Siegerland. . Bei der Mitgliederversammlung des Trägers findet sich niemand, der die Geschäfte weiterführt. VWS zahlen seit Jahren Verluste aus eigener Tasche
Der Verein Nachtexpress steht nicht länger als Träger der Nachtbusse im Siegerland zur Verfügung. Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Montag, 10. Dezember, – die außer dem Co-Vorsitzenden Falk Al-Omary nicht ein einziges Mitglied besuchte – fand sich niemand, der die Geschäfte des Vereins weiterführen möchte. „Hier geht eine Ära zu Ende“, so Al-Omary, nun sei es an der Politik, einen anderen Träger zu finden oder das Angebot in Eigenregie zu unterhalten. „Ich hoffe, dass es auch ohne uns einen Nachtbus geben wird.“ Mehr als Mitglieder und Öffentlichkeit einladen und zur Beteiligung aufrufen könne man nicht tun.
Der Verein
Seinen Ursprung hat der Verein im privaten Engagement von Oliver Backhaus: Nach einem Disko-Unfall sitzt er im Rollstuhl und bemühte sich vor 20 Jahren als Mitglied der Jungen Union um ein Nachtbus-Angebot. Mit im Boot waren seinerzeit bald weitere Jugendorganisationen der Parteien – die heute, wie Falk Al-Omary, nicht mehr zur Zielgruppe eines Nachtbusses gehören. Co-Vorsitzender André Arenz (Olpe) ist noch aus Zeiten dabei, als die Busse riesige Schleifen mit langen Fahrzeiten fuhren, um Diskotheken wie das „Kosmos“ (heute Ox) oder das „Life“ in Wenden zu bedienen.
„Der Verein hat seit vielen Jahren wenige Mitglieder“, sagt Al-Omary. Die Bürgerschaft als Nutzer ist offenbar nicht bereit, sich zu engagieren, das Angebot breiter in der Gesellschaft zu verankern. „Wir haben pro Jahr 20.000 Fahrgäste, aber von den Nutzern gibt es kaum Zuspruch“, so Al-Omary. Das habe sich erst geändert, als bekannt wurde, dass das Angebot eingestellt werde. „Das ist frustrierend.“
Das Geld
25 Prozent der nötigen Summe sammelte der Trägerverein bislang von den Kommunen ein, 75 Prozent trugen die Sponsoren Provinzial und Sparkasse. Letztere wollte schon seit Längerem ihren Anteil auf die ursprüngliche Summe reduzieren, weil sie weitere Sponsoren wie die Sparkassen Hilchenbach und Freudenberg sowie die Deka übernommen hatte. Überdies, so VWS-Geschäftsführer Klaus Dieter Wern, fungieren die Verkehrsbetriebe seit Jahren als Hauptsponsor. „Wir haben es finanziert, dass der Nachtbus überhaupt weiter fuhr und viel Geld dafür ausgegeben. Jetzt haben wir die Notbremse gezogen.“ Zumal die VWS auch für Kostenpunkte wie Vandalismusschäden und Betriebsplanung aufkommen, pflichtete Al-Omary bei.
„Wir haben alle Optionen geprüft“, betonte Al-Omary. Trotz sinkender Summen habe man es geschafft, den Betrieb zwei Jahre aufrecht zu erhalten, weil man gut gewirtschaftet habe, in dieser Zeit Gespräche geführt; überlegt, Linien einzustellen oder weniger zu bedienen. 2018 werde man einen Verlust von 3000 Euro machen – „das können wir nach dem alten Modell nicht aus eigener Kraft stemmen“, so Al-Omary. Es sei immer Ziel des Vereins gewesen, sich selbst überflüssig zu machen, auch weil Nahverkehr als Teil der Daseinsvorsorge Aufgabe der öffentlichen Hand sei.
Die Kommunikation
Er sei schon überrascht, dass manche Kommune sich beschwert hatte, dass man nicht mit ihnen über die Einstellung des Nachtbusses gesprochen habe, sagte Al-Omary. „Hilchenbach zahlt 500 Euro“, so Al-Omary – keine gute Voraussetzung, um große Geldlücken zu schließen. Zumal der Verein diversen Sachzwängen unterliege: Siegen etwa zahlt nur, wenn alle anderen Kommunen auch mitmachen – „daher der symbolische Beitrag aus Hilchenbach“ –, die Provinzial mache nur weiter, wenn sonst nur die Sparkasse als Sponsor auftritt. Aus den politischen Gremien sei über die Jahre einiges an Gegenwind gekommen.
Trotzdem habe man es geschafft, den Nachtbus irgendwie zu retten – bis jetzt. „Das System war immer fragil und wurde zuletzt nur von den VWS zusammengehalten“, so der Noch-Vorsitzende. „Jetzt sind andere gefordert.“
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