Burbach/Siegen. Nur wer in Siegen-Wittgenstein weit genug weg von der Schule wohnt, bekommt auch das Deutschlandticket dazu geschenkt. Das finden nicht alle gut.

Für das Deutschland-Schülerticket gibt es eine Übergangslösung. Bis Jahresende können Schülerinnen und Schüler, die einen gesetzlichen Anspruch auf die Fahrkarte haben, das „Deutschlandticket Schule“ bei den Verkehrsbetrieben Westfalen-Süd (VWS) online kostenlos bestellen. Die dafür notwendige Programmierung des Ticketshops soll im September erfolgen, sodass die Jugendlichen spätestens in den Herbstferien mit ihrer Fahrkarte im Nahverkehr in ganz Deutschland unterwegs sein können. Das sagte VWS-Sprecher Stephan Boch dieser Zeitung auf Anfrage.

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Von ihren Schulen haben alle Kinder und Jugendlichen zum Schuljahresbeginn das bisherige Schülerticket bekommen, das in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe gilt. Das geht aus einer Vorlage für den Burbacher Schulausschuss hervor, der sich am Donnerstag, 31. August, mit dem Thema befasst. Die Ankündigung, dass ein Teil der Schüler direkt mit dem Deutschlandticket ausgestattet wird, wurde wieder kassiert. Die Veröffentlichung des Zweckverbandes Personennahverkehr (ZWS) habe für „mehr Verwirrung und Unverständnis gesorgt, als zur Aufklärung beigetragen“.

Kreise wollen Deutschlandticket nicht für alle bezahlen

Im Kreis Siegen-Wittgenstein bekommen bisher alle Schülerinnen und Schüler das Schülerticket kostenlos. Landesweit ist das nicht so: In der Regel müssen dort nicht freifahrtberechtigte Schüler die Fahrkarten, die sie auch in der Freizeit nutzen, selbst bezahlen. Für sie macht der Aufschlag von 29 Euro für ein Schüler-Deutschlandticket daher keinen grundsätzlichen Unterschied. In Siegen-Wittgenstein dagegen müssten die Kreise diesen Aufschlag auch noch übernehmen, wenn weiterhin alle Schüler das gleiche Ticket bekommen sollen. Das, so die Vorlage der Burbacher Verwaltung, komme „aus finanziellen Gründen nicht in Frage“.

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Städte sparen gerade viel Fahrtkosten

Kreisweit werde aktuell eine Lösung bevorzugt, bei der die Freifahrtberechtigten das Deutschlandticket Schule kostenlos bekommen, die Nicht-Freifahrtberechtigten 29 Euro zuzahlen – das ist ein Rabatt von 20 Euro, den die Städte und Gemeinden mit dem Geld finanzieren, das sie gerade einsparen: Denn für das regionale Schülerticket an die Nichtfreifahrtberechtigten bezahlt der Kreis derzeit 154,80 Euro je Schüler und Jahr, die er sich über die Kreisumlage von den Kommunen zurückholt. Die Städte und Gemeinden, die auch für die Fahrtkosten für die Freifahrtberechtigten aufkommen, sparen gerade ohnehin viel Geld: Mit Einführung des Deutschlandtickets ist der Preis für jede Monatszeitkarte auf 49 Euro gedeckelt. Gerade im ländlichen Raum mit weiten Entfernungen entstehen so Fahrpreise von 100 Euro und mehr je Schüler und Monat. Zumindest für dieses Jahr wird den Verkehrsunternehmen der Einnahmenverlust aus Bundes- und Landesmitteln erstattet.

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UWGB: Vorschlag für Burbach

„Nun ist es mit diesem Hin und Her aber auch mal gut“, findet der Burbacher UWGB-Gemeindevertreter Dirk Zieseniß. Die UWGB trete für ein Deutschlandticket für alle Schülerinnen und Schüler der gemeindlichen Schulen ein, also die Ausgabe an diejenigen, die freifahrtberechtigt sind, und an diejenigen, die zu nahe an den Schulen wohnen. Gleichermaßen müsse der kommunale Zuschuss an diejenigen, die eine Schule außerhalb des Gemeindegebietes, zum Beispiel in Hessen, besuchen, nicht nur auf das Fun-Ticket begrenzt bleiben, sondern auch das Deutschlandticket berücksichtigen. Burbacher Schüler, die in Haiger zur Schule gehen, bekommen das Siegen-Wittgensteiner Schülerticket nämlich nicht.

Grundsätzlich würde sich die Einführung des Deutschlandtickets Schule auch bei sozial benachteiligten Familien entlastend bemerkbar machen, indem man so während der Ferien auch einmal Ausflüge mit der Familie vollziehen könnte. Dies könne man sich als Kommune auch leisten, sagt Ratsmitglied Jens Weigel. Wenn es nach der UWGB gegangen wäre, hätte der Rat das bereits vor den Sommerferien beschließen können, betont Fraktionschef Sebastian Schöppner.

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