Siegen. Gelbe Tonne statt gelber Sack – eine Umstellung für die Siegener Bevölkerung. Ein paar hilfreiche Tipps, wie das einfach über die Bühne geht.

Knapp 30.000 Haushalte haben in Siegen in acht Wochen eine oder mehrere gelbe Tonnen erhalten – seit Januar 2023 hat der gelbe Sack endgültig ausgedient. Dann leert der Umweltdienstleister PreZero die neuen Behälter und viele Menschen fragen sich, ob die Entsorgung auch weiter reibungslos funktioniert. Hier sind die Antworten.

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Werden die gelben Tonnen schon mitgenommen und bis wann werden noch gelbe Säcke abgeholt?

Die Verteilung der Tonnen ist abgeschlossen, hier und da wird noch nachjustiert, berichtet Sabrina Heppner, PreZero-Niederlassungsleiterin Standort Dillenburg/Siegen. Aus Kulanz werde die gelbe Tonne bereits geleert, auch vor dem 2. Januar. „Wir leeren beides noch für drei weitere Monate“, bis Ende März – die Lader müssten sich genau wie die Bürgerinnen und Bürger an das neue System gewöhnen.

Eine Woche später wieder im Regal

Ein Joghurtbecher, der montags mit der gelben Tonne in Siegen vom Sammelfahrzeug abgeholt wird, landet bis zum Abend am Umschlagplatz an der Maccostraße in Niederschelden. Von dort wird das verdichtete Material in ein größeres Transportfahrzeug umgeladen und zur Sortieranlage nach Ölbronn (Baden-Württemberg) transportiert. Dort wird weiterverarbeitet: Waschen, mahlen, farblich sortieren – ein Granulat entsteht, der Sekundärrohstoff für neue Plastikprodukte. Bleibt man beim Zeitbeispiel, kann aus dem montags abgeholten Becher freitags schon ein neues Produkt entstanden sein, das eine Woche später wieder als Joghurtbecher im Regal steht, erläutert PreZero-Pressesprecher Boris Ziegler.

Was sind die Vorteile der gelben Tonne?

Zunächst sind sie stabiler als die dünnen Plastiksäcke – Tiere auf der Suche nach Futter können sie nicht aufreißen, der Wind kann sie nicht wegwehen. Und sie sind für die Lader angenehmer zu handhaben, die sich nicht wieder und wieder nach den Säcken bücken oder den Inhalt aus aufgerissenen Säcken aufsammeln müssen. „Das schont die Rücken unserer Mitarbeiter“, sagt Sabrina Heppner.

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Was sollte ich bei der Tonne beachten?

Was in die gelbe Tonne darf – „Wertstoffe“, also Verkaufsverpackungen aus Aluminium, Verbund- und Kunststoffe, Weißblech – stehe auf den Behältern, PreZero hat das in die Deckel eingestempelt. Das Unternehmen bittet darum, Verbundstoffe zu trennen – also zum Beispiel den Alu-Deckel vom Joghurt-Plastikbecher zu trennen. Denn die Sortieranlagen können jeden Gegenstand nur einmal erkennen – wenn beides noch zusammenhängt kommt es entweder zu Alu oder Plastik. „Sie brauchen den Becher nicht spülen“, sagt PreZero-Pressesprecher Boris Ziegler, „nur die Bestandteile trennen“.

Das Unternehmen PreZero

PreZero ist die Umweltsparte der Schwarz-Gruppe, zu der zum Beispiel auch Lidl und Kaufland gehören. Innerhalb des Unternehmens, erklärt Pressesprecher Boris Ziegler, wurden anfangs zwei Wertschöpfungsketten aneinander gelegt: der Handel und die Kreislaufwirtschaft.

Es ging um die Wiederaufbereitung von verarbeiteten Rohstoffen – Verpackungsmaterial – und die Vermarktung. Aufgrund des niedrigen Ölpreises seien neue Kunststoffprodukte seit Jahren vielfach preisgünstiger als recyceltes Plastik. Weil in den Märkten der Gruppe große Mengen Verpackungen anfielen und man bei den Eigenmarken ansetzen konnte, stieg das Unternehmen in die Kreislaufwirtschaft ein. Was zunächst intern begann, entwickelte sich so erfolgreich, dass das System für den freien Markt geöffnet wurde.

Das Unternehmen hat 475 Standorte in elf Ländern und beschäftigt rund 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mehr als 25 Millionen Tonnen Wertstoffe pro Jahr wird von PreZero wiederverwertet, das gut 12.000 Entsorgungsfahrzeuge im Einsatz hat.

Transportverpackungen gehören – gerade mit Blick auf das begrenzte Behältervolumen – nicht in die gelbe Tonne, das Verpackungsmaterial von Möbeln oder Elektro-Geräten muss weiterhin bei den Wertstoffhöfen oder weiteren Annahmestellen abgegeben werden. Würden diese mit Gewalt in die Tonnen gepresst, kann das die Leerung behindern. Ganz wichtig: Auf keinen Fall dürfen Batterien und Akkus in die gelbe Tonne gelangen – regelmäßig würden dadurch Brände in Sammelfahrzeugen oder Sortieranlagen verursacht. Neben teils immensen Sachschäden – in den vergangenen 18 Monaten seien drei hochmoderne Sortieranlagen schwerst beschädigt worden – droht hier Lebensgefahr für Personal und Einsatzkräfte. „Stromspeicher sind ein Riesenproblem“, sagt Ziegler. Werden sie mechanisch beschädigt, entstehen Flammen, die inmitten des ganzen Plastik reichlich Nahrung finden. „Mit Restmüll und Störstoffen können wir umgehen. Mit Akkus nicht.“

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Sicher, dass die Tonnen groß genug für mein Haus sind?

Diese Sorge haben viele – dass die Behälter für das bisherige Abfallvolumen nicht reichen. Die Siegener müssen künftig haushalten: Je nach Material passt der Inhalt von acht bis zehn gelben Säcken in eine 240-Liter-Tonne (die „kleinere“ in Siegen, Mehrfamilienhäuser haben 1100-Liter-Behälter), erklärt Sabrina Heppner. Es sei hilfreich, Verpackungen zu „entlüften“, Tetrapaks etwa zusammenzufalten. Der Inhalt von Säcken oder Tüten sollte lose in die Tonne – so passe viel mehr hinein und lasse sich in den Fahrzeugen auch besser verdichten. Anders als in Nachbarkreisen, wo PreZero die größeren Tonnen ausgeliefert hat – die aber nur alle vier Wochen geleert werden – bleibt es im Siegen beim Zwei-Wochen-Rhythmus. Keine Sorge, sagt Boris Ziegler – „nicht in Panik verfallen, in Ruhe ausprobieren, das wird sich finden. Gelbe Tonnen sind keine Raketenwissenschaft.“ Sollte es tatsächlich nicht reichen, können ab März Änderungswünsche an angemeldet werden, dazu muss die Zahl der Bewohner des Haushalts und eine schlüssige Begründung angegeben werden. „Wir empfehlen, sich zunächst mit dem neuen Sammelsystem vertraut zu machen. Die Kombination aus Behältervolumen und Sammelturnus hat sich in vielen Landkreisen bewährt.“

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Verschieben sich die Abfuhrtermine?

Jein – es kann sein, dass die Tonne später am gleichen Tag geleert wird, sagt Sabrina Heppner, „die Touren verschieben sich, aber sie fallen nicht aus!“ Grund ist, dass der Leerungsvorgang etwas länger dauert als die Abholung der Säcke, die einfach in die Fahrzeuge geworfen werden. Die Behälter müssen angehängt, hochgefahren, ausgekippt und wieder abgelassen werden – das summiert sich. Sie empfiehlt, die Tonnen rechtzeitig an die Straße zu stellen. Wenn doch einmal eine Tonne stehenbleibt: 0800/8866666.

Was ist in der Siegener Oberstadt, wo es keine gelben Tonnen gibt?

Weil dort die Straßen vielfach zu eng sind für die Müllfahrzeuge und es auch wenig Abstellflächen für die Tonnen gibt, behalten einige wenige Bereiche den gelben Sack. Künftig werden gelbe Säcke für diesen Bezirk nur noch in der Bahnhof-Apotheke an der Hindenburgstraße ausgegeben.

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