Siegen. Die schweren Zeiten für den Chorgesang sind nach Corona nicht vorbei. Singen muss erst wieder gelernt werden.

Irgendwo zwischen Tradition und Neuanfang – das scheint die Position des Chorverbands Siegerland zu sein. Er ist immer noch einer der größten regionalen Chorverbände in Nordrhein-Westfalen, vertritt in den derzeit 69 Mitgliedsvereinen (2022: 74) fast 1800 Sängerinnen und Sänger sowie rund 2600 fördernde Mitglieder und wird nicht müde, Gelegenheiten zu schaffen, bei denen das Singen im Chor qualifiziert unterstützt wird. So stellt sich der Chorverband Siegerland aktuell der Bildungsinitiative des Chorverbands NRW.

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Diese bietet nach den schwierigen Jahren der Corona-Pandemie unterschiedliche Coachings und Auftrittsmöglichkeiten an, um an der Basis, wie es heißt, „die Motivationslage nachhaltig zu stärken“. Mit drei Seminaren will der Chorverband Siegerland diese Initiative nutzen: Angeboten werden solle ein Haftplicht-Seminar, ein zweiter Schwerpunkt sei die Stimmbildung, so Vorsitzender Gert Bruch am Samstag beim Chorverbandstag im Spandauer Saal der Siegerlandhalle. 38 Chöre hatten einen Vorstandsvertreter entsandt.

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„Kein schöner Land“: Singender Landrat dirigiert

Das gemischte Ensemble voice box aus Geisweid war unter Leitung von Marina Müller-Schneider auch musikalisch mit von der Partie und unterstrich damit das Thema der Versammlung, das Singen im Chor. Dafür warb inständig Landrat Andreas Müller, wohl wissend, wie wichtig eine lebendige Chorszene für das kulturelle Leben in einer Region ist. Müller warb für eine engere Verzahnung mit dem Kreiskulturbüro, zumal was die Ankündigungen von Konzerten und anderen Veranstaltungen angehe. Der „singende Landrat“, selbst musikalisch in Chören sozialisiert, wurde am Ende des Verbandstags für die Länge eines Liedes zum dirigierenden Landrat: Beim gemeinsam gesungenen „Kein schöner Land“ stand er am Pult. Der im vorigen Jahr neu gewählte Kreischorleiter Kai Uwe Schöler hatte die Veranstaltung vorher wegen anderweitiger Verpflichtungen bereits verlassen müssen. Weitere Ehrengäste waren die Bundestagsabgeordneten Volkmar Klein und Luiza Licina-Bode.

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Auch sie würdigten mit ihrem Besuch die Arbeit der Chöre. Und die scheint immer herausfordernder zu werden: zum einen gesanglich (so nimmt in diesem Jahr kein einziger der Siegerländer Chöre am Meisterchorsingen teil), zum anderen organisatorisch. Finden sich vor Ort häufig keine Menschen, die sich in den Vorständen engagieren wollen, schlägt sich diese Problematik auch im übergeordneten Gremium durch. „Schleppend“, so Gert Bruch zu dieser Zeitung, sei zum Beispiel die Kandidatensuche für seine Stellvertretung verlaufen.

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Schwierige Vorstandswahl – auch Gert Bruch sucht einen Nachfolger

Ellen Schmelzer stand für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung; am Ende erklärte sich Hans-Wilhelm Thomas vom MGV Eintracht 1853 Eisern zur Kandidatur bereit – und wurde einstimmig gewählt. Neben Ellen Schmelzer wurde auch Barbara Görg nach über 20 Jahren Mitarbeit in der Chorverbands-Geschäftsstelle verabschiedet. Beiden Frauen galt der Dank, beide wurden mit Präsenten bedacht. Neue Geschäftsführerin des Chorverbands Siegerland ist Eileen Schmidt. Die Vorsitzende des Singkreises Hickengrund und ARGE-Leiterin der Chöre in Burbach und Neunkirchen erhielt das einstimmige Vertrauen der Delegierten. Neue stellvertretende Schatzmeisterin ist Rita Toffanello vom Frauenchor Eckmannshausen, sie wurde für zwei Jahre gewählt.„Die üblichen Regularien, wie die Vorstellung der Jahresberichte sowie die Kassenberichte, sind ohne Gegenstimme verabschiedet worden“, so Gert Bruch im Nachgang zur Sitzung. Er werde noch ein Jahr den Chorverband Siegerland führen. Der Kredenbacher hofft, dass seine Nachfolge bis dahin geregelt werden kann.

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