Siegen. Wohlfahrtsverbände rufen um Hilfe: Sie können Kitas, Beratungsstellen und Wohneinrichtungen für Alte und Behinderte nicht mehr bezahlen.
Die Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände hat einen Brandbrief an die Kommunalpolitik gerichtet. Es geht um die Lage der Kitas, des offenen Ganztags an Grundschulen, des Wohnens für Menschen mit Behinderung, von Pflegeheimen und der Migrationsdienste. „Die anhaltende Inflation sowie die erheblichen Lohnsteigerungen im Öffentlichen Dienst führen zu existenzbedrohlichen Kosten für unsere Einrichtungen und Dienste, während die finanzielle Unterstützung nicht entsprechend angepasst wird“, heißt es in dem Schreiben, „diese zunehmende finanzielle Schieflage gefährdet unmittelbar die Aufrechterhaltung lebenswichtiger Betreuungs- und Hilfsangebote in unserer Region.“
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Integration von Migranten hilft gegen Fachkrftemangel
Kitas: Fachkräfte und damit auch Betreuungsplätze fehlen, die Kosten steigen. Der dringend benötigte Ausbau und die Anpassung der Einrichtungen seien aktuell in weiter Ferne, und damit auch die Chancen unserer Kinder auf eine erfolgreiche Bildung und Betreuung. „Wir wissen von mehreren kleinen und großen Trägern, die alle KiBiz-Rücklagen aufgebraucht haben und das Kita-Jahr 2023/2024 wirtschaftlich nicht überleben können, wenn keine Abhilfe geschaffen wird. Die Konsequenz wäre die Schließung von Einrichtungen.“
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Wohnen für Menschen mit Behinderungen: Wer Sozialleistungen bezieht, bekommt die Mieter nur bis zu einer festgelegten Höhe erstattet. Das entstehende Defizit könne von den Verbänden nicht mehr getragen werden. „Der Fachkräftemangel verschärft die Lage zusätzlich und ein Investitionsstau gefährdet die Sicherheit und Qualität unserer Einrichtungen. Es besteht akuter Handlungsbedarf.“
Migrationsdienste: Die Bundesregierung plane Kürzungen. Das gefährde „die Existenz der Beratungsangebote, die einen wichtigen und effizienten Beitrag im Bereich der Arbeitsmigration und damit zu Fachkräftesicherung der Region spielen“. Integration werde dann nicht mehr unterstützt. Dabei sei das Angebot der Beratungsstellen für Geflüchtete und Migranten „von entscheidender Bedeutung“.
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Auch in anderen Arbeitsfeldern wie der Beschäftigungsförderung, der Suchthilfe, der Schuldnerberatung oder den Betreuungsvereine und der Jugendhilfe stiegen die Anforderungen, aber die Finanzierung bleibe unzureichend, heißt es in dem Schreiben. „Das langjährige Engagement und die Expertise unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürfen nicht durch mangelnde finanzielle Unterstützung verloren gehen.“
Die Wohlfahrtsverbände beklagen, „dass unsere bisherigen Hilferufe in die überregionale Politik ungehört verhallt sind“. Die politischen Entscheidungsträger auf Landes- und Bundesebene müssten sich ihrer Verantwortung stellen und dürften „nicht länger in einer lähmenden Untätigkeit verharren“. Die derzeitige Blockadehaltung zwischen den Ministerien in Düsseldorf und Berlin müsse überwunden werden. „Es darf nicht sein, dass diejenigen, die auf unsere Hilfe angewiesen sind, nun im Stich gelassen werden.“
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Räte und Kreistag sollen über die Lage sprechen
In der Arbeitsgemeinschaft sind AWO, Caritas, Diakonie, Der Paritätische und das DRK zusammengeschlossen. Sie bitte nun die Kommunalpolitik, „den Druck auf die entscheidenden Stellen, vor allem in Düsseldorf, aber auch in unseren Räten und im Kreistag hoch zu halten“ und dort über die Situation zu sprechen. „Wir würden uns freuen, wenn Sie uns dabei unterstützen, auf diese prekäre Lage aufmerksam zu machen“, heißt es in dem von DRK-Vorstand Dr. Martin Horchler als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft unterzeichneten Schreiben.
„Der drohende Zusammenbruch des Betreuungssystems trifft besonders diejenigen, die unsere Unterstützung am dringendsten benötigen“, warnen die Wohlfahrtsverbände, die auf Wirkungen ihres Brandbriefs hoffen: „Einige Rückmeldungen dazu haben uns bereits erreicht, so dass die Wohlfahrtsverbände zuversichtlich sind, dass die lokale Politik den Hilferuf aufnimmt und an übergeordneten Stellen in Gremien und Ausschüssen thematisiert.“
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