Siegen/Olpe. Die IHK Siegen warnt vor Lkw-Durchfahrtsverboten für die Bedarfsumleitung an der Rahmede-Talbrücke: Für Unternehmen wäre es der nächste Schlag.

Ein Lkw-Durchfahrtsverbot für die Bedarfsumleitung der A 45 in Lüdenscheid (siehe Infobox weiter unten) hätte schwerwiegende Folgen für etliche Unternehmen in Siegen-Wittgenstein und Olpe. Nach ersten Schätzungen der IHK Siegen läuft derzeit knapp ein Drittel aller Lkw-Fahrten heimischer Speditionsunternehmen über die A 45 und Lüdenscheid.

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Die durch die Bedarfsumleitung verursachten Verzögerungen führten schon heute dazu, dass Personal und Lkw länger gebunden seien und weniger Aufträge abgewickelt werden könnten, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener. „Wir verstehen die berechtigten Sorgen der bereits heute in unerträglicher Weise belasteten Anwohner in Lüdenscheid, werben aber dafür, bei der Entwicklung von Lösungen die Betroffenheit großflächiger zu betrachten. Mit einem Durchfahrtsverbot würden, wenngleich außerhalb Lüdenscheids gelegen, ausgerechnet diejenigen Unternehmen ein weiteres Mal bestraft, deren Wettbewerbssituation durch die marode Talbrücke Rahmede ohnehin schon spürbar verschlechtert wurde. Es käme zu einer Nachteilsdopplung!“

IHK Siegen: Sperrung der Rahmede-Talbrücke kostet Wirtschaft riesige Summen

Nachdem in den vergangenen Monaten sämtliche Appelle aus der Region um Unterstützung für den Erhalt der regionalen Wettbewerbsfähigkeit weitgehend ins Leere gelaufen seien, zeichne sich ab, dass die heimische Wirtschaft erneut alleine gelassen werde. Die ökonomischen Kosten durch Verkehrsverzögerungen infolge der Brückensperrung würden bereits heute rund 230 Millionen Euro im Jahr kosten. Diese Kosten dürften mit dem neuen Durchfahrtsverbot weiter steigen.

Hintergrund: Darum geht es

Bislang sollten Lkw vom Durchfahrtsverbot ausgenommen sein, wenn in einem 75-Kilometer-Radius um Lüdenscheid be- oder entladen wird. Damit hätte das Verbot einen Großteil der heimischen Unternehmen nicht betroffen.

Eine aktuelle rechtliche Klarstellung des Bundesverkehrsministerium sieht aber eine Ausnahme nur für eine maximale Transportdistanz von 75 Kilometern Luftlinie vom ersten Beladeort bis zum Ziel vor. Damit wären auch Transporte innerhalb Südwestfalens vom Durchfahrtsverbot betroffen: „Wer einen Lkw in Burbach für eine Fahrt nach Hagen belädt, wäre auf dieser rechtlichen Grundlage gezwungen, sich eine andere, im Zweifel längere, Route zu suchen“, sagt IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer.

Der Güterverkehr würde sich zudem auf kleinere Straßen im Lüdenscheider Umland verlagern, prognostiziert die IHK: Denn auch auf der großräumigen Umfahrung über A 4, A3 und A1 fließe der Lkw-Verkehr alles andere als reibungslos. Hier kommen auch noch Mehrkosten wegen der 70 Kilometer längeren Fahrt dazu. „Für den Güterverkehr innerhalb der Region wirkt die Kostenbelastung der großräumigen Umfahrung deutlich schwerer“, sagt IHK-Verkehrsreferent Burhan Demir. Wenn sich die Ausnahmen nicht rechtssicher weiter fassen lassen, wäre ein regionales, frühzeitig abgestimmtes Konzept für die kleinräumige Umfahrung Lüdenscheids sinnvoll – sowohl im Interesse der Unternehmen als auch der Anwohner an den dann verstärkt befahrenen Strecken.

Sperrung der Rahmede-Talbrücke: IHK Siegen enttäuscht von Schienen-Güterverkehr

„Die Stadt Lüdenscheid hat angekündigt, das Durchfahrtsverbot nicht vor Mitte Juni umzusetzen. Noch besteht daher Gelegenheit, sich auf die verstärkten Lkw-Verkehre im Umland vorzubereiten“, erläutert Klaus Gräbener. Es helfe nicht, die Augen zu verschließen: „Die Verkehre sind da und sie werden sich ihren Weg suchen.“

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Ernüchternd seien die Erfahrungen der letzten Monate bei der Verlagerung größerer Transportmengen auf die Schiene gewesen. Es fehle hier praktisch an allem: am geeigneten Zustand der Infrastruktur, an Schienenzugangspunkten, an Material und Flexibilität. Dazu kämen Kostennachteile gerade auf kürzeren Distanzen, sagt Gräbener: „Mehr Transporte auf der Schiene hätten die Städte und Gemeinden im Märkischen Kreis deutlich vom Lkw-Umleitungsverkehr entlasten und den Unternehmen in den von der Sperrung betroffenen südwestfälischen Regionen helfen können.“ Sämtliche Initiativen in diese Richtung seien erfolglos geblieben.

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