Siegen. Im Oktober 2018 durchsucht die Polizei eine Wohnung von zwei Männern in Weidenau. Eigentlich suchen sie einen vermissten Personalausweis.
Zugrunde liegt eigentlich ein Durchsuchungsbefehl wegen möglichen Raubs. Am Tatort trifft die Polizei aber nicht auf einen vermissten Personalausweis – sondern auf viele Drogen und Waffen. Im Oktober 2018 konnte die Polizei in der Wohnung zweier Männer in Weidenau Amphetamin, Ecstasy, Cannabis und verschiedene Kampfwerkzeuge sicherstellen. Nun müssen sich die beiden Vorbestraften, 30 und 28 Jahre alt, vor der 1. Großen Strafkammer am Landgericht Siegen verantworten. Ihr Verteidiger fordert ein Jahr und sechs Monate auf Bewährung.
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„Die Waffen dienten zur Verteidigung“, sagt der Rechtsanwalt des 30-jährigen Angeklagten. Die beiden lebten damals zusammen in der Wohnung des 28-Jährigen. Schon mehrmals sollen Leute versucht haben, bei ihnen einzubrechen – auch mit Erfolg. „Die wollten uns nichts Gutes“, sagt der 30-Jährige. Die Haustür war aus Holz und bot nicht viel Schutz: „Sie war wie eine Zimmertür. Man hatte kein Gefühl von Sicherheit“, so der 28-Jährige, der in seiner Couch auch eine Axt versteckt hatte. Zudem fanden die Polizistinnen und Polizisten Messer, darunter auch eine Machete und ein Bajonett, einen Schlagstock, eine Gaspistole und eine Armbrust. Die Gaspistole sei aber nicht funktionsfähig gewesen, wie der Polizist berichtet.
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Der Drogenhandel habe immer außerhalb der Wohnung stattgefunden, sagen die beiden Angeklagten. Die Kunden, meist aus dem Bekanntenkreis, hätten sich bei ihnen telefonisch gemeldet und bestimmte Drogen bestellt. Der ausgemachte Treffpunkt soll dann häufig der Edeka oder die Aral-Tankstelle in Weidenau gewesen sein. „Konnten die Leute das nicht mit Geld bezahlen, haben sie uns auch Waffen als Wertgegenstände gegeben“, sagt der 30-Jährige. Diese habe er auch in der Wohnung in einer Tasche unter dem Bett verstaut: „Eigentlich hab ich es nicht so mit Waffen.“ Er habe den Drogenhandel genutzt, um seine Schulden zu begleichen, aber auch, um seinen Eigenkonsum finanzieren zu können. Beide Angeklagten haben täglich Cannabis geraucht, und an Wochenenden zum Feiern auch Ecstasy und Amphetamine konsumiert.
Schon mit 18 ins Gefängnis
Mit fünf Jahren kam der 30-Jährige damals ins Kinderheim und besuchte die Förderschule. „Ich war echt nicht schlecht in der Schule. Dafür habe ich mich aber zu sehr daneben benommen“, reflektiert er vor Gericht. Schon mit 18 Jahren musste er für zwei Jahre in Gefängnis. Währenddessen begann er eine Straßenbauausbildung, die er nach dem Tod seiner Mutter aber nicht beendete. In den darauffolgenden Jahren habe er zwei Beziehungen gehabt, die jeweils etwa fünf Jahre andauerten. „In dieser Zeit war ich nicht kriminell“, sagt der 30-Jährige. Nach der Trennung von der zweiten Freundin wurde er aber wieder rückfällig und musste 2019 für drei Monate ins Gefängnis, nachdem er mit einer großen Menge Amphetaminen erwischt wurde. Zurzeit ist der Angeklagte auf Bewährung. Die Bewährungshelferin sieht die momentane Lage sehr kritisch: „Er nimmt die ihm angebotenen Hilfeleistungen nicht an. Die Motivation fehlt.“ Seine derzeitige Freundin sei ihm aber eine sehr große Stütze.
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Auch der 28-Jährige Angeklagte ist in seiner Kindheit oft negativ aufgefallen. Mit zwölf Jahren besuchte er für drei Jahre eine Fördereinrichtung in Hennef. „Diese Zeit dort hat eigentlich alles verschlimmert“, sagt der junge Mann. Daraufhin musste er nach einer Straftat in Jugendhaft und holte im Gefängnis seinen Hauptschulabschluss nach. Derzeit mache er eine Umschulung zum Zerspanungsmechaniker und habe Aussicht auf Arbeit, wie sein Rechtsanwalt mitteilt.
Der Verhandlung wird am Mittwoch, 9. November fortgesetzt.
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