Kreuztal. Die 2019 beschlossene Planung reicht nicht aus: Der Raumbedarf im Kreuztaler Schulzentrum wird noch größer, die Schülerzahlen steigen.

Die Erweiterung des Schulzentrums muss größer ausfallen als bisher geplant. Nicht 15 zusätzliche Räume, wie 2019 beschlossen, werden gebraucht, sondern 23. Sollte es bei der bisherigen Planung bleiben, Gymnasium und Gesamtschule um eine vierte Ebene aufzustocken, müsste diese nicht nur die Hälfte, sondern drei Viertel der jetzigen Dachfläche überdecken. Möglich ist das nur in Leichtbauweise. Der Schulausschuss befasst sich damit am Mittwoch, 20. September. Die Sitzung findet in der Grundschule Kredenbach statt und beginnt um 17 Uhr.

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Warum der Platz nicht mehr ausreicht

Im langfristigen Schulentwicklungsplan hat die Stadt mit Jahrgängen zwischen 226 und 262 Schülerinnen und Schülern gerechnet, die in die Klasse 5 wechseln. Dafür hätten neun oder zehn Klassen in Gesamtschule, Gymnasium und Realschule ausgereicht. Nach neuen Prognosen sind die Jahrgänge aber bis zu 307 Kinder stark – ohne die Einpendler zur Gesamtschule aus Hilchenbach (zuletzt zehn) zu berücksichtigen. Daher müssen nun durchweg zehn, in einigen Jahren sogar elf fünfte Klassen gebildet werden. Bereits einkalkuliert wurde, dass aus jedem Grundschuljahrgang 15 Prozent der Kinder weiterführende Schulen außerhalb Kreuztals besuchen, vor allem das Gymnasium Stift Keppel. „Je nach tatsächlicher Entwicklung der Schülerzahlen müsste darüber hinaus (...) sogar vereinzelt die Bildung einer zwölften Klasse erforderlich sein“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Denn die Schulen begrenzen die Klassengrößer auf 27 Schülerinnen und Schüler, wenn die Zahl der Inklusionskinder entsprechend groß wird. Zurückgeführt wird der Anstieg der Schülerzahlen unter anderem auch auf verstärkte Zuwanderung aus Südosteuropa und der Ukraine.

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Wofür die Räume gebraucht werden

Die Planung von 2019 sei zwar schon auf einen zusätzlichen, elften Klassenzug ausgelegt gewesen, erklärt die Verwaltung. Nicht bekannt war damals der darüber hinaus gehende Bedarf. So werden zwei Räume für die Willkommensklasse benötigt, in der die Kinder aus zugewanderten Familien zunächst aufgenommen werden, um die für sie geeignete Schulform festzustellen; in den Räumen soll auch der Unterricht „Deutsch als Zweitsprache“ (DaZ) erteilt werden. Neu eingerichtet und für Gesamtschule und Gymnasium gemeinsam genutzt werden soll ein Berufsberatungsbüro – das hat bisher nur die Gesamtschule im ehemaligen Fotolabor. Zwei Räume werden für die Ganztagsbetreuung der Gesamtschule vorgesehen. Diese Räume waren weggefallen, als die Stadthalle erweitert und ein Aufzug eingebaut wurde.

Neu im Raumprogramm ist ein Lehrerarbeitsraum mit 25 Arbeitsplätzen, „in dem Lehrende konzentriert und in Ruhe an Korrekturen, Stundenvorbereitungen etc. arbeiten können“, wie es in der Vorlage heißt. „Die Lehrerzimmer beider Schulen geraten mit stetig wachsenden Kollegien längst an ihre Grenzen. Derzeit steht einer Lehrkraft an ihrem Platz weniger Raum zur Verfügung als einem Lernenden an seinem Arbeitsplatz.“ Unterstützt werden die Lehrkräfte durch Integrationshelfer, die Kinder mit Unterstützungsbedarf auf dem Schulweg und auch im Unterricht begleiten. In diesem Schuljahr sind an der Gesamtschule 27 Integrationskräfte tätig, außerdem drei am Gymnasium, das nun auch wieder „Schule des gemeinsamen Lernens“ geworden ist und Kinder mit Förderbedarf aufnimmt. Als Sozialraum wurde den Integrationskräften bisher die Mensa der Gesamtschule zur Verfügung gestellt. „Das führt dazu, dass die Clara-Schumann-Gesamtschule die Schulmensa nicht in normalem Umfang nutzen kann.“ Der nun vorgesehene eigene Sozialraum soll auch Lehramtsstudierenden dienen, die an den Schulen ihr Praxissemester ableisten.

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Schließlich im erweiterten Raumprogramm: ein Oberstufenarbeitsraum, in dem Schülerinnen und Schüler während Freistunden arbeiten können. Die Verwaltung: „Ein eigens dafür vorgesehener Raum fehlt derzeit, was dazu führt, dass die Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschüler zum Teil auf den Fluren vor den Kursräumen oder in der Pausenhalle bzw. Mensa sitzen, um dort ihre Aufgaben zu erledigen.“ Ein etwa 100 Quadratmeter großer Arbeitsraum soll Arbeitsplätze für rund 50 Schülerinnen und Schüler bieten.

Was das mit dem Stadthallen-Streit zu tun hat

Nach wie vor hält die Verwaltung die Aufstockung auf dem Dach von Gymnasium und Gesamtschule für möglich, wobei die Treppenhäuser neu gebaut und die Brandschutzanlagen insgesamt überarbeitet werden müssen. Im Zusammenhang mit dem Neubau der Stadthalle hatte die Verwaltung die Aufstockung aber auch als „statisch höchst anspruchsvolle und damit voraussichtlichdeutlich teurere Variante“ bezeichnet. „Alleine für die durch die Aufstockung erforderliche brandschutztechnische Ertüchtigung beider Schulen ist mit Kosten im sechs- bis siebenstelligen Bereich zu rechnen“, hieß es weiter. Rund sieben Millionen Euro werden im aktuellen Investitionsprogramm als Gesamtausgabenbedarf genannt – 2019 war die Rede von 4,35 Millionen Euro.

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Vor der Sommerpause ist im Rat über den Wiederaufbau der abgebrannten Stadthalle gestritten worden. Gegen die Empfehlung der Verwaltung setzte eine Mehrheit durch, eine Konzeptstudie für Standort-Alternativen in Auftrag zu geben. Würde die Stadthalle auf dem Parkplatz Stählerwiese und nicht, wie von der Verwaltung und der SPD-Fraktion bevorzugt, an ihrem bisherigen Standort neu gebaut, könnte auf dem Platz auch ein Erweiterungsbau für Gesamtschule und Gymnasium errichtet werden. Die Aufstockung würde dann entfallen.

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