im Netz ist alles erlaubt“, meinen die meisten. Doch Mobbing kann schul-, zivil- und strafrechtliche Konsequenzen haben. Beispiel: Ein Bild geht in der Klasse um, ohne dass der oder die Betroffene davon weiß. Es sei für die Kripo ein Leichtes, die Täter ausfindig zu machen. Dominik spielt nicht den Verständnisvollen, Zuhörenden. Er kann so richtig laut, wütend, fast einschüchternd werden.

Siegen: Schauspieler spricht vor Schülern über Cyber-Mobbing – aus Sicht Betroffener

Doch nach einer knappen Viertelstunde kommt ein radikaler Rollenwechsel. Er legt seine polizeiliche Dienstkleidung ab und wird zum großen Bruder von Vicky. Die wird nach einem Schulwechsel von ihrer neuen Klasse nicht gerade herzlich aufgenommen, sondern völlig ignoriert. Vielleicht auch deswegen, weil sie meint, ihr Leben ins weltweite Netz posten zu müssen, und seien es nur ihre Mahlzeiten. Dass ihr dieses Mitteilungsbedürfnis voll ins Gesicht fliegt, merkt sie, als sie für die Vorbereitung einer Klassenparty ihre Hilfe anbietet und dann über WhatsApp die Antwort erhält „Auf eine geile Party… OHNE DICH“. Sie fährt dennoch hin. Als ihr Bruder sie wie vereinbart abholen will, ist sie nicht da. Sie übernachtet bei einem Klassenkameraden. Prompt tauchen nicht jugendfreie Bilder im Netz auf.

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Als Vicky sich am letzten Tag eines Schüleraustauschs in London bei der Abschlussparty vergeblich gegen den aufdringlichen John wehrt, verlässt sie die Party. Kommentar ihrer Lehrerin am nächsten Morgen: „Stell dich nicht so an.“ Wieder zu Hause, geht es richtig los: Der Hashtag „Fickis World“ sorgt für unsägliche Kommentare, u.a. „Vergasen!“ Ihr Bruder: „Das war für Vicky der Anfang vom Ende“. Dass ihr Vater in die Schule kommt und mit Polizei droht, bringt die Mitschüler dazu, sie kollektiv zu misshandeln und sie sagen zu lassen: „Ich mach’s mit jedem – für 2 Euro“. Vicky verschwindet spurlos. Ihre letzte Sprachnachricht: „Mach’s gut, großer Bruder. Vielleicht habe ich es ja verdient.“ Einer der letzten Sätze des Bruders: „Sie hat es überlebt und kommt nächste Woche in eure Klasse.“

Siegen: Theaterstück über Cyber-Mobbing kommt in die Klassenzimmer

„Keine leichte, aber hochaktuelle Kost für die Schülerinnen und Schüler, vorwiegend der Jahrgangsstufen 7 und 8, die „Gefangen im Netz“ im Laufe des Septembers in ihrem Klassenraum miterleben dürfen. Da sind sich alle Lehrerinnen und Lehrer sicher, die das Stück in einer der letzten Proben vor der Premiere in der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule miterleben konnten. Dazu Theater-Pädagogin Henriette Heine: „Wir wollten nicht nur Gut und Böse gegenüberstellen, sondern Mobbing im Netz so realistisch wie möglich darstellen. Dazu haben wir uns eine 14-jährige Schülerin mit ins Boot geholt.“

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