Kaan-Marienborn. Die CDU Siegen-Wittgenstein wählt Benedikt Büdenbender zum neuen Kreisvorsitzenden. Er folgt auf Volkmar Klein.
Der 33-jährige Netphener Benedikt Büdenbender ist neuer Kreisvorsitzender der CDU Síegen-Wittgenstein. Er tritt die Nachfolge von Volkmar Klein an, der nach 20-jähriger Amtszeit nicht wieder kandidierte. Büdenbender erhielt 114 von 183 gültigen Stimmen. Sein Mitbewerber André Jung aus Hilchenbach bekam 68 Stimmen. Eine Stimmenthaltung war auch dabei.
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Auf dem Parteitag in der Weißtalhalle wurde Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach aus Bad Berleburg mit 163 Stimmen als stellvertretende Vorsitzende wiedergewählt. Neue stellvertretende Vorsitzende sind die Burbacherin Deborah Amazu (149 Stimmen) und der Kreuztaler Philipp Krause (150). Landtagsabgeordneter Jens Kamieth hatte nicht wieder kandidiert, Benedikt Büdenbender war gerade zum Vorsitzenden aufgerückt.
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Der Abschied
Es sei schon ein „bisschen komisches Gefühl“, gibt Volkmar Klein zu, nach 20 Jahren zum letzten Mal einen Kreisparteitag zu eröffnen. Der Bundestagsabgeordnete aus Burbach erinnert an der Jahr 2003, als die SPD mit Gerhard Schröder den Bundeskanzler stellte und die CDU ihn zwei Jahre später mit Angela Merkel aus dem Amt vertrieb. „Das werden wir auch jetzt wieder schaffen.“ Nach dem Machtverlust an die Ampelregierung von SPD, Grünen und FDP 2021 sei bereits 2022 bei der Landtagswahl wieder ein gutes Ergebnis gelungen. Er wolle sich auf seine Aufgaben als entwicklungspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion und als Wahlkreisabgeordneter konzentrieren. Es sei „wichtig, andere Leute in die Verantwortung zu holen“, sagt der 63-Jährige – zumal die Arbeit im Kreisverband „ganz schön zeitintensiv“ sein. Mit auf den Weg gibt Volkmar Klein dem Kreisverband den Wunsch nach Einigkeit und der Besinnung auf das „christliche Menschenbild als unseren Kompass“. Der Kreisverband revanchiert sich mit einer Feuertonne für Grillabende in Kleins Garten und Holzscheiten, je einem, entsprechend beschriftet, von jedem Stadtverband. Anke Fuchs-Dreisbach plaudert dazu: „Du magst ja die Bratwurst in CDU-Farben.“ Etwas schwarz, meint sie, also leicht verbrannt.
Die Kandidaten
Benedikt Büdenbender war bis vor kurzem wissenschaftlicher Mitarbeiter im Abgeordnetenbüro von Volkmar Klein; inzwischen ist er für eine Unternehmensberatung in Frankfurt tätig. In seiner Bewerbungsrede geht er auf sinkende Mitgliederzahlen ein: „Diesen Trend müssen wir unbedingt stoppen.“ Die CDU müsse das Mitwirken aber auch allen Teilen der Bevölkerung ermöglichen. „Wir müssen Politik mit Familie und Beruf vereinbar machen.“ Büdenbender fordert die Partei auf, sich zu öffnen und „sichtbarer zu werden“. Wichtig sei es auch, „klare Kante“ zu zeigen und „nicht beliebig zu werden“. Deshalb sei es richtig gewesen, die Kooperation mit der SPD im Kreistag zu beenden. Benedikt Büdenbender, selbst stellvertretender Fraktionschef im Netphener Rat, spielt auf den Wechsel an der Spitze der SPD-Kreistagsfraktion von Michael Sittler zu Julian Maletz an. Mit der neuen Generation sei „eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich gewesen“.
André Jung, stellvertretender Landrat, stellvertretender Vorsitzender der Kreistagsfraktion, Fraktionschef in Hilchenbach und Eigentümer eines Tankstellenunternehmens, spricht über die Trauer in Freudenberg, die Bedeutung des Ehrenamts („Kitt unserer Gesellschaft“) und Aufgaben wie Rettungsdienst und Nahverkehr, deren Zukunft Kreis- und Kommunalpolitik gemeinsam bestreiten müssten. Die CDU müsse „Kampagnenfähigkeit entwickeln“, fordert der 41-Jährige.
Beide Kandidaten haben die Kommunalwahl 2025 im Auge: Neben Alt-Landrat Paul Breuer haben die Bürgermeister Steffen Mues (Siegen) und Christoph Ewers (Burbach) Platz genommen – in dieser Reihe saßen auch schon mal mehr. Die CDU müsse im nächsten Wahlkampf „noch deutlicher nach außen als Einheit erkennbar“ sein, sagt denn auch der neue Partei-Vize Philipp Krause. „Heute stellen wir die Weichen für die Zukunft.“ Es sei ein gutes Zeichen, dass der Generationswechsel „harmonisch und geräuschlos“ gelinge.
Die Gäste
Dr. Peter Liese, der Europaabgeordnete, hat seine eigene Geschichte mit Volkmar Klein: Der hätte nämlich auch gern das Mandat bei der EU gehabt, erinnert er, um dann den „Weltbürger mit einer tiefen Verwurzelung hier in deiner Heimat“ zu würdigen – und die Region selbst, der er gratuliert: zum Oscar für die Musik im Film „Im Westen nichts Neues“, die der gebürtige Ferndorfer Volker „Hauschka“ Bertelmann komponiert hat. Und zum „Weltretter-Oscar“, den sich die Hilchenbacher SMSgroup mit dem Bau des ersten klimaneutralen Stahlwerks in Schweden und des größten deutschen klimaneutralen Stahlwerks für Thyssenkrupp in Duisburg verdient. Benedikt Büdenbender kennt er auch schon lange: als Wahlkampfhelfer und Praktikanten in Brüssel: „Da kann man mal sehen, was daraus werden kann.“
Als Hendrik Wüst die Weißtalhalle betritt,wird der Europaabgeordnete unterbrochen durch Musik, die die Regie einspielt. Der Ministerpräsident ist wegen Volkmar Klein hier, „ein toller Mensch und Politiker“ – Wüst kam 2005 neu in den Landtag, als der Haushaltspolitiker Klein („nie ein kalter Zahlenmensch“) fast schon auf dem Sprung nach Berlin war. Hendrik Wüst spricht über Fachkräftemangel, Zuwanderung und Flucht, über den die Transformation der Wirtschaft und den Beitrag der SMS group: „Darauf können Sie stolzsein.“ Und den Handlungsbedarf an Grundschulen („eine ganz blamable Situation“): „Das Mindeste“, was erreicht werden müsste, sei, „dass die Kinder Deutsch verstehen, ganz egal, wo sie herkommen“. Sonst wachse die nächste Generation heran, „die keinen Bock auf Schule hat“. Die gute Ausbildung brauchten auch die Kinder der Geflüchteten aus der Ukraine. „Viele dieser Kinder werden hier bleiben. Sehen Sie sich doch mal die Städte in der Ukraine an.“
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Benedikt Büdenbender, der neu gewählte Kreisvorsitzende, verabschiedet seinen Landesvorsitzenden mit einer Schokoladen-Nascherei. Der Parteitag bekommt Suppe, später. Bevor zum Abschluss die Nationalhymne gesungen wird, müssen die Delegierten noch arbeiten, wählen, wählen und wählen,drei Delegierte hierfür, sieben dafür und noch mal 14 für was anderes. Partei, so sehr sie gerade noch beworben worden ist, kann manchmal ganz schön grau sein. Draußen hat der Siegener Stadtverband seine Plakate für den Erhalt von zwei Hallenbädern aufgestellt. Da brennt’s gerade wirklich.
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