Siegen-Wittgenstein. Von Stadt zu Stadt andere Mülltonnen und andere Gebühren – billiger wäre es, wenn das Müllauto nicht mehr an jeder Ortsgrenze wenden muss.

Bei den einen kommt das Altpapier in die blaue, bei den anderen in die grüne Tonne. Die einen haben gelbe Tonnen, die anderen gelbe Säcke. Vor allem aber: Die einen zahlen viel für die Müllabfuhr, die anderen wenig. 2022 liegen die Gebühren im Siegerland für den Durchschnitts-Vierpersonenhaushalt zwischen 178,08 Euro in Freudenberg und 284,64 Euro in Burbach. Unter der Überschrift „Interkommunale Zusammenarbeit“ will sich nun der Kreis einschalten.

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Bisher kümmert sich der Kreis nicht um die Müllabfuhr, die Sache der Städte und Gemeinden ist. Die organisieren die Leerung der Tonnen und den Transport in die Fludersbach nach Siegen oder die Winterbach nach Herzhausen. Dort, an den ehemaligen Hausmülldeponien, übernimmt der Kreis. Die Abfälle werden umgeladen und zum Kompostwerk nach Olpe oder zu einer Verbrennungsanlage in Köln, Düsseldorf, Oberhausen oder Bielefeld gebracht.

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Nur noch eine Auftragsvergabe

Bisher müssen sich die Entsorgungsunternehmen auf die in jeder Kommune anderen Sammelsysteme einrichten. Das, so die Kreisverwaltung in einer Vorlage für Umweltausschuss und Kreistag, macht die Entsorgung teurer – abgesehen davon, dass die Müllautos keine optimalen Routen fahren können, sondern Stadt- und Gemeindegrenzen beachten müssen und manchmal auch nur mit halbvollen Fahrzeugen zu den Umladestationen fahren. Teuer seien allein schon die Verfahren zur Auftragsvergabe, bei denen sich die Städte von Beratungsunternehmen unterstützen lassen müssen. „Oftmals schwierig“ seien auch die Verhandlungen mit dem Dualen System, das Kosten für die Entsorgung von Verpackungsmüll übernehmen muss, der sich nicht nur in den gelben Tonnen, sondern auch in Papiertonnen und Glasiglus findet. Die demnächst eingeführte Wertstofftonne, in die alle Plastikabfälle (ob Verpackung oder nicht) hineingeworfen werden, stelle die Kommunen „vor neue Herausforderungen“.

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Am Ende ein Abfallwirtschaftsverband Siegen-Wittgenstein?

„Es spricht deswegen vieles dafür, die Möglichkeiten für eine gemeinsame Aufgabenwahrnehmung nunmehr intensiv unter Hinzuziehung externer Berater zu prüfen“, heißt es in der Vorlage der Kreisverwaltung. Geprüft werden sollen ein „grundsätzlich einheitliches Basissammelsystem“ und dessen Finanzierung, außerdem, ob „etablierte und bewährte Insellösungen“ in einzelnen Kommunen erhalten werden können. Dann soll ein Vorschlag erarbeitet werden, welche Aufgaben der Kreis zentral übernimmt und welche vor Ort angesiedelt werden sollen. Auch ein Zeitplan ist zu erarbeiten: Die Entsorgungsverträge, die die Städte und Gemeinden geschlossen haben, haben alle unterschiedliche Laufzeiten. Schließlich muss entschieden werden, ob der Kreis und die elf Städte und Gemeinden ein neues Unternehmen gründen, lediglich einen Zweckverband bilden oder einen eigenständigen Abfallwirtschaftsverband.

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Gutachten kostet bis zu 300.000 Euro

Die Untersuchung soll 2023 erfolgen. Zu den Kosten erwartet der Kreis einen 90-Prozent-Zuschuss vom Land, das freiwillige Kooperationsprojekte fördert. „Zu beachten ist, dass die Förderung vom Land ganz oder teilweise zurückgefordert werden kann, wenn die angestrebte interkommunale Zusammenarbeit nicht realisiert wird, obwohl die Projektergebnisse für eine Umsetzung sprechen“, heißt es in der Vorlage. Der Kreis rechnet mit Kosten von bis zu 300.000 Euro, von denen 30.000 Euro als Eigenanteil aufzubringen wären. Der Kreistag soll „ausdrücklich“ beschließen, „dass der Kreis Siegen-Wittgenstein interessiert ist und die Bereitschaft besitzt, mit den kreisangehörigen Kommunen im Aufgabenbereich der Kreislaufwirtschaft in eine interkommunale Zusammenarbeit einzutreten, wenn im Ergebnis der durchzuführenden Untersuchung zu erwarten ist, dass die erwarteten positiven Effekte realisiert werden können“.

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