Kreuztal. Kreuztal macht sich Sorgen: Warum pendeln so viele Schüler aus? Es gibt zumindest Vermutungen, woran es liegen könnte.
34,6 Prozent der 291 Kreuztaler Viertklässler sollen nach Empfehlung ihrer Grundschulen im Sommer auf die Realschule wechseln, im vorigen Jahr wurde diese Empfehlung nur für 26 Prozent der Kinder gegeben. Gleichzeitig wurde nur noch 25,3 Prozent uneingeschränkt zum Besuch eines Gymnasiums geraten im Vorjahr waren es 36 Prozent. Damit einher geht ein Einbruch bei den Anmeldezahlen zum Gymnasium: 20 Kreuztaler Kinder weniger als im Vorjahr sind dort angemeldet worden, bei der Gesamtschule dagegen 25 Kinder mehr. Hinzu kommt der Zuwachs bei den auspendelnden Schülerinnen und Schülern: Allein am Gymnasium Stift Keppel im benachbarten Hilchenbach werden 29 Fünftklässler aus Kreuztal aufgenommen.
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Schülerströme: Baustelle abschreckend? Kreuztal zu groß?
All das beunruhigt den Schulausschuss. „Woran könnte das liegen?“ , fragt Heike Siebel (SPD) und stellte die „deutlich veränderten Lernbedingungen“ während der Pandemie als mögliche Ursache in den Raum – warum aber sogar aus Littfeld Kinder am Kreuztaler Schulzentrum vorbei nach Hilchenbach fahren, wäre auch damit nicht erklärt. Womöglich, so Heike Siebel, hätten die Kreuztaler Schulen nicht genug für sich geworben?
Schulrat Michael Utsch rät, die Zahlen im langjährigen Vergleich zu betrachten, statt die Pandemie als Erklärung zu suchen: „Da wäre ich vorsichtig.“ „Haben unsere Schulen vielleicht einen schlechten Ruf?“, fragt Tibor Zachar (FDP). Marion Kleis (CDU) vermutet, dass es an der Baustellensituation und am schlechten Zustand des Schulhofs liegen könne. „Die Größe des Schulzentrums wirkt abschreckend“, sagt Anna Wetz (Grüne), „mein Kind geht auch nach Stift Keppel.“
Zu wenig Öffentlichkeitsarbeit?
Stadträtin Edelgard Blümel nennt die Entwicklung „bedauerlich“ und versucht Erklärungen: Manchmal ziehen befreundete Kinder sich einfach gegenseitig mit an die neue Schule. Die Stadt sorgte für gute äußere Bedingungen und ein attraktives Schulzentrum, das gerade für Gymnasium und Gesamtschule erweitert wird: „Ich hoffe, dass die Baumaßnahmen im November 2023 abgeschlossen sind. Ich glaube nicht, dass die Baumaßnahme abschreckend ist – es gibt andere Gründe.“
Kritisch äußert sich die Schuldezernentin über „eine Schule“ – gemeint ist wohl das Gymnasium –, das keinen Tag der offenen Tür angeboten, keinen Flyer aufgelegt und auch Online nicht ausreichend informiert habe. Da sei es „sicherlich verständlich“, dass Eltern sich anders orientieren. „Das hat dazu geführt, dass Viertklässler an einer Schule nicht angemeldet wurden.“ Heike Siebel (SPD) regte eine Gesprächsrunde mit den Schulen an: „Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist da.“
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Corona: Extra-Geld und Bildungsgutscheine
„Extra-Geld“ ist eines der Landesprogramme im Rahmen von Aufholen nach Corona“. Den Grundschulen steht dafür ein Budget von 25.601 Euro zur Verfügung, den weiterführenden Schulen von 44.645 Euro. „Aus den Mitteln des Schulbudgets haben die Schulen Lernmaterial angeschafft, kulturelle Veranstaltungen besucht, psycho- und physiomotorische Förderung unterstützt sowie einen Tagesausflug in einen Zoo unternommen“, berichtet die Verwaltung in ihrer Vorlage. Ein ebenso hoher Betrag steht der Stadt selbst als Schulträger zur Verfügung, zum Beispiel für schulübergreifende Angebote oder die Schülerbeförderung. Den Grundschulen hat die Stadt ihren Anteil pauschal ausgezahlt.
Die weiterführenden Schulen haben die Stadt gebeten. Angebote vorzuschlagen. Sozialtraining, Hochseilgarten, Erlebnispädagogik, sozialpädagogische Gruppenarbeit, ein Medien- und Filmprojekt, Tanz- und Theaterworkshop, Chor und Gesang, Fitness und Tonstudio: Sieben Seiten lang ist die Liste, die die Verwaltung daraufhin zusammengestellt hat. Nur eine der drei Schulen im Schulzentrum habe darauf bisher reagiert, berichtet Stadträtin Edelgard Blümel.
Die Schulen sollen jeweils 30 Prozent der Mittel verwenden, um für ihre Schülerinnen und Schüler Bildungsgutscheine auszustellen, damit sie Förderung außerhalb der Schule in Anspruch nehmen können. Für 3.278 Kinder und Jugendliche sind das 351 Bildungsgutscheine im Wert von je 200 Euro für zehn Lerneinheiten von 90 Minuten. „Die Bildungsgutscheine werden wirklich gut angenommen“, berichtet Edelgard Blümel. Aktuell sind nur noch 15 frei.
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Helferprogramm für Grundschulen
Grundschulen und die Förderschule bekommen aus dem „Helferprogramm“ Landesmittel, um in der Hauswirtschaft zu helfen und Maßnahmen des Infektionsschutzes zu unterstützen. Für den offenen Ganztag an den Grundschulen Eichen/Littfeld, Buschhütten und Kredenbach hat der Verein für soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen (VAKS) 53.000 Euro bekommen, die Fördervereine der Grundschulen Fellinghausen und St. Martin für die „Schule von 8 bis 1“ und „13 Plus“ 2.250 und 2.628 Euro, der St. Elisabeth-Verein Marburg für den offenen Ganztag am Förderschul-Standort Bad Laasphe ebenfalls 2.628 Euro.
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Ukraine: Willkommensklasse füllt sich
In der an der Gesamtschule angesiedelten gemeinsamen Willkommensklasse des Schulzentrums werden bereits 27 Kinder aus der Ukraine unterrichtet, weitere 18 sind auf die Grundschulen, vor allem nach Eichen, verteilt. Auch im Mai werden der Stadt wieder 100 Personen zugewiesen, berichtet Stadträtin Edelgard Blümel. „Wir wissen nicht, wie viele Kinder auf uns zukommen.“ Die Willkommensklasse werde womöglich geteilt werden müssen. „Dann stellt sich das Problem der Lehrerversorgung.“ Die Unterstützungsmöglichkeiten durch die Stadt seien begrenzt. „Auch in der Verwaltung sind wir am Ende unserer Kräfte. Es ist Ihr gutes Recht, Forderungen zu stellen. Dann geben Sie uns aber auch das Personal dafür.“
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