Kreuztal. Die Sperrung der Rahmede-Talbrücke kostet auch Unternehmen aus Kreuztal Zeit und viel Geld. Hier berichten sie über die „durchtrennte Lebensader“.

Welche Folgen hat die Sperrung der A 45 für Unternehmen in der Region? Diese Frage hat die Industrie- und Handelskammer Siegen 55 Betrieben gestellt und die Antworten in der Broschüre „Die durchtrennte Lebensader“ dokumentiert. „Vordringlich ist dabei ein möglichst schneller Ersatzneubau der Talbrücke Rahmede“, scheiben IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener und Hans-Peter Langer, Leiter des Geschäftsbereichs Standort und Infrastruktur, in ihrem Vorwort. „Politik und Verwaltung sind in dieser Ausnahmesituation gefordert, alles zu unternehmen, um die Planung und den Bau von Verkehrsinfrastrukturprojekten maximal zu beschleunigen.“

Siegen- Halbes Jahr Sperrung rund um Brücken-Neubau an A 45

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    Hier sind vier Beispiele aus Kreuztal:

    1. Krombacher Brauerei:

    „Wir und auch unsere Kunden müssen die betroffene Strecke oder die Umfahrungen bei jedem Warenbezug aufgrund der Mehrweglogistik hin und zurück fahren. Somit sind alleine in unserem Unternehmen pro Jahr rund 60.000 Lkw-Ladungen von diesem Problem betroffen. In Kosten umgerechnet entsteht hier ein Schaden von bis zu 4 Millionen Euro pro Jahr“, schreibt Logistik-Chef Michael Kröhl „.Wir selbst müssen von diesen Mehrkosten bis zu 3 Millionen Eurojährlich tragen, da unsere Kunden aufgrund der harten Wettbewerbssituation nicht alleine in der Lage sind, diese Mehrkosten zu verkraften. Neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie können wir uns diese weitere unverschuldete Einschränkung der Wettbewerbsfähigkeit nicht wirklich leisten.

    Vollsperrung

    Seit Anfang Dezember 2021 ist die baufällige Rahmedetalbrücke auf der A 45 zwischen Lüdenscheid und Lüdenscheid-Nord gesperrt. Sie wird im Dezember 2022 gesprengt und danach neu gebaut.

    Der Fernverkehr wird bereits ab Osnabrück, Bielefeld, Kassel und Frankfurt über die A 1, A 3, A 4 und A 7 umgeleitet. Daneben gibt es örtliche Umleitungsstrecken mit langen Wartezeiten durch Lüdenscheid,

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    Bereits wenige Tage nach Bekanntwerden der Sperrung haben wir Kontakt zu der DB Cargo und unserer Kreisbahn Siegen-Wittgenstein aufgenommen, um schnellstmöglich ein alternatives Verkehrskonzept für die Nutzung des kombinierten Ladungsverkehrs für verschiedene nationale Relationen aufzubauen.

    Sprengung Talbrücke Rälsbach

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      Wir werden in den nächsten Wochen erleben, ob diese Bemühungen erfolgreich sind und zumindest die Chance bieten, einen kleinen Teil dieser betroffenen Mengen auf die Schiene zu verlagern, um hier Entlastung für die betroffenen Umfahrungen zu schaffen. Jede auf die Schiene verlagerte Lkw-Ladung hilft und kann auch langfristig dafür sorgen, unsere Region besser an den Schienenverkehr anzubinden. Bei all diesen Themen und Möglichkeiten ist nun insbesondere auch das Bundesverkehrsministerium gefordert und in der Pflicht, schnell und unbürokratisch unsere Region sowie die betroffenen Unternehmen mit Maßnahmen zu unterstützen, die dieses verkehrspolitische und finanzielle Desaster für die nächsten Jahre bis zum Neubau der betroffenen Brücke deutlich abmildern.“

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      2. Achenbach Buschhütten:

      Die Betroffenheit des Schwermaschinenbauers Achenbach Buschhütten GmbH & Co. KG geht zum jetzigen Zeitpunkt in zwei Richtungen: Zum einen müssen sechs Mitarbeiter täglich zwischen ein und zwei Stunden zusätzliche Anreisezeiten zum Arbeitsplatz in Kauf nehmen, da sie nördlich der Talbrücke Rahmede wohnen. Zum anderen verzögern sich ein bis zwei Transporte pro Woche zu Unterlieferanten im Ruhrgebiet um ein bis drei Stunden und werden damit um ca. 20 Prozent teurer“, berichtet geschäftsführender Gesellschafter Axel E. Barten.

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      „Leider ist die Cargo-Bahn nach wie vor viel zu unflexibel und zu teuer, um als Alternative in Frage zu kommen. Positiv zu bewerten ist jedoch die neue IC-Bahnverbindung zwischen Siegen und Dortmund. Alle Schwertransporte für die Zu- und Auslieferung unserer Anlagen sind bereits seit Jahren, bedingt durch die Ablastung der Brücken auf der Sauerlandlinie, über die A4 via Köln geroutet. Deshalb kommen als Verschiffungshäfen (90 Prozent Export) nur noch Antwerpen und Rotterdam in Frage.“

      3. Autohaus Keller:

      „Wir sind in mehrfacher Hinsicht von der Vollsperrung betroffen“, schreibt Geschäftsführer Wolfgang Keller. „Die Betriebe Hagen und Lüdenscheid liegen beide nördlich des gesperrten Autobahnabschnitts. Lüdenscheid ist erst seit dem 1. Juli 2021 Standort von Autohaus Keller und befindet sich noch in der Anpassung. Das Haus am Römerweg 1 befindet sich unmittelbar an der Anschlussstelle Lüdenscheid-Nord Richtung Dortmund. Jeden Tag staut sich der Verkehr stundenlang in beide Richtungen. Die Anreise zum Standort gestaltet sich für Mitarbeiter und Kunden schwierig. Kunden aus Lüdenscheid beklagen zum Teil eine einstündige Anfahrt, die unter normalen Umständen 15 Minuten dauert. Selbst Werkstattprobefahrten sind schwer kalkulierbar. Kunden verschieben Wartungstermine und Gesprächstermine oder verlagern diese an andere Standorte. Für Mitarbeiter aus der Region, die in Hagen oder Lüdenscheid beschäftigt sind, verlängert sich die Anfahrt erheblich, teilweise um mehr als eine Stunde. Umsatzrückgänge sind zu erwarten. Der wöchentliche Fahrzeugtransfer zwischen den Filialen verlängert sich unplanbar. In der Regel können nur noch 50 Prozent der Fahrzeuge zwischen den Standorten im gleichen Zeitraum getauscht werden.“

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      4. Treber A. Jung Transport GmbH, Kreuztal:

      „Wenn wir den Bereich weiträumig umfahren, entstehen für uns zusätzliche Mehrkosten durch Mehrkilometer und ein höherer Zeitaufwand“, erklärt Geschäftsführer Bernhard Jung, „aktuell stehen wir mit einigen Kunden im Gespräch und versuchen, diese Mehrkosten zumindest anteilig vergütet zu bekommen. Neben der finanziellen Belastung haben wir außerdem das Problem, dass einige Touren, die bisher an einem Tag zu fahren waren, aufgrund der Verzögerung nun zu Touren mit Übernachtung für unsere Fahrer werden. Personell haben wir jedoch nur eine bestimmte Anzahl an Fahrern, die bereit sind, im Lkw zu schlafen, so dass sich unsere Einsatzplanung dadurch verkompliziert. Abschließend führt dies dazu, dass wir auf die Woche gesehen fast eine komplette Schichtzeit pro Lkw verlieren.“