Siegen. Der Angeklagte soll mit Komplizen eine Wohnung überfallen und den Besitzer mit einer Machete angegriffen haben. Jetzt packt er aus.
Ein 29-Jähriger soll mit Komplizen in eine Wohnung eingebrochen sein und deren Besitzer dabei schwer verletzt haben. Der Prozess gegen ihn wegen „Gemeinschaftlich versuchten schweren Raubs in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung“ wurde Montag, 8. Mai, vor dem Landgericht Siegen fortgesetzt. Der Angeklagte äußerte sich dabei erstmals zu seiner Vergangenheit.
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Der mehrfach vorbestrafte Mann sei im Sommer 2022 gemeinsam mit mehreren tschetschenischen Komplizen in die Wohnung in Siegen eingedrungen, habe den Bewohner mit einer Machete angegriffen und handlungsunfähig gemacht. Nach Flucht und Festnahme stellte sich heraus, dass zur gleichen Zeit bereits Strafverfahren gegen ihn liefen – unter anderem wegen Autofahrens ohne Fahrerlaubnis sowie mehrere Diebstähle.
Alkohol mit 11
Der 29-jährige gebürtige Marsberger sei schon früh mit Alkohol und Zigaretten in Berührung gekommen – bereits mit elf Jahren habe er auf Anraten seines Vaters Bier getrunken. Schnell rutschte er demnach in ein zwielichtiges Umfeld ab, konsumierte erste Drogen. „Ich habe die falschen Leute kennengelernt“, erzählt er. Auch innerhalb der eigenen Familie lief es für ihn nicht rund: Der Lebensgefährte seiner Mutter sei dauerhaft gewalttätig gewesen sein, bis er es nicht mehr aushielt und sich mit Gegenständen wehrte. Die Folge: Eine kurzfristige Einweisung in die Jugendpsychiatrie.
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Er sei mit seiner Gesamtsituation nicht zurechtgekommen, stürzte immer weiter in die Drogenwelt ab: „Ich bin aufgestanden und hab’ direkt etwas geraucht“, sagt er vor Gericht. Nach mehreren Aufenthalten in der Jugendpsychiatrie und ohne feste Bleibe entschied sich der Angeklagte für ein Jugendprogramm im Ausland: Der fast zweijährige Aufenthalt in Russland habe dann für Stabilität gesorgt – zumindest kurzfristig. Er lernte die Sprache, ging zur Schule, hielt sich von Drogen fern – bis eine Messerstecherei mit einem Kollegen, kurz vor Ende des geplanten Aufenthalts, das zu ändern drohte.
Opfer eines Messerangriffs
„Ich habe drei Liter Blut verloren und konnte mich danach acht bis neun Tage gar nicht bewegen“, beschreibt der Angeklagte seine kritische körperliche Verfassung nach dem Messerangriff. Zurück in Deutschland wurde der junge Mann, der inzwischen zwei Kinder hat, nirgends heimisch – mehrere Umzüge führten ihn schließlich zurück ins alte Umfeld nach Attendorn, wo er zwischenzeitlich gelebt hatte. „In Attendorn bin ich richtig abgestürzt“, sagt er, habe zusammen mit Freunden fast täglich Kokain und Alkohol konsumiert. Zu den Drogenproblemen kamen immer wieder Straftaten, die den Angeklagten bis heute mehrfach ins Gefängnis brachten.
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Keine Suchttherapien
Auch Therapien schlugen nicht an, da Beschuldigte den Entzug immer wieder abbrach. Heute aber sei er sich aber darüber im Klaren, dass der Kampf gegen die Sucht in Form einer Therapie der einzige Weg sei, um seine Lebenssituation dauerhaft zu verbessern. „Ohne Therapie werde ich immer wieder Drogen nehmen“, betont er. Er versichert, nun anders zu handeln und den Entzug durchzuziehen.
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