Siegen. Mit Schmerzen in der Notaufnahme warten müssen: Patienten kritisieren das Klinikum Siegen – und machen woanders bessere Erfahrungen.

Ihm ging es nicht gut: „Vor einigen Wochen suchte ich mit heftigsten Unterbauchschmerzen die Notaufnahme des (Kreis-) Klinikums Siegen auf“, berichtet der Hilchenbacher Dr. Peter Neuhaus in einer Mail an unsere Redaktion. Er habe gewartet, vorsprechen zu dürfen. „Die im Gespräch vertieften Mitarbeiter des Hauses sahen sich jedoch nicht veranlasst, mich zu beachten. Ich übte mich in Geduld. Nach einigen Minuten versuchte ich, mich noch einmal bemerkbar zu machen, vergebens. Mehr als ein ‘Augenblick noch!’ war nicht drin.“

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Notfallpatienten immer im Blickfeld

„Wir haben in unserer Notaufnahme ein sehr hohes Patientenaufkommen“, erklärt dazu Lara Stockschläder, Sprecherin des Klinikums Siegen. „Daher kann es leider in einzelnen Fällen, wie bei Herrn Neuhaus, zu kurzen Wartezeiten kommen. Dies ist insbesondere der Fall, wenn zeitgleich hinter den Kulissen neue Notfälle mit dem Rettungswagen eingeliefert werden oder sich die Mitarbeitenden an der Aufnahme mit dem medizinischen Fachpersonal abstimmen müssen. Unsere fußläufigen und wartenden Notfallpatienten befinden sich dabei jedoch immer im Blickfeld des medizinisch geschulten Personals, um gegebenenfalls bei Verschlechterung des Gesundheitszustandes schnell eingreifen zu können.“

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Im Marienkrankenhaus auf der Intensivstation

Peter Neuhaus hatte dieses Gefühl nicht. Er verließ die Weidenauer Notaufnahme wieder und ließ sich von seiner Begleitung ins Marienkrankenhaus nach Siegen bringen. „Dort wurde ich sehr freundlich empfangen und konnte meine mittlerweile an Heftigkeit deutlich zugenommenen Beschwerden schildern. Umgehend wurden erste Untersuchungen durchgeführt. Das ärztliche und pflegerische Personal war konzentriert und zugleich empathisch bei der Sache. Ich war in keinem Moment allein.“

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„Bei den Mitarbeitenden, die Herr Neuhaus in seinem Leserbrief erwähnt, hat es sich um Kolleginnen und Kollegen gehandelt, die sich gerade hinsichtlich der Versorgung eines anderen Patienten abgestimmt haben und daher Herrn Neuhaus noch um einen kurzen Augenblick Geduld baten“, schreibt Klinikum-Sprecherin Lara Stockschläder. „Herr Neuhaus entschied dann jedoch, wie von ihm beschrieben, die Notaufnahme zu verlassen.“ Im Siegener Marienkrankenhaus wurde an Peter Neuhaus eine Notoperation vorgenommen, danach kam er in die Intensivstation. Nach acht Tagen wurde er aus dem Krankenhaus entlassen. „Besser hätte ich es nicht antreffen können. Dafür danke ich allen Verantwortlichen und wünsche jedem Menschen in einer vergleichbaren Situation eine solche gute Krankenhauserfahrung.“

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Langes Warten auf einen Arzt

Nach seiner Genesung macht Peter Neuhaus seine Erfahrung auf seiner Facebookseite öffentlich. Mit dem Ergebnis, dass sich zwei weitere Betroffene melden: „Mein Vater (90 Jahre) hatte einen Unfall. Mit Rettungswagen in die Klinik. Ich mit meinem Pkw hinterher. In der Notaufnahme wollte ich zu meinem Vater und hören, wie es ihm geht. Die Dame an der Aufnahme verweigerte mir den Kontakt zu meinem Vater. Ich soll in einer Stunde nochmals nachfragen. Aus dieser Stunde wurden drei Stunden. Nach drei Stunden kam dann mein Vater zu mir und ich durfte ihn sehr geschwächt mitnehmen. Im Auto erzählte er mir, dass er zwei Stunden auf einer schmalen Liege gelegen hätte, ohne dass er behandelt wurde. Ich vermute, dass dies der Grund war, weshalb ich nicht zu ihm durfte“. In der dreistündigen Wartezeit seien auch zwei Sportverletzte in die Notaufnahme gekommen. „Nach drei Stunden saßen die beiden unter sichtbaren Schmerzen immer noch und haben auf einen Arzt gewartet.“

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Eine andere Patientin berichtet, dass sie „mit Höllenschmerzen im Rücken“ zwei Mal die Weidenauer Notaufnahme aufgesucht habe. Einmal sei sie nach sechs Stunden vergeblichen Wartens zurückgefahren, das andere Mal sei sie nach dem Arztgespräch entlassen worden, weil kein Orthopäde verfügbar gewesen sei. „Mein angeblich orthopädischer Fall waren Riesen-Gallensteine, die mir endlich nach langer Qual im Marienkrankenhaus entfernt wurden.“

Klinikum bedauert „Eindruck einer Missachtung“

Er habe sich an die Beschwerdestelle des Klinikums gewandt, berichtet der Hilchenbacher Peter Neuhaus schließlich auch noch: „Umgehend erhielt ich eine freundliche Eingangsbestätigung, verbunden mit guten Genesungswünschen sowie der Ankündigung einer Stellungnahme, nachdem man die Leitung der Notaufnahme befragt habe. Diese Stellungnahme steht bis heute aus.“ Klinikum-Sprecherin Lara Stockschläder: „Wir bedauern sehr, dass bei Herrn Neuhaus der Eindruck einer Missachtung durch unsere Kolleginnen und Kollegen entstanden ist. Dies war zu keinem Zeitpunkt unsere Absicht. Gerne hätte unsere Feedbackmanagerin die Situation aufgeklärt, jedoch hat die Aufarbeitung etwas Zeit in Anspruch genommen.“

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