Kreuztal. Heike Ritter ist Veranstaltungsleiterin von Kreuztalkultur. Sie erzählt, wie sie das wurde und was sie so alles erlebt hat.
Wenn in Kreuztal kulturell etwas läuft, ist Heike Ritter immer an Bord: Sie ist die Veranstaltungsleiterin. Kultur ist für sie auch präsent, wenn sie in ihrem Büro von KreuztalKultur sitzt: An den Wänden hängen Fotografien von Alexander Kiß mit Künstlern, denen Heike Ritter im Laufe von inzwischen 15 Jahren begegnet ist: Jürgen Becker, Herbert Knebel, Pawel Popolski, Jan Garbarek, Pat Matheny… Letzterer, ein weltweit bekannter Jazz-Gitarrist, dem es in der damals noch intakten Stadthalle von Kreuztal so gut gefallen hat, dass er Heike Ritter zu einem Open Air Konzert am Gardasee eingeladen hat. Und natürlich ist sie hingefahren und hat den Abend genossen.
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An der Wand direkt neben ihrem Schreibtisch hat ein Bild den Ehrenplatz: Von Roger Willemsen und Dieter Hildebrand. Letzterer sagte einst nach einem Auftritt in Kreuztal zu ihr: „Du bist mein Ritterchen“.
Erster Kontakt als Schülerin, erste Station: Jugendpflege
Heike Ritters Weg zur Kultur wurde schon zu ihrer Schulzeit geebnet. Zumindest ein wenig: Kurt Stähler, damals Rektor der Kreuztaler Realschule, erwartete Ende der 70er Jahre von Schülern der Abschlussjahrgänge, sich in gemeinnützigen Organisationen zu engagieren. Heike Ritter entschied sich für die Jugendpflege in ihrer Heimatstadt Kreuztal, in der Michael Townsend damals der erste hauptamtliche Stadtjugendpfleger war. Detlef Wetzel, später ein bedeutender Gewerkschaftsfunktionär, machte zu dieser Zeit sein zweites Anerkennungsjahr. Eine ihrer Aufgaben war, Ferienspiele zu organisieren. Nach ihrem Fachabitur und dem anschließenden Studium an der Uni Siegen mit dem Abschluss „Diplom-Sozialarbeiterin“ kehrte sie in die Jugendarbeit Kreuztal zurück. „Mein Mentor war Michael Townsend.“
Heike Ritters Aufgaben: Mitorganisation von Veranstaltungen, Konzerten und Discos einschließlich Einkauf, Plakaten und Abrechnungen. Außerdem gehörte zu ihrem Berufsfeld, Jugendtreffs ans Laufen zu bringen. Schon damals lernte sie „Ohne Team funktioniert das nicht.“ Ab Anfang der 90er Jahre kamen völlig andere Anforderungsgebiete auf sie zu. Viele Aussiedler mussten untergebracht und betreut werden und außerdem Flüchtlinge des NATO- Krieges gegen Jugoslawien, an dem sich auch Deutschland beteiligte. Bis zu 600 Personen wurden in der Flick-Halle, in der Weißen Villa und Containern untergebracht. Heike Ritter bildete sich anschließend zur Kommunikations-Assistentin und IT-Spezialistin fort und wurde im Kreuztaler Job-Center Fall-Managerin mit der speziellen Aufgabe, Langzeit-Arbeitslose zu vermitteln.
Seit 2008 Event-Managerin in Kreuztal
Als Michael Townsend 2008 nach Bochum berufen wurde, um dort Stadtdirektor zu werden, Holger Glasmachers seine Nachfolge antrat, schloss sich der Berufskreis von Heike Ritter. Sie wurde mit der Organisation aller Kulturveranstaltungen in Kreuztal betraut. Neuhochdeutsch heißt das: Sie wurde Kreuztals Event-Managerin.
Was sie nie verlernt hat, ist die Arbeit im Team, überall dort, wo es brennt. Ihr Leitspruch dabei ist: „Man muss nicht alles machen, aber alles können“. Das zeigt sie nachdrücklich bei Veranstaltungen von KreuztalKultur, wenn sie bei Publikumsschlangen bei der Kartenkontrolle hilft oder in der Pause, wenn es am Bierstand eng wird. Ein Vorteil ihrer Arbeit ist, dass sie sich ihr Team selbst zusammenstellen und mit allen vertrauensvoll zusammenarbeiten kann. Dafür hat sie einen Pool von 20 Leuten, der bei großen Events wie Kreuztal Klassik oder Weihnachtsmarkt auch schon einmal kräftig aufgestockt werden muss.
Konstantin Wecker, Herbert Knebel, Pawel Popolski – alle waren schon da
Unzähligen Stars des Show-Geschäfts ist Heike Ritter in ihren 15 Jahren als Veranstaltungsleiterin begegnet. „Die meisten sind extrem nett, zugänglich, offen“, sagt sie. Dazu zählt sie Konstantin Wecker, Pawel Popolski, Uwe Lyko alias Herbert Knebel… Doch es gibt auch Ausnahmen – die sollen hier aber nicht genannt werden – „denen kommt man auch mit Nettigkeit nicht bei.“
Überraschendes erlebt sie auch. Etwa als sie einen sehr gut aussehenden, ihr unbekannten Herrn hinter der Bühne mit „Ich bin die Heike“ begrüßt und dieser antwortet: „Ich bin Atze Schröder“. Damit gehört sie zu dem kleinen Kreis derer, die wissen, wie Atze ohne seine Angeber-Brille und die Lockenperücke aussieht. Heike Ritter weiß, dass gute Atmosphäre und Herzlichkeit die Arbeit für Kulturschaffende leichter macht. Die geht so weit, dass sie manchmal für Künstler und ihr Team sogar kocht. Überhaupt sind mit dem Kreuztaler Catering auch Stars von weither zufrieden: „Die Musiker von „Motown“, die zur Eröffnung von Campus Buschhütten im Januar auftraten, waren so begeistert, dass sie schon während des Konzerts auf Instagram posteten, welch schönes Buffet ihnen dort geboten wurde“. Auch die Musiker von La Brass Banda, die im vergangenen Sommer in Dreslers Park eine legendäre Show abzogen, hatten eine lange Liste von Catering-Anweisungen: Danach aber brauchten die Jungs vom Chiemsee einige Kästen Bier, um sich auf Betriebstemperatur zu bringen. Dass auch sie sich wohlfühlten, zeigt, dass sie noch bis tief in die Nacht in Kreuztal blieben und Heike Ritter zu einem Konzert in München einluden. „Wenn ein Künstler erstmalig nach Kreuztal kommt, mir die Hand gibt und mich am Ende umarmt, habe ich meinen Job gut gemacht“, sagt sie.
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Gerd Dudenhöffer bringt den eigenen Wein mit
Auch über Sonderwünsche verrät Heike Ritter einiges: Götz Alsmann etwa gibt vor einem Auftritt genau an, welchen Weißwein, Rotwein und Grappa er bevorzugt und wie die italienische Vorspeisenplatte bestückt werden soll. Andere erwarten vor dem Konzert hinter der Bühne eine bestimmte Champagnersorte. Dagegen ist Gerd Dudenhöfer ein lukullisches Leichtgewicht: Er bringt seinen eigenen Wein mit – natürlich aus seiner Heimat, dem Saarland. „Ich muss die Flasche nur kalt stellen“, schmunzelt Heike Ritter.
Auf ein Erlebnis mit einem Weltstar ist Heike Ritter besonders stolz: Sie fuhr den Gitarristen Al Di Meola nach einem Konzert in der Stadthalle zurück zu seinem Hotel Siebelnhof in Hilchenbach und fand in der Dunkelheit nicht sofort die Einfahrt. Als sie Di Meola beim nächsten Auftritt in Kreuztal fragte, ob er sich daran noch erinnern konnte, sagte dieser: „I don’t remember this place, but I remember you.“
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