Buschhütten. Nach 5 Chorleitern sitzt nun eine Frau im Führerstand des renommierten Siegerländer Chores „Gospeltrain“: Juliane Beckmann hat viel vor.

Kalt ist es im Probenraum des evangelischen Gemeindezentrums in Buschhütten. Doch das spüren die 30 Sängerinnen und Sänger schon nach wenigen Minuten nicht mehr. Die „Neue“ hat sie schnell mit Spannungs- und Entspannungsübungen aufgewärmt. Und diese Neue ist Juliane Beckmann, die seit einigen Wochen „Gospeltrain“, den ältesten Gospelchor der Region, leitet.

Chor in Siegen: Juliane Beckmann übernimmt die Nachfolge

Genau 18 Monate lagen alle Aktivitäten auf Eis. Keine Proben, keine Konzerte. Das unterscheidet Gospeltrain nicht von allen anderen Gesangsgruppen. Hinzu kommt aber, dass Jörg Siewert, der den Chor seit 20 Jahren führte, seinen Abschied angekündigt hatte.

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Doch die Verantwortlichen von „Gospeltrain“ regelten seine Nachfolge schnell: Durch Juliane Beckmann, bis dahin vorwiegend im Raum Olpe als Sängerin und Chorleiterin bekannt. Schon bei den ersten Proben zeigte sich, dass alle „Gospeltrainer“ diesen neuen Weg mitgehen. Dabei ist die neue Chefin die jüngste im Probenraum und könnte altersmäßig die Enkelin des Ältesten in der Runde sein.

Chor in Siegen: Einsingen ist unverzichtbar

Vor das Singen haben die Gesangsgötter das Einsingen gesetzt. Nicht der beliebteste Teil einer Probe, aber unverzichtbar. Und während in der Vergangenheit dann und wann einige zu spät kamen, um dieses zu umgehen, sind bei Juliane Beckmann alle an Bord.

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Atemtechnik, Klangübungen in dynamischen Linien und auch gute Laune. Die kommt spätestens durch ein Kinderlied, zunächst einstimmig, dann als Kanon: „Lachen bitte lächeln, sing hahaha, sing hahaha“.

Siegen: Chorleiterin Juliane Beckmann will Bekanntes und Neues verbinden

Gospel und Jazz sind Verwandte. Zu Letzterem gehört auch Improvisation. Die Chorleiterin stellt die Aufgabe, dass sich jeder zu „True Colors“, dem Mega-Hit von Cyndi Lauper, eine Begleitstimme sucht. Das hört sich gut an. Noch besser aber klingt „Adiemus“ des Klangzauberers Karl Jenkins, das der Chor schon lange im Konzertprogramm hat. Juliane Beckmann ist sehr zufrieden, feilt aber am geschlossenen Sound: „Die Töne sind nicht schwer und dürfen ruhig schleifen“, sagt sie, und „Ich habe noch nie gehört, dass ein Chor vom Timing so zurückgelehnt agiert und damit Spannung aufbaut.“ Ein größeres Kompliment geht eigentlich nicht.

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„Someday at Christmas“, der leicht schmalzige Weihnachtshit von Stevie Wonder, ist für den Chor völlig neu. Ebenso klangvoll wie fließend und von feiner Dynamik, aber durch Tonart- und Rhythmuswechsel sehr anspruchsvoll. „Chorisch atmen, damit der Klang nicht abreißt“, lautet die Anweisung der Chorleiterin. Richtig schwierig wird es bei „Shackles“, vor allem für den Bass. Den fünf Tieftönern wird nahezu Zungenakrobatisches abverlangt, denn sie sollen den perkussiven Rhythmus eines Schlagzeugs imitieren: „Da braucht ihr richtig Pfeffer!“

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Eine Chorprobe, sieben Stücke einschließlich eines „Rausschmeißers“, nur unterbrochen von Bitten der Sänger, etwa „Kannst du noch mal die Tenorstimme vorspielen, der Alt hat mich völlig rausgebracht.“ Die Antwort einer Altistin: „Es ist doch wunderbar, dass wir dich noch irritieren können.“ Die Chormitglieder werden in 90 Minuten intensiv gefordert, haben konzentriert gearbeitet, dabei viel gelernt und hatten sichtlich Freude daran. Die große Fangemeinde des Chores ist gespannt auf den ersten Auftritt von Gospeltrain und Juliane Beckmann.

Siegerland: Drei Fragen an neue „Gospeltrain“-Chorleiterin Juliane Beckmann

Die neue Chorleiterin Juliane Beckmann beantwortet anlässlich ihres neuen Postens drei Fragen:

1. Wie verlief Ihr Weg zur Musik?

Juliane Beckmann: Mit fünf Jahren habe ich Klavierspielen gelernt und dann in einem Jugendchor in Lennestadt gesungen. Es folgte ein Musikstudium für Schulmusik in Detmold, Hauptfach Stimme, und ein weiteres Studium für Chorleitung in Stockholm. Nebenbei habe ich immer einen oder zwei Chöre geleitet, wobei Gospeltrain zur Zeit mein einziger Chor ist. Hauptberuflich arbeite ich als Lehrerin an der Franziskus-Schule in Olpe in den Fächern Musik und Informatik. Ich singe in verschiedenen Ensembles und gebe Workshops.

2. Haben Sie musikalische Schwerpunkte?

Da bin ich nicht festgelegt. Natürlich Gospel, Pop und Jazz, aber auch Klassik. Besonders wichtig ist mir dabei der A-Cappella-Gesang. Bei meinem neuen Chor übernehme ich das Alte, das gut war, und kombiniere es mit dem Neuen, das ich mitbringe.

3. Wann können die Musikfreunde mit einem Konzert-Neustart von Gospeltrain rechnen?

Wir bereiten uns vor, bald wieder öffentlich auftreten zu können, haben aber noch keine konkreten Termine, da wir nicht wissen, wie sich die Coronaregeln entwickeln.

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Die Probentermine: Im 2-wöchigen Rhythmus am Donnerstag um 20 Uhr im evgl. Gemeindezentrum Buschhütten. Genauere Auskunft gibt es unter 02732/5534195 oder 0271/61194.