Netphen. Glasfaser Direkt hat einen neuen Investor. Netphen kann nun hoffen, dass der Ausbau der Glasfaser-Hausanschlüsse weitergeht.

Glasfaser Direkt hat einen neuen Investor: CarMa networks ist eingestiegen, das Insolvenzverfahren abgeschlossen. Damit hat auch die Stadt Netphen wieder eine Perspektive auf einen flächendeckenden Ausbau von Glasfaser-Hausanschlüssen. Glasfaser Direkt ist im Kreisgebiet nur noch in Netphen aktiv und akquiriert dort Verträge in allen Stadtteilen außerhalb des Kernorts, wo die mit der Telekom verbundene Glasfaser Plus unterwegs ist. Unberührt davon erschließt Greenfiber kreisweit ausgewählte, besonders schlecht versorgte Adressen auf Rechnung des Staates. In Netphener Ortsteilen hatte während der laufenden Vermarktung durch Glasfaser Direkt auch die Telekom um Kunden geworben und „glasfaserbasierte“ Verbindungen angeboten – die sich, wie Hausbesitzer in Herzhausen feststellen mussten, dann aber als gar nicht buchbar erwiesen.

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„Strategischer Investor“

Sanierungsexperte Dr. Mark Boddenberg von der Insolvenzrechtskanzlei Eckert hat das Verfahren als Generalhandlungsbevollmächtigter begleitet. „Diese erfreuliche Entwicklung ist das Ergebnis einer kooperativen wie konstruktiven Zusammenarbeit aller Beteiligten. Gerade das Thema des Breitbandausbaus spielt derzeit eine große Rolle in Deutschland. Wir freuen uns, für das Unternehmen eine Lösung gefunden zu haben, die es ihm ermöglicht, den Geschäftsbetrieb weiterzuführen“, wird Dr. Mark Boddenberg in einer Pressemitteilung von CarMa zitiert. Als Teil der CarMa Gruppe habe das Unternehmen künftig die Möglichkeit, die bestehenden Projekte fortzuführen, neue Glasfaserausbauprojekte in Angriff zu nehmen und damit den Breitbandausbau bundesweit voranzutreiben“, ergänzt André Laner von der Beratungsgesellschaft Ebner Stolz. Ebner Stolz hatte das Verfahren und die Unternehmenstransaktion begleitet.

Die CarMa networks GmbH ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der CarMa Holding GmbH. Diese wurde 2021 von der Mediqon Group AG zusammen mit dem Management gegründet. CarMa Holding steht für Carrier Management Holding und ist ein strategischer Investor, mit dem Fokus auf Unternehmen der Telekommunikationsbranche.

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Eigentümer nimmt Kontakt zu betroffenen Kommunen auf

Aufgrund des laufenden Insolvenzverfahrens der Glasfaser Direkt GmbH sind weitere Schritte bis zur Übertragung der Geschäftsanteile und der operativen Handlungsfähigkeit des neuen Gesellschafters notwendig. Die Zustimmung der Gläubigerversammlung und die Zustimmung zum Insolvenzplan durch das zuständige Gericht werden noch eingeholt.

„Den Zeitraum bis zur endgültigen Übertragung werden wir in Absprache mit allen Beteiligten nutzen, um den laufenden Geschäftsbetrieb sicherzustellen und erste Weichen für die Zukunft zu stellen“, erläutert Michael Neska, Geschäftsführer der CarMa Holding GmbH.„Ebenfalls werden wir zeitnah Kontakt zu den betroffenen Städten und Gemeinden aufnehmen, um gemeinsam die nächsten Schritte abzustimmen“, ergänzt Marco Zapf, ebenfalls Geschäftsführer der CarMa Holding GmbH.

Die Glasfaser Direkt GmbH hatte am 9. Februar einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim zuständigen Amtsgericht Köln für die Glasfaser Direkt und die Eifel NET gestellt. Hintergründe für diesen Schritt waren neben der veränderten Marktlage und damit einhergehenden Herausforderungen wie Inflation, Lieferkettenschwierigkeiten und gestiegenen Bau- und Materialkosten auch der Rückzug des britischen Investors John Laing aus dem Glasfaserausbau in Deutschland.

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Glasfaser Direkt: Schwerpunkt im ländlichen Raum

Die Glasfaser Direkt Unternehmensgruppe ist ein bundesweit tätiges Telekommunikationsunternehmen mit Hauptsitz in Köln und über 50 Mitarbeitenden an drei Standorten. Regional ist sie bereits mit 25.000 Glasfaseranschlüssen vertreten. Ausbauschwerpunkt sind ländliche Gebiete. Als strategischer Investor im Bereich der Telekommunikation gründet CarMa neue Unternehmen und baut sie auf, erwirbt Mehrheitsbeteiligungen und geht Joint Ventures ein. Zur 2021 gegründeten Unternehmensgruppe zählen aktuell fünf Beteiligungen.

Nicht nur in Netphen ist der Markt der Glasfaseranschlüsse umkämpft. Auch in Kreuztal, wo die Stadt gemeinsam mit Greenfiber ein flächendeckendes Netz aufbaut, hatte die Telekom bereits Vorverträge abgeschlossen – und dann gekündigt.

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