Siegen-Wittgenstein. Im Mai sah die Lage am Ausbildungsmarkt düster aus. Das hat sich komplett gewandelt. Junge Menschen interessieren sich wieder für Lehrstellen.
Knapp 1000 betriebliche Ausbildungsplätze sind noch unbesetzt, 284 Jugendliche im Kreis unversorgt. Die Siegener Agentur für Arbeit sieht also gute Chancen für junge Leute, die noch eine Lehrstelle suchen: Rechnerisch stehen ihnen allen jeweils 3,5 unbesetzte Ausbildungsplätze zur Verfügung. Gleichwohl ist nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen die Lage auf dem Ausbildungsmarkt weniger dramatisch, als sich das zuletzt noch abgezeichnet hatte: „Noch im Mai gingen wir von einem Rückgang aus, doch nun verzeichnen wir ein deutliches Plus gegenüber dem Vorjahr“, sagt Geschäftsführerin Sabine Bechheim.
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5,8 Prozent mehr Ausbildungsverträge wurden demnach bis zum 31. Juli bei der Kammer eingetragen, insgesamt 1669. „Das zeigt, dass die Verträge immer später bei den Firmen und damit auch bei uns eingehen. Die Jugendlichen entscheiden sich zum Glück wieder häufiger für eine betriebliche Ausbildung, sie tun dies jedoch immer später“, so Bechheim. Das Vor-Corona-Niveau indes sei noch nicht wieder erreicht: Knapp 300 Ausbildungsverträge weniger wurden demnach geschlossen.
Junge Leute in Siegen-Wittgenstein haben weiter gute Chancen auf Lehrstellen
Die Unternehmen suchen weiter nach interessierten Auszubildenden, um ihre Fachkräftelücken zu schließen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. „Ein Einstieg ist in den meisten Fällen noch bis Jahresende möglich“, ermutigt Sabine Bechheim zu weiteren Bewerbungen. Das bekräftigt auch Simone Stuhrmann, Geschäftsführerin Operativ der Arbeitsagentur; Unentschlossene oder bislang Erfolglose möchten sich kurzfristig beraten lassen für einen Ausbildungsstart noch in diesem Jahr: „In den kommenden Monaten bestehen für alle Beteiligten noch sehr gute Chancen, sich zu finden.“
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Laut Arbeitsagentur hätten sich seit Oktober 2022 insgesamt 1402 Jugendliche aus Siegen-Wittgenstein an ihre Berufsberatung gewandt, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Nach wie vor stehen aus Sicht der Experten die Türen weit offen: „Es lohnt sich, abseits eingetretener Pfade seinen eigenen Weg zu suchen“, rät Simone Stuhrmann. Zu vielen beliebten und entsprechend knappen Ausbildungsberufen gebe es spannende und weniger bekannte Alternativen, die potenziell sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt böten. Neben Beratungsgesprächen lohne sich auch ein Blick ins Online-Lexikon „Berufenet“, auf der Homepage der Siegener Arbeitsagentur.
Siegen-Wittgenstein: Zuwächse und Verluste in den Berufsbranchen
Im Kreis Siegen-Wittgenstein wurden in den kaufmännischen Berufen 6,8 % mehr Verträge bei der IHK eingetragen als 2022, im gewerblich-technischen Bereich gab es sogar einen Zuwachs von 9,8 %. Die größten Veränderungen unter den Vertragseintragungen finden sich bei den Kaufleuten für Spedition und Logistik (+ 70 %, von 20 auf 34 Verträge) und den Elektroberufen (+ 15,4 %). Im Hotel- und Gaststättengewerbe ist dagegen die Anzahl der Ausbildungsverträge wieder gesunken (in Siegen-Wittgenstein von 18 auf 10 Verträge). In den Metall- und Elektroberufen im Kreis Olpe gab es einen Rückgang um 7,3 %, während im Kreis Siegen-Wittgenstein allein in den Elektroberufen fast ein Drittel mehr Verträge abgeschlossen wurde. Unter den Kommunen haben Freudenberg ein Viertel und Kirchhundem 20 % weniger Verträge zu verzeichnen, während in Bad Laasphe fast doppelt so viele Verträge wie im Vorjahr abgeschlossen wurden (+ 88 %) und in Netphen immerhin 50 % mehr als 2022.
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Sabine Bechheim: „Wir sehen, dass bei den aktuellen Schulabgängerinnen und Schulabgängern wieder mehr Praxis in die Berufsorientierung kam. Das hat offenkundig positiv gewirkt. Insofern ist es unser Anliegen, hier noch mehr Kontaktmöglichkeiten zwischen Betrieben und Jugendlichen zu schaffen – das werden wir bereits ab Herbst mit ‚Speed-Datings‘ und weiteren Veranstaltungen unterstützen.“ Es gebe nach wie vor Schülerinnen und Schüler, aber auch Eltern und Lehrkräfte, denen es an Informationen zur dualen Ausbildung und zu den anschließenden Karrieremöglichkeiten mangele. Dem werden persönliche Beratungen, Veranstaltungen und auch eine Marketingkampagne entgegengesetzt. Die Botschaft „Ausbildung macht mehr aus uns“ wirbt bundesweit für die Ausbildung, auf den üblichen Social-Media-Kanälen sowie einer eigenen Internetseite (ausbildung-macht-mehr-aus-uns.de) gibt es Informationen.