Siegerland. Der Nachtbus fährt am Wochenende von Siegen ZOB ins Umland – aber nicht ins Südsiegerland. Das soll sich ändern und das betrifft auch Eiserfeld.
Es ist ruhig geworden um den Nachtbus. Nachdem sich der Trägerverein vor einigen Jahren zurückgezogen hatte, übernahmen Kreis und Sponsoren die Finanzierung des Angebots, das zuletzt während der Corona-Pandemie deutlich weniger genutzt wurde. Das zeigt sich in den jährlichen Kosten: Neben Spenden und Fahrkartenverkäufen stellt der Kreis gut 315.000 Euro bereit, benötigt wurden jeweils „nur“ 100.000 Euro weniger. Bis Ende 2024 ist das derzeitige Angebot finanziert – danach soll es ausgeweitet werden, bis nach Neunkirchen und Burbach.
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Derzeit fahren im Kreisgebiet sechs Nachtbuslinien, nur an Wochenenden, in den Nächten auf Samstag und Sonntag, jeweils drei Fahrten im Stundentakt ab Siegen ZOB.
N1: Siegen – Weidenau – Geisweid – Kreuztal;
N2: Siegen – Eiserfeld – Gosenbach;
N3: Kreuztal – Dahlbruch – Hilchenbach;
N4: Siegen – Lindenberg – Freudenberg;
N5: Siegen – Weidenau – Netphen – Deuz;
N6: Siegen – Niederdielfen – Wilnsdorf.
Hinzu kommt die Westfalenbus Linie N71: Freudenberg – Kirchen – Betzdorf.
Bestehende Linie N2 von Siegen Richtung Süden ergänzen und erweitern
Bislang gar nicht angebunden ist das Südsiegerland, die beiden Kommunen hatten sich das aber nachdrücklich gewünscht, heißt es in der Vorlage für den Kreisverkehrsausschuss, über die abschließend der Kreistag am 16. Juni entscheidet. Die Linie N9 soll laut den Plänen Süden und Südwesten Siegen-Wittgensteins anbinden. Gleichzeitig gelte es, sie so mit der bestehenden Linie N2 Richtung Süden zu kombinieren, dass diese aufrechterhalten werden kann.
Lösung: Die neue Linie N9 wird die Hauptlinie von Siegen über Eiserfeld, Neunkirchen Rathaus bis Burbach Post/Bahnhof, die N2 fährt gleichzeitig als Ergänzung gewissermaßen immer „im Kreis“, einmal in die eine, einmal in die andere Richtung: Wenn die N9 um 0.10 und 2.10 in Siegen Richtung Süden startet, fährt die N2 über Achenbach, Gosenbach und Niederschelden nach Eiserfeld und über Rinsenau zurück. Die Fahrt um 1.10 „zwischen“ der N9 – die „Taktlücke“, weil die neue Linie nur alle zwei Stunden fährt –, bedient die „alte“ Kreisel-Linie N2 dann andersherum, von Siegen nach Eiserfeld und über die Ortsmitten Niederschelden und Gosenbach zurück. „So ergänzen sich die beiden Linien und es entstehen keine Parallelfahrten“, so der Kreis. Berücksichtigt sei zudem. dass um 0.11 auch ein Zug von Siegen nach Niederschelden fährt. Man kommt also nachts am Wochenende stündlich von Siegen nach Eiserfeld.
Besserer Nachtbus in Siegen-Wittgenstein soll Umstieg auf ÖPNV attraktiver machen
Das Geld dafür fehlt bislang. Eingeplant sind für 2024 und 2025 jeweils rund 250.000 Euro, der Kreis rechnet damit, dass Sponsoring-Einnahmen wegbrechen werden, was zusätzlich 45.000 Euro pro Jahr kosten würde. Mehr Nachtbus kostet mehr Geld, Zweckverband ZWS und Verkehrsbetriebe VWS kalkulieren mit weiteren 40.000 Euro pro Jahr für die zusätzliche Linie, inklusive 10 Prozent Sicherheitszuschlag. Macht in Summe rund 340.000 Euro pro Jahr.
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Landrat Andreas Müller argumentiert in der Vorlage der Stabsstelle Wirtschaftsförderung, Klimaschutz und Mobilität allerdings, dass ein Plus beim Klimaschutz dieses finanziellen Mehraufwand kompensiere: Würde der Nachtbus eingestellt, hätte das negative Auswirkungen aufs Klima. Die bestehenden Verbindungen weiter zu betreiben und eine zusätzliche Linie einzurichten bedeute aber auch eine stärkere Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs – „je mehr Kunden das Nachtbusangebot nutzen, umso größer ist die Vermeidung von Individualverkehr und Emissionen“. Zudem werde der Nachtbus von anderen Personengruppen genutzt als der „Alltags-ÖPNV“ – je mehr Möglichkeiten die Bus-Mobilität biete, desto stärker fördere das den Umstieg vom Auto auf den Bus.