Siegen. Denn sie wissen nicht, wann sie geholt werden: PreZero hat weiter „massive Probleme“ mit Gelben Tonnen. Außer Meckern kann Siegen kaum was tun.
Von der reinen Anzahl her nehmen die Beschwerden ab, ist Arne Fries’ Eindruck. „Das muss aber nichts bedeuten“, sagt der zuständige Dezernent im Haupt- und Finanzausschuss (HFA) zu den nach wie vor gehäuft nicht geleerten Gelben Tonnen und nicht abgeholten Gelben Säcken in Siegen. „Partiell läuft es besser, insgesamt hat es aber noch keine großartige Verbesserung gegeben.“ Das sieht der Bürgermeister ähnlich: Steffen Mues spricht von einem „massiven Problem“ der Firma PreZero, die im Auftrag der Dualen Systeme Deutschland: „Mein Eindruck ist, dass sie selber nicht wissen, wann sie die Tonnen abholen können.“
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Wie berichtet hatte sich die Stadt Siegen bei den Dualen Systemen beschwert, weil PreZero den Vertrag nicht erfüllt. Das Unternehmen begründet das mit anhaltend hohen Personalengpässen, zusätzlich verschärft durch Krankheitsfälle und Feiertage. Die Gemeinde Wilnsdorf hatte sich der Beschwerde angeschlossen, weitere Kommunen berichten von ähnlichen Problemen. Eine Reaktion auf den Beschwerde-Brief hat die Stadt bislang nicht erhalten: „Wir warten auf Antwort“, kann Arne Fries lediglich mitteilen.
Wie sollen Siegener die Tonnen reinholen, wenn keiner weiß wann sie abgeholt werden?
Die Stadt Siegen ist für die Entsorgung des Verpackungsmülls nicht zuständig, muss sich letztlich aber damit herumschlagen, wenn es nicht funktioniert, berichtet Stadtrat Fries: Schon deswegen, weil Tonnen und Säcke auf den städtischen Flächen stehen bleiben. Und weil niemand wisse, wann die Behälter denn tatsächlich abgeholt werden, könne man die Bürgerinnen und Bürger auch schlecht verpflichten, die Tonnen wieder hereinzuholen, wie es bei geregelter Abfuhr eigentlich der Fall ist. Samuel Wittenburg (Volt) und Joachim Boller (Grüne) hatten im HFA von Gefahren und Problemen berichtet, die insbesondere für Menschen im Rollstuhl oder mit Kinderwagen wiederholt auf den teils engen Gehwegen in den Wohngebieten entstünden. Das sei nicht nur ein Ärgernis, sondern gefährlich, wenn diese Personen auf die Fahrbahn ausweichen müssten. Seit es die Gelbe Tonne in Siegen gebe, stehe sie an manchen Orten sowieso permanent draußen, merkt Steffen Mues an, „weil die Leute keinen Platz für eine vierte Tonne haben“.
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Ingmar Schiltz (SPD) berichtet von einem Fraktionsmitglied, der fünf Tage lang in der PreZero-Beschwerdehotline gehangen habe und nicht durchgekommen sei. Das Unternehmen ist vertraglich verpflichtet, einen Ansprechpartner für Betroffene vorzuhalten, erklärt Arne Fries – und kommt auch dem nicht nach. Das sei ja eins der großen Probleme, die Siegen mit dieser Situation habe: Nicht nur, dass die Tonnen und Container tagelang herumstehen und den Weg versperren, die Menschen würden sich verständlicherweise an die nicht zuständige Stadtverwaltung wenden und dort teils auch ihren Frust abladen: „Das kostet immens Zeit und Ressourcen. Wir haben damit nichts zu tun, aber wir nehmen die Anrufe natürlich an.“
Siegen: „Müssen uns darauf einstellen, dass das in Zukunft noch viel häufiger passiert“
Außer Beschweren und auf Vertragserfüllung pochen hat die Stadt aber keine wirklichen Möglichkeiten. Ordnungsrechtlich könne man tätig werden, wenn Gefahr im Verzug sei, wenn es um Leib und Leben gehe, sagt Fries: „Da sind wir noch nicht, würde ich sagen...“ Eigenmächtig ein anderes Unternehmen mit der Entsorgung zu beauftragen wäre durchaus nicht unmöglich – eine Firma zu finden, die dafür die erforderlichen Kapazitäten hat, aber schlechterdings schon. Bedenklich an dieser Stelle sei übrigens, dass die PreZero Dual GmbH – die Unternehmenszentrale mit Sitz in Neckarsulm – zu den Dualen Systemen gehört und mit an der Auftragsvergabe an die PreZero Mitte-West GmbH mit Sitz in Siegen beteiligt gewesen sei, merkt der Bürgermeister an.
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„Machen wir uns nichts vor: Auf so etwas müssen wir uns einstellen, das wird in Zukunft noch viel häufiger passieren“, sagt Steffen Mues mit Blick auf den sich in so gut wie allen Branchen immer weiter zuspitzenden Fachkräftemangel. Auch bei der Stadt selbst – noch eher „hier und da“, aber es gebe durchaus die Situation, dass bestimmte Bereiche mal nicht öffnen könnten.