Kreuztal. Auf dem Familiengut Hadem in Kreuztal verändert sich etwas: Die künftige Senioren-WG sucht sich neue Mitbewohner selbst aus.
Veränderung am Leyberg: Aus der stationären Pflegestation des Hauses Hadem in Kreuztal wird eine von der Diakonie Bethanien ambulant betreute Senioren-Wohngemeinschaft. Wer jetzt dort wohnt, kann natürlich bleiben. Die Fachkräfte können ihre Posten behalten.
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Von der zukünftigen Umgestaltung der Pflegeeinrichtung träumt die Familie Hadem schon seit 26 Jahren. „Heute schließt sich ein Kreis”, sagt Geschäftsführer Sönke Hadem. Bereits im Jahr 1997 versuchte der langjährige Familienbetrieb den Schritt in eine ambulant betreute Wohngemeinschaft. Damals scheiterte der Umbau jedoch an rechtlichen Rahmenbedingungen. „Seitdem betreuen wir in unserer Einrichtung schwerstpflegebedürftige Menschen – und das sehr eigenständig und solitär.”
Der Partner
Die Diakonie Bethanien wurde 1896 gegründet und hat ihren Sitz in Solingen-Aufderhöhe. Zurzeit arbeiten etwa 2000 Mitarbeiter in 40 Einrichtungen an 20 Standorten, unter anderem mit Tagespflegestationen in Weidenau, Netphen und Dresselndorf und einem mobilen Pflegedienst in Siegen und Lützeln .
180 Anmeldungen für 16 Pflegeplätze
Das Haus Hadem ist die kleinste stationäre Pflegeeinrichtung in Siegen-Wittgenstein. Das sehr gemütliche und gemeinschaftliche Umfeld der Einrichtung rund um das Alte Feuerwehrhaus am Leyberg lockt viele Interessenten, Platz ist aber nur für 16 Bewohnerinnen oder Bewohner: „Wir haben derzeit noch 150 bis 180 Anmeldungen, die wir eben leider nicht alle annehmen können”, sagt Sönke Hadem. Mit dem Umbau in eine ambulante Wohngemeinschaft können nun aber auch keine stark pflegebedürftigen Menschen mehr aufgenommen werden. Sollte sich die Verfassung der neuen Bewohner während ihres Aufenthalts in der Wohngemeinschaft verschlechtern, müssen sie aber nicht eine andere Pflegeeinrichtung umziehen. Auch die Rund-um-die-Uhr-Versorgung aller auf dem Gelände lebenden Bewohner bleibt sichergestellt: „Haus Hadem bleibt Haus Hadem – nur eben anders.”
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Die neue Pflegeeinrichtung wird zukünftig von der Diakonie Bethanien betrieben. Seit über sechs Jahren besteht die Zusammenarbeit der beiden Partner. „Unsere Fachkräfte pflegen die meisten Bewohner der 21 Servicewohnungen, die vom Haus Hadem gestellt werden“, erklärt Hartmut Fehler, Geschäftsführer der Diakonie Bethanien. „Natürlich können sich die Bewohner eigenständig aussuchen, von wem sie gepflegt werden. Wir sind halt eben nur ein paar Meter entfernt. Deswegen bietet sich das so gut an.”
Künftig zwölf WG-Plätze auf der „Insel mitten in Kreuztal“
Fünf Gebäude stehen auf einem 5000 Quadratmeter großen Areal, dem Familiengut Hadem, wobei jedes seinen eigenen Zweck hat und seinen Teil zur Lebensgemeinschaft beiträgt: das Bürogebäude, das Alte Feuerwehrhaus in dem die Diakonie Bethanien sitzt, die stationäre Pflegestation, Großvaters alte Scheune mit Werkstatt sowie das neue Gutsgebäude mit 21 Servicewohnungen. „Es ist wie eine wunderschöne Insel mitten in Kreuztal. Hier ist die Heimeligkeit und das Wohlgefühl sehr stark”, betont Carmen Reichmann, Einrichtungsleiterin der Diakonie Bethanien.
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Die Arbeit in ambulanten Wohngemeinschaften ist für die Diakonie Bethanien nichts Neues. In Nordrhein-Westfalen betreibt sie schon fünf Wohngemeinschaften – mit der neuen in Kreuztal nun sechs. „Das Schöne an den WGs ist die kleine Bewohnerzahl von maximal zwölf Personen”, sagt Hartmut Fehler. Während die Verweildauer in großen Pflegeeinrichtungen etwa 1,5 Jahre beträgt, ist sie in kleinen Einrichtungen doppelt so hoch. „Der altersbedingte Abbau geht nicht so schnell voran. Die Vertraulichkeit ist in einer kleinen Gruppe sehr groß.” Auch die Stimmung sei anders: „Die Fröhlichkeit und Herzlichkeit ist viel größer. Hier wird viel gelacht und die Bewohner werden auch kognitiv gefordert”, so Bethaniens Pflegedienstleiterin Bianca Irle.
„Wie bei Studenten, nur eben für Senioren“
Schwerpunkt der Senioren-Wohngemeinschaften ist die aktive Gestaltung des Alltags unter Einbeziehung der Fähigkeiten und Möglichkeiten aller Bewohnerinnen und Bewohner. „Sie bestimmen den Einkauf, können selbst kochen oder helfen beim Haushalt. Die Menschen haben eben auch den Wunsch, sich einzubringen”, erklärt Hartmut Fehler. Die Bewohner können dann auch selbst mitentscheiden, wer mit in die WG aufgenommen wird. „Es ist wie bei Studenten, nur eben für Senioren”, sagt Carmen Reichmann.
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Derzeit wird die stationäre Pflegeeinrichtung renoviert, sodass innerhalb der nächsten Monate der Wechsel stattfinden kann. Mit dem Umbau ist das Haus Hadem dann nun nicht mehr als Träger für die aktive Pflege verantwortlich, hat aber den Spielraum, das Gemeinschaftsleben und die familiäre Atmosphäre auf dem Gelände zu fördern. „Wir möchten uns auch beim Kreis Siegen-Wittgenstein für die tolle Zusammenarbeit bedanken. Die Mitarbeitenden dort waren sehr wohlwollend und unterstützen das Projekt voll und ganz”, sagt Hartmut Fehler. Auch weitere Verstärkung schadet nie: „Wir können auch noch ehrenamtliche Mitarbeiter gebrauchen, die uns zum Beispiel bei Ausflügen unterstützen“, sagt Carmen Reichmann.
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