Siegen. Zwei junge Männer brachten Drogen in großem Stil von Barcelona nach Siegen. Und konsumierten dabei selbst kräftig, schon seit jungen Jahren.
Der große Drogenschmuggel-Prozess gegen zwei Männer aus Siegen geht weiter. Ein 25-Jähriger und ein 23-Jähriger sind vor der großen Strafkammer des Landgerichts Siegen wegen Einführung, Besitz und Handel mit Betäubungsmitteln angeklagt. Sie sollen im Spätsommer 2022 eine große Menge Haschisch-, Marihuana- und Cannabisprodukte von Barcelona nach Siegen gebracht haben, um sie hier weiterzuverkaufen (wir berichteten).
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Ein Gutachten des Landeskriminalamtes bestätigt, dass in den Autos der beiden Angeklagten insgesamt 34 Kilogramm Haschisch und Marihuana mit einem THC-Gehalt von mehr als zwölf Kilogramm gefunden wurden. Die beiden Männer sitzen derzeit in Untersuchungshaft.
Nach der Haft will der 23-Jährige Siegener wieder bei seiner Mutter einziehen
Der 23-jährige Angeklagte berichtet vor Gericht von einer schwierigen Jugend. Mit 12 Jahren wurde er ins Internat geschickt. Seine Mutter habe einen neuen Lebenspartner gehabt, mit dem er nicht zurecht kam. Eine Vaterfigur gab es in seinem Leben nicht. „Ich musste mir das Leben selber beibringen“, sagt der Angeklagte vor Gericht. Nach zwei Jahren im Internat war er für eine kurze Zeit wieder bei seiner Mutter, dann kam er in eine Wohngruppe. Einen Schulabschluss hat der 23-Jährige nicht, auch keine abgeschlossene Ausbildung. „Ich habe nicht nachgedacht, was es für Konsequenzen hat, was das für die Zukunft bedeutet“, sagt der Siegener. Eine berufsbegleitende Maßnahme wurde abgebrochen. „Wegen hoher Fehlzeiten und fehlender Motivation“, erklärt Richterin Elfriede Dreisbach. „Ich wollte eher arbeiten und Zuhause raus“, erklärt der Angeklagte. Für die Zeit nach der Haft plane der 23-Jährige, wieder bei seiner Mutter einzuziehen, sich arbeitslos zu melden und eine Arbeit zu suchen, um dann in eine eigene Wohnung zu ziehen, so die Verteidigung. Eventuell auch mit seiner derzeit schwangeren Lebenspartnerin.
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Auch der 25-jährige Angeklagte kann keinen Schulabschluss und keine Ausbildung vorweisen. Nach der siebten Klasse wechselte er von der Hauptschule auf eine Förderschule, weil er eine Lernschwäche habe, so sagt er selbst. „Ich habe früh angefangen zu Kiffen“, erklärt der 25-Jährige. Das habe er bei den älteren Schülern gesehen und täglich Marihuana oder Haschisch geraucht. Insgesamt drei berufsvorbereitende Maßnahmen hat der Siegener angefangen und nicht beendet. Mit Arbeit bei verschiedenen Unternehmen und Leiharbeitsfirmen verdiente er seinen Lebensunterhalt.
Freundin nicht einverstanden mit dem Drogen-Lebensstil des Siegeners
Vor der Haft lebte er mit seiner Verlobten und seiner heute eineinhalb Jahre alten Tochter zusammen, dann musste er ausziehen. „Sie war mir meinem Lebensstil nicht einverstanden. Wegen dem Konsum und keiner festen Arbeit“, so der Angeklagte. Aktuell sei der Kontakt gut, seine Tochter komme ihn jede Woche besuchen. Zu Anfang der Haft hatte der Angeklagte mit Entzugserscheinungen zu kämpfen. Neben Marihuana konsumierte er auch Kokain. „Ich habe mit mir selbst ausgemacht, dass ich jetzt aufhöre. Wegen der Familie und allem“, sagt der 25-Jährige.
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Beide Männer sind mehrfach polizeilich auffällig geworden und standen unter anderem wegen Diebstahl, Körperverletzung und unerlaubten Besitz von Betäubungsmitteln vor Gericht. Der Sachverständige Dr. Thomas Schlömer wird nun ein psychiatrisches Gutachten über die beiden Angeklagten erstellen. Der Prozess wird Anfang April fortgesetzt.
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