Ferndorf. Die Fußabdrücke sind im Staub zu sehen, alte Urkunden hängen an den Wänden: Nun schauten sich Besucher das ehemalige Bender-Areal in Kreuztal an.

Eine dicke Schicht Staub hat sich auf dem Schreibtisch angesammelt. An den Wänden hängen Urkunden, die daran erinnern, dass hier einmal die „Bender Ferndorf Rohr GmbH“ tätig war. Wer bei der Besichtigung des Bender-Areals in Ferndorf mit dabei ist, macht auch eine kleine Zeitreise. 2015 stellte die Firma Bender ihren Betrieb ein – fast 100 Jahre nach ihrer Gründung 1917. Bei einem Rundgang über das Gelände im Rahmen des Südwestfalen Festivals schauten sich Besucherinnen und Besucher nun das Areal an, auf dem einmal moderne Wohnungen, Tiny Houses und vieles mehr entstehen sollen.

Industriebrache in Kreuztal: Alles geht peu à peu voran

„Hier muss noch geraume Zeit geschliffen und poliert werden“, sagt Stadtbaurätin Christina Eckstein. Die Umnutzung der Industriebrache ist ein Großprojekt, das nicht „mal eben“ in die Tat umgesetzt werden kann. Unter dem Titel „holz.stahl.digital – modernes Wohnen und Arbeiten im Ferndorftal“ nimmt die Stadtverwaltung Kreuztal damit an der Südwestfalen-Regionale teil, hat bereits einen von drei Regionale-Sternen dafür erhalten.

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Nach einem Verhandlungsverfahren hat die Stadt dem Architektenbüro mit dem Siegerentwurf bereits den Planungsauftrag erteilt. Auch der Auftrag für die Altlastensanierung soll 2024 vergeben werden. Die Stadt Kreuztal hat dazu nun einen Vertrag mit dem AAV (Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung) geschlossen, so dass ein Büro beauftragt werden kann (wir berichteten). Einer der nächsten Schritte ist nun der Beginn des Bebauungsplanverfahrens. Sollte die Stadt auch den zweiten und dritten Regionale-Stern bekommen, könnten für Tonnendachhalle, Verwaltungsgebäude, Quartiersplatz und andere öffentliche Flächen Städtebauförderungsmittel des Landes fließen.

Bender-Gelände in Kreuztal: Einige Altlasten auf dem Areal

Bislang braucht es auf dem Gelände allerdings noch sehr viel Vorstellungskraft. Es gebe „deutliche Altlasten“, erläutert Christina Eckstein. Nun hänge viel an dem AAV, der eine Entscheidung treffen und bei einem positiven Beschluss einen „zweistelligen Millionenbetrag“ in die Hand nehmen müsse. Auch die genauen Sanierungsmethoden müssten noch festgelegt werden, erläutert Christina Eckstein. Die Stadt Kreuztal steht auf jeden Fall voll hinter ihrem Projekt: „Die Firma Bender war immer identitätsstiftend für die Bürger in Ferndorf“, sagt Stadtplanerin Katharina Merten. Bei der Projektumsetzung gehe es nun um eine nachhaltige und ressourcenschonende Bebauung.

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Die Tonnendachhalle, die von der Bender-Bebauung übrig bleiben soll, soll einmal als Veranstaltungshalle und Quartiersgarage ebenso wie die anschließenden Mehrfamilienhäuser das neue Wohnviertel gegen die Bahn abschirmen. „Schallschutz ist hier auf jeden Fall ein Thema“, so Christina Eckstein. „Eine Veranstaltungshalle finde ich als Bürgerin cool“, sagt eine Teilnehmerin des Rundgangs. Das Wohnviertel soll darüber hinaus „autoarm“ gestaltet werden – passend dazu sind die Rundgangteilnehmerinnen und -teilnehmer mit E-Bikes von Velocity Siegerland zum Gelände gefahren.

Ehemaliges Bender-Areal in Kreuztal: Viele Fußabdrücke im Staub

Nach den Werkshallen geht’s für sie – natürlich ohne Fahrrad – in den Bereich, wo später die Tiny Houses stehen sollen und wo jetzt mehrere Bahngleise vermoost sind. Derzeit werde überlegt, ob man die Minihäuser „aus einem Guss“ bauen lasse oder ob jeder, der eines bezieht, sein eigenes Tiny House mitbringe, berichtet Christina Eckstein. Generell seien die Bedingungen für den Wohnungsbau mittlerweile andere, als die, „als wir angefangen haben zu planen“. Auch in diesem Sinne müssen die Planungen immer wieder modifiziert werden. Gerade in puncto Barrierefreiheit könne die ebene Fläche des Areals die Planungen erleichtern, betont die Stadtbaurätin. Generell ist vieles noch in der Findungsphase: „Es muss auch ein Verkehrskonzept und ein Energiekonzept erstellt werden.“

Im Rahmen des Südwestfalen Festivals besichtigt eine Gruppe das Bender-Gelände. 2015 stellte die Firma Bender ihren Betrieb ein. Nun sollen dort moderne Wohn- und Arbeitsformen entstehen.
Im Rahmen des Südwestfalen Festivals besichtigt eine Gruppe das Bender-Gelände. 2015 stellte die Firma Bender ihren Betrieb ein. Nun sollen dort moderne Wohn- und Arbeitsformen entstehen. © WP | Ina Carolin Pfau

Schließlich sind die Besucherinnen und Besucher im ehemaligen Verwaltungsgebäude angekommen. Dort wurden alte Möbel stehengelassen, auch Gardinen hängen noch. Der Teppichboden ist im Chefzimmer in zinnobergrün gehalten – ein weiterer Hinweis auf eine längst vergangene Zeit. Ein paar der Besucherinnen und Besucher schauen in die Schreibtischschublade und finden dort alte Dokumente. Überall ist Staub – die Fußabdrücke bleiben auf dem Boden zu sehen. Schnell wird beim Bender-Projekt wohl kaum etwas gehen – aber die Aussicht auf das, was einmal daraus werden könnte, motiviert. Christina Eckstein erklärt: „Wir planen von Schritt zu Schritt.“

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