Kreuztal. Pünktlich zum Jahrestag des Stadthallen-Brandes rückt das Rathaus mit einer Idee heraus, die auch den Plan fürs Schulzentrum auf den Kopf stellt.

Zum Jahrestag kommt die Verwaltung aus der Reserve: Ja, die Stadthalle soll im Schulzentrum wiederaufgebaut werden. Aber nicht zwingend am selben Platz, wo sie vor genau einem Jahr niedergebrannt ist. Neuer Standort könnte der jetzige Parkplatz des Schul- und Sportzentrums Stählerwiese sein – als Bindeglied zwischen dem gerade neu gestalteten Sport- und Bildungscampus und dem Dreslerschen Park mit der Weißen Villa als weiterer Veranstaltungsstätte und der Gelben Villa mit Kunstsammlung und Stadtarchiv. Das Grundstück der Stadthallen-Ruine wäre dann verfügbar für einen Erweiterungsbau für Gymnasium und Gesamtschule – die bisherige Planung, auf den Schulbau eine vierte Etage aufzusetzen, würde damit hinfällig.

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Der Infrastrukturausschuss befasst sich am Montag, 22. Mai, mit zwei Alternativen: entweder einer Konzeptstudie für einen Vorentwurf für beide Standorte, mit der die landeseigene NRW.Urban Kommunale Entwicklungsgesellschaft beauftragt würde, die auch schon die Projektsteuerung für die Erweiterung des Schulzentrums übernimmt – aus diesem Grund ist Kreuztal Mitgesellschafter von NRW Urban geworden. Oder mit der direkten Planung eines Wiederaufbaus des abgebrannten Bürgerforums am bisherigen Standort.

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Stellung nimmt die Verwaltung zu der Idee, das Bender-Areal in Ferndorf als künftigen zentralen Veranstaltungsort zu wählen und die historische Tonnendachhalle zu nutzen. Dagegen sprechen der ungewisse Zeitrahmen und die nicht abschätzbare Dauer der Altlastensanierung, das Risiko von Kostensteigerungen bei der Sanierung des Altbaus, Konflikte mit der neu entstehenden Wohnbebauung, der Lärm der Bahnstrecke und die Ferne zu Innenstadt und Schulzentrum. Daher sei der Standort in Ferndorf ungeeignet. Gar nicht erwähnt wird der Gedanke, die Stadthalle auf dem Parkplatz Roonstraße neu zu bauen, der, getrennt durch die Bahnlinie, direkt neben dem Rathaus liegt.

Das spricht für den Wiederaufbau

Sollte die Stadthalle an ihrem jetzigen Standort wiederaufgebaut werden, könnten nicht durch das Feuer zerstörte Nebenräume und Sanitäranlagen genutzt werden. Das Gymnasium bekäme wieder eine direkt angebundene Schulaula.

Das spricht gegen den Wiederaufbau

Die Feuerwehrdurchfahrt zwischen Gesamtschule und Realschule bleibt schmal. Die Verwaltung: „Der Großeinsatz der Feuerwehr am 16.5.22 wäre bei einer gleichzeitig laufenden Veranstaltung maßgeblich erschwert gewesen, dies insbesondere durch zugeparkte Schulhofflächen. Die Ankunft der Einsatzfahrzeuge auf dem Lehrer- bzw. Besucherparkplatz ohne gesonderte Feuerwehrzufahrt hätte ebenso zu Problemen geführt wie die Engstelle im Bereich des Realschulhofes.“

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An der Aufstockung von Gesamtschule und Gymnasium müsste festgehalten werden, die Arbeiten würde zur gleichen Zeit wie der Wiederaufbau der Stadthalle erfolgen, und das bei laufendem Schulbetrieb. Daher wären auch Ausweichräume für die Schulen zu schaffen. Der Gebäudebestand aus den 1970er Jahren müsse bei einer Schulaufstockung insgesamt brandschutztechnisch neu bewertet werden, da durch die Aufstockung unmittelbar in die Bausubstanz des Gebäudes eingegriffen werde und somit der Bestandsschutz entfalle.

Barrierefrei würde die Stadthalle nur, wenn die Bodenplatte aufgearbeitet würde – bisher waren Stufen im Saal.

Das spricht für den neuen Standort

Die 400 Meter von ihrem bisherigen Standort entfernte neue Stadthalle wäre weiterhin als Schulaula nutzbar. Zugleich entsteht – neben der Mensa der Gesamtschule - das Foyer des Gymnasiums als weiterer Veranstaltungsraum. Die Wohnbebauung sei weiter entfernt als vom jetzigen Standort

Für die Schulen würde an der Stelle der alten Stadthalle ein Erweiterungsbau errichtet. Die Verwaltung: „Die brandschutztechnisch wie statisch höchst anspruchsvolle und damit voraussichtlichdeutlich teurere Variante ‘Aufstockung’ könnte entfallen.“ Die Schulen würden Schulhoffläche hinzugewinnen.

Das wird zur Finanzierung gesagt

Die Finanzierung macht bei beiden Alternativen keinen Unterschied: Die Stadt kann wieder mit 70 Prozent Zuschuss aus Städtebauförderungs- und EU-Mitteln rechnen. Tragen müsste die Stadt die Abbruchkosten für die alte Stadthalle. Keinen Zuschuss kann die Stadt für die Parkpalette erwarten, die zu der neuen Stadthalle gebaut werden müsste, oder für die Stellplätze, die in das Gebäude zu integrieren wären – denn mit dem Neubau fallen die bisherigen rund 180 Parkplätze größtenteils weg. Drei Milllionen Euro würde eine Parkpalette für 150 Fahrzeuge kosten. Sparen würde die Stadt im Gegenzug den Betrag, den der Schul-Anbau „voraussichtlich“ billiger wäre als die Aufstockung. Keine Angaben werden zu den Koste für den Neubau insgesamt gemacht. Die Rede war bisher von einem auf jeden Fall zweistelligen Millionenbetrag mit einem noch unbekanntem, weil auch von den Leistungen der Feuerversicherung abhängigen städtischen Eigenanteil.

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