Siegen. Singen im Chor soll zuallererst Spaß machen. Der neue Verbandschorleiter im Chorverband Siegerland hat eine Idee, wie er für Chöre begeistert.
Noch ist sie ein wenig verhalten, die Neubegegnung mit dem Chorverband Siegerland, aber der Zusammenschluss von aktuell 74 Mitgliedschören macht wieder von sich reden. Zunächst mit Formalia und Personalia: Am Freitagabend fand im Hüttensaal der Siegerlandhalle nach zwei pandemiebedingten Pausen-Jahren wieder ein Chorverbandstag statt.
Siegen: Wie sich Chöre nach zwei Jahren wiedertreffen
Etliche Wahlen standen an, unter anderem die einer neuen musikalischen Verbandsleitung. Der langjährige Kreischorleiter Gerhard Schneider hatte sich nach 27-jähriger Tätigkeit nicht mehr zur Verfügung gestellt, und so war es an den Delegierten, zwischen den kandidierenden Elisabeth Alfes-Blömer (Hünsborn) und Kai Uwe Schöler (Wilnsdorf) zu optieren. Denkbar knapp fiel die Entscheidung in geheimer Wahl zwischen den beiden im Chorverband gut bekannten, aber – da dem Vorstand einen „Wahlkampf“ vor Ort als nicht zielführend sah – nicht zur Versammlung eingeladenen Persönlichkeiten aus. Am Ende setzte sich der Dirigent, Gesangssolist und Chorpädagoge Schöler mit 18 zu 16 Stimmen durch.
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Der scheidende Kreischorleiter Gerhard Schneider – über die Jahre mit einer Vielzahl an Frauen-, Männer- und gemischten Chören sehr erfolgreich, dazu ein engagierter Wegbereiter einer profunden Sänger/-innen-Ausbildung im Chorverband NRW – wurde mit einer besonderen Ehre bedacht: Chorverbandsvorsitzender Gert Bruch überraschte ihn mit der Ernennung zum Ehren-Kreischorleiter. Bruch selbst verbleibt weitere zwei Jahre im Amt. Ihm sprach die Versammlung, bei zwei Enthaltungen, ein großes Vertrauen aus. Eigentlich hätte der Kredenbacher für vier Jahre gewählt werden sollen, doch er wollte nur noch für die Hälfte der Zeit antreten. In diesen beiden Jahren stehe er bereit, den Übergang für seine Nachfolge hilfreich mitzugestalten, so der 70-jährige Aktive bei den Bichelbacher Sangesfreunden im Gespräch mit dieser Zeitung.
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In seiner Begrüßung im Hüttensaal sagte Gert Bruch, sein Wunsch sei es, die Chorarbeit im Verband und in den Vereinen wieder zu intensivieren. Er appellierte an die Vereinsvertretungen, „sich aktiv an sinnvollen und attraktiven Aktionen zu beteiligen“, auch um die entstandenen negativen Mitgliederentwicklungen der vergangenen Jahre deutlich zu begrenzen. Zählte der Chorverband im Jahr 2020 noch 98 Mitgliedsvereine, waren es 2021 80 Vereine. Die Tendenz im laufenden Jahr sieht einen weiteren Rückgang, auch was die Zahl der gemeldeten Sängerinnen und Sänger angeht.
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Da passte es gut, dass mit Landrat Andreas Müller am Freitag einer für den Chorgesang warb, der das Glück, gemeinsam zu singen, aus eigener Erfahrung (als Dirigent und Sänger) kennt. Und so beschwor er in seinem Grußwort das Comeback der Chöre in Siegen-Wittgenstein, das noch ein wenig zögerlich sei, aber unabdingbar, gehörten doch die Chöre zur originären Kultur und Tradition der Region. Für einen ordnungsgemäßen Ablauf der Vorstandstätigkeiten waren einige weitere Wahlen und Nachwahlen erforderlich, darunter die der Schatzmeisterin. Hier wurde Stephanie Kölsch vom Weißtaler Frauenchor einstimmig (bei einer Enthaltung) für zwei Jahre gewählt; die stellvertretende Position muss vorerst, aber möglichst nur für kurze Zeit, vakant bleiben, da der eigentlich vorgesehene Kandidat seine Bereitschaft kurzfristig zurückgezogen hat.
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Neben einigen – auch im Blick auf möglicherweise künftig digitale Verbandstage – Satzungsänderungen fand auch der Vorstandsvorschlag für eine Senkung des Chorverbands-Mitgliedsbeitrags pro Sänger oder Sängerin die einhellige Zustimmung der Delegierten. Der Grund: Sinkende (Personal-)Kosten in der Geschäftsstelle. Nach rund 90 Minuten endete der Chorverbandstag, natürlich mit Gesang: „Kein schöner Land in dieser Zeit“ könnte ein melodiöser Auftakt sein in einen singenden, klingenden Sommer.
Siegen: „Singen im Chor soll zuallererst Spaß machen“
„Singen im Chor soll zuallererst Spaß machen“, sagt Kai Uwe Schöler, der neue Verbandschorleiter im Chorverband Siegerland. Und so sieht er es „nach dieser Durststrecke“ (Corona) als seine vordringlichste Aufgabe, Menschen zu ermutigen, in einem Chor mitzumachen.
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Seine Idee: „Eine Woche für die Stimme“, ein Projekt, bei dem alle interessierten Chöre im selben Zeitraum mit einem eigens arrangierten Song ihre Probe für neue (oder auch „alte neue“) Sängerinnen und Sänger öffneten – und zwar abseits eines etablierten „Kirchturmdenkens“, sondern offen und mit der sportlichen Fairness, für sich zu werben, aber für alle anderen gleich mit. Gelänge es, wieder mehr Menschen für den Chorgesang zu begeistern, dann gelte es, darauf aufbauend weiter zu motivieren: zu Projekten, Schulungen, Wettstreiten, Leistungssingen und mehr.
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Kai Uwe Schöler kann auf positive Erfahrungen setzen. So habe er im Chorverband Marburg-Biedenkopf mit acht Chören ein erfolgreiches Neustartprojekt initiiert, bei dem sich acht verschiedene Vereine mit zwei Benefizkonzerten für die Opfer der 2021er Flut gemeinsam stark gemacht hätten, berichtet er. In Marburg-Biedenkopf ist der 1980 in Siegen geborene diplomierte Sänger, Musikdirektor und Dozent für chorische Bildung seit 2019 Kreischorleiter und Musikausschussvorsitzender. Auch in der heimischen Region ist er sowohl als erfolgreicher, kreativer Chorleiter als auch als kompetenter Stimmbildner bekannt.
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