Siegen. Im Schöffengericht gibt ein 26-Jähriger zu, seine Freundin mehrfach körperlich misshandelt zu haben. Sogar im Auto stach er mehrfach auf sie ein.

Ein 26-Jähriger hat seine frühere Freundin in mindestens fünf Fällen körperlich misshandelt und ihr mit lebensgefährlichen Werkzeugen schwere Verletzungen zugefügt. Die Taten hinterlassen beim Opfer nicht nur auf physischer Ebene tiefe Narben.

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Der Angeklagte musste sich am Dienstag vor dem Siegener Schöffengericht verantworten, weil er im Dezember des letzten Jahres seiner Partnerin mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben soll. Außerdem nutzte er immer wieder scharfkantige Gegenstände, um auf seine Partnerin während Autofahrten einzuprügeln. Als die Geschädigte Schutz bei ihrer Familie suchte, kam es zu weiteren schweren Körperverletzungen vor der Haustür.

Vor Tür niedergeschlagen

Nach einem handfesten Streit drohte er der jungen Frau, die untere Eingangstür im Haus ihrer Tante einzutreten, wenn sie nicht öffnen würde. Nachdem sie dies tat, schlug der Mann unmittelbar zu – mitten ins Gesicht. Obwohl die Geschädigte bereits am Boden lag, soll der Siegener weiterhin mehrfach auf das Opfer eingetreten haben. Nur zwei Tage nach diesem Vorfall eskalierte die Situation erneut. Bei einer gemeinsamen Autofahrt, bei der auch ein Freund des Täters dabei war, schlug der 26-Jährige der Siegenerin während der Autofahrt mehrfach auf den Kopf – solange bis er seinen Kollegen nach einem Messer fragte und mit diesen mehrfach versuchte, ins Bein der Zeugin zu stechen. Als er dies nicht schaffte, stach er ihr mit dem kleinen Taschenmesser dreimal in den Oberschenkel. Einstiche, die das Opfer auch ein halbes Jahr später noch spürt.

Der Angeklagte, der von der TV-Anwältin Ulrike Tasic vertreten wurde, gab die Anschuldigungen in großen Teilen zu und zeigte sich einsichtig. „Ich kann mir die Taten heutzutage nicht mehr erklären. Ich wollte nicht, dass es so weit kommt“, erzählt der Vorbestrafte. Einzig und allein der Streit vor der Haustür ihrer Tante habe sich anders abgespielt. Hier könne er sich nicht daran erinnern, wirklich zugetreten zu haben, betont er.

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Handfester Familienstreit

Die Beiden hätten eine On-Off-Beziehung geführt und keinen vernünftigen Umgang miteinander gepflegt. Dazu habe der Streit zwischen beiden Familien immer wieder Unruhe in die Beziehung gebracht und zu Problemen geführt, hält der Beschuldigte fest. Nachdem sich keine Lösung im Konflikt andeutete, setzte ihm seine eigene Familie die Pistole auf die Brust. „Ich hab dann von meinem Vater ein Ultimatum gestellt bekommen.“ Zusätzlicher Druck, mit dem der Täter anscheinend nicht zurechtkam. „Wir haben es einfach nicht geschafft, uns zu trennen. Wir haben uns extrem gestritten. Heute verfluche ich mich, dass ich so doof war“, zeigt der 26-Jährige Reue für seine Taten. Er selbst habe ein erhöhtes Aggressionspotenzial, das sich bereits in einigen weiteren Vorfällen vor der Beziehung zeigte – zu Therapiestunden kam es jedoch bislang nicht.

Auch das Opfer bestätigte die Vorfälle und klärte über das teils abscheuliche Verhalten ihres Ex-Partners auf. Nach mehreren Monaten Beziehung habe sich der Angeklagte deutlich verändert, dabei vermehrt Aggressionen gezeigt und sie selbst mehr und mehr von der Außenwelt isoliert. Social-Media-Kanäle seien fortan tabu gewesen und auch der Kontakt zur eigenen Familie wurde so klein wie möglich gehalten, erzählt sie. Gegen Ende des Jahres soll sich dann die häusliche Gewalt gehäuft haben. „Ich war eigentlich immer bei ihm. Er hatte die Angewohnheit, bei Streit ins Auto zu gehen und mir während der Fahrt ins Gesicht zu schlagen“, schildert die 21-Jährige.

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Messerattacke im Auto

Oftmals habe er sie als Fahrer mit einer scharfkantigen Männerparfumflasche auf den Kopf geschlagen – tiefe Narben dokumentieren dies. Am 26. Dezember sei es im Auto dann komplett eskaliert: Der Täter habe sie dazu genötigt, ins Auto zu steigen, um über das Vorgefallene zu sprechen – dabei rastete der Siegener völlig aus und stach auf das Opfer ein. „Er hat während der Fahrt versucht, mir die Klinge ins Bein zu rammen“, erzählt die 21-Jährige. Als sei dies nicht schon genug, habe er ihr dann gedroht, sie umzubringen, so die Zeugin weiter.

Die impulsiven Taten und die explosive Art ihres Ex-Freundes belasten die 21-Jährige auch ein knappes halbes Jahr später noch. „Das hat mich körperlich und auch psychisch richtig mitgenommen“, erzählt sie mit Tränen in den Augen. Trotz der schweren Verletzungen habe sie sich von dem Angeklagten immer wieder um den Finger wickeln lassen. Nach den letzten Taten will sie jedoch kein weiteres Mal in alte Muster verfallen.

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