Hilchenbach. Der Hang unter der Kirche in Dahlbruch hat nicht gehalten: Das bedeutet Verzögerung. Dabei ist die Baustellensituation ohnehin kompliziert genug.
Betty Roth übertreibt etwas: „Wie Unterm Klingelschacht in Siegen“, sagt die SPD-Stadtverordnete im Bau- und Verkehrsausschuss, komme ihr die Baustelle an der B 508 in Dahlbruch vor. Dort, unterhalb von Kirche und Kuckucksnest-Kita, baut Straßen NRW eine Stützmauer, um Platz für einen von der Stadt Hilchenbach gewünschten Parkstreifen zu schaffen. Dabei sind Felsbrocken heruntergestürzt.
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„Der Hang ist nicht so stabil, wie wir gedacht hatten“, sagt Julia Ollertz von Straßen NRW. Inzwischen wurde Beton eingespritzt, um die Böschung zu sichern. Die Hangsicherung kostet nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Der Fertigstellungstermin in den Sommerferien wird nicht zu halten sein, der Landesbetrieb rechnet mit einer Verzögerung um zwei Monate. Der Ausbau des Streckenabschnitts Keppel-Dahlbruch wird aber trotzdem planmäßig beginnen – in den Sommerferien an der Kreuzung Stift-Keppel-Weg/Breitenbacher Straße.
Welche Folgen hat die Baustelle für Dahlbruch?
Etwa zwei Jahre lang werden sich die Straßenbauer von der Breitenbacher zur Hillnhütter Straße vorarbeiten – es handelt sich um einen der längsten Ausbauabschnitte im Zuge der B 508 zwischen Kreuztal und Hilchenbach, die mit Rad- und Gehwegen versehen wird. Der Verkehr wird dann nur eine Fahrbahn zur Verfügung haben, für einen Teilabschnitt wird eine Baustraße in den Stiftswiesen aufgeschüttet, sodass zumindest dort keine Ampelregelung erforderlich wird. Weil aber zu Beginn in den Sommerferien die Kreuzung Talsperrenstraße/Stift-Keppel-Weg voll gesperrt wird, wird die Talsperrenstraße als Umleitung benötigt.
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Was bedeutet das für die Talsperrenstraße?
Die Talsperrenstraße wird vorerst nicht ausgebaut, vor allem nicht in ihrem unteren, am stärksten geschädigten Teil. Zum einen kann das Wohnviertel dann nur über Talsperren- und Gartenstraße erreicht werden. Zum anderen dürfte sich der parallel zur B 508 führende Straßenzug nach Aufhebung der Vollsperrung auch als Umfahrung des Baustellenstaus anbieten. Ernst Heinrich Hofmann (FDP) nennt das im Bauausschuss „unverantwortlich“: Die Talsperrenstraße, schon durch den Neubau des Hochbehälters über der Talsperre und die Abfuhr des Käferholzes stark geschädigt, werde diese Belastung nicht mehr aushalten – sie müsse vorher saniert werden. Dafür sei es wohl zu spät, erwidert Fachbereichsleiterin Christine Bülow.
Was hat die Stadt in Dahlbruch vor?
Die Sanierung der Talsperrenstraße steht im neuen Straßen- und Wegekonzept, das der Bauausschuss bei Stimmenthaltungen und einer Gegenstimme aus den Reihen der SPD-Fraktion verabschiedet hat, an oberster Stelle. Und zwar nun im Kapitel der „voraussichtlich beitragspflichtigen Maßnahmen“ – und nicht mehr bei den Instandsetzungsmaßnahmen. die die Stadt allein bezahlt. „Mit einer Frässanierung ist da nicht mehr zu machen“, sagt Christine Bülow - den Komplettausbau veranschlagt die Stadt mit einer Million Euro. Max Taplick vom Fachdienst Bautechnik berichtet über die Bohrungen für das aktuelle Bodengutachten: „Die Bohrkerne sind sofort auseinandergefallen.“
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„Dringenden Handlungsdruck“ sieht Ausschussvorsitzender André Jung (CDU), „es rächt sich, dass wir so lange nichts gemacht haben.“ Deshalb nicht, weil der Rat keine Baumaßnahmen mehr zugelassen hat, für die die Stadt nach dem Kommunalabgabengesetz (KAG) den Anliegern Beiträge in Rechnung stellen müsste. Ernst Heinrich Hofmann (FDP) ist verblüfft: „Bis heute“ sei er davon ausgegangen, dass eine Fahrbahndeckensanierung auf Kosten der Stadt ausreicht. Auch Udo Hoffmann (SPD) sieht das Beitragsthema „völlig überraschend“ aufkommen. Hoffmann erinnert sich aber auch an die Überlegung, die Satzung für die KAG-Beiträge zu ändern: den Stadtanteil möglichst niedrig und den Anliegeranteil möglichst hoch ansetzen – weil das Land erklärt habe, die Rechnung der Anlieger zu übernehmen. Ob das Geld dann wirklich fließe oder die Anlieger doch auf der Rechnung sitzen bleiben, sei „eine andere Frage“.
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Wie geht es weiter?
Baudezernent Michael Kleber will einen Baubeginn in der Talsperrenstraße Anfang 2024 ermöglichen und bis dahin die Planung und die Ausschreibung vorbereiten – dann ist auch klar, wie dort die B 508 aussieht, weil der Einmündungsbereich deutlich schmaler werden soll. Geklärt werden müsse bis dahin auch, wie die Zufahrt zur Talsperre gesichert wird, auf die der Wasserverband angewiesen ist: „Das ist eine Herausforderung.“ „Wir brauchen keine Planung, wenn wir nicht bauen wollen“, wendet Arne Buch (CDU) ein. Oder nicht bauen dürfen: Denn nach wie vor gilt der Ratsbeschluss aus dem September 2020, auf Straßenausbauten zu verzichten, solange das KAG nicht geändert ist. „Ich hatte die Hoffnung, dass die Verwaltung beauftragt wird, die Aufhebung dieses Beschlusses vorzubereiten“, gesteht Michael Kleber. „Dem können wir heute nicht zustimmen“, antwortet Udo Hoffmann (SPD).
Den Antrag der SPD, die beitragspflichtigen Maßnahmen im Straßen- und Wegekonzept nicht ausdrücklich zu beschließen, lehnt der Bauausschuss mit 5:5 Stimmen ab, Dr. Frank Luschei (Grüne) enthält sich der Stimme. Die Mehrheit verabschiedet dann das Konzept – über die Talsperrenstraße ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen.
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