Siegen. 49-Euro-Deutschlandticket ist günstiger – für Fahrgäste. Verkehrsunternehmen rechnen mit Einbußen. Probleme bei Schüler- und Jobticket erwartet.
Der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) plant derzeit mit unbekannten Größen: Der Fahrplan für das Jahr 2024, der jetzt bei der Deutschen Bahn (DB) bestellt wird, ist nach wie vor nicht finanziert. Sollte die Finanzierungslücke – 40 Millionen Euro – nicht gedeckt werden, werden etwa 13 Prozent des Fahrplanangebotes von 2022 wieder abbestellt werden müssen. Fällt die Entscheidung bis 22. August, werden Stornierungskosten in Höhe von 225.000 Euro, danach von 3,3 Millionen Euro fällig. Die DB Netz lässt sich die Nutzung ihrer Gleise pro Tag und Kilometer bezahlen.
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Das nächste Jahr
Für den südlichen Bereich des NWL sieht der Jahresfahrplan 2024 nur wenige Änderungen vor.
>>>Der neue Dortmund-Siegerland-Express RE 34 wird zusätzlich auch in Hohenlimburg halten. Der erste Zug, der morgens um 5.50 Uhr in Siegen ankommt, soll alle Haltestellen bedienen.
>>>Die Ruhr-Sieg-Bahn RB 91 nimmt den Betrieb eine Stunde früher mit einer Fahrt von Finnentrop nach Siegen auf – allerdings nur dann, wenn die Finanzierung gewährleistet ist und der bisherige Fahrplan nicht gekürzt werden muss.
>>>Die Rothaarbahn RB 93 Betzdorf-Bad Berleburg wird frühmorgens so verlegt, dass in Siegen Anschlüsse nach Köln und Frankfurt erreicht werden. Die beiden Frühzüge (bisher 5.10 und 6.41 Uhr ab Hilchenbach) werden über Siegen hinaus nach Betzdorf verlängert, der bisherige Frühzug 5.33 Uhr ab Siegen fährt nach Bad Berleburg, ohne 20 Minuten in Hilchenbach zu stehen.
Das Deutschlandticket
Ungewissheiten sind auch mit der Einführung des Deutschlandtickets verbunden. Wenn es ab Mai die deutschlandweit gültige Monatsnetzkarte für 49 Euro gibt, werden die Verkehrsunternehmen weniger Geld einnehmen. Ein vollständiger Ausgleich des Einnahmenausfalls sei aber durch den Bund nur für 2023 zugesagt, heißt es in der Vorlage zur nächsten NWL-Verbandsversammlung. Es bestehe zudem Gefahr, „dass Liquidität aus Westfalen-Lippe bzw. dem SPNV abgezogen wird“ – nämlich dadurch, dass Fahrgäste aus der Region das Ticket bei irgendeinem anderen Dienstleister kaufen, der deutschlandweit aktiv ist. Denn über die Aufteilung der Einnahmen gebe es noch keine Festlegung.
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Eine „besondere Herausforderung“ sieht der NWL für das Schülerticket. Bisher beteiligen sich Städte und Gemeinden mit dem Betrag für jede Schülerin und jeden Schüler, den die reguläre Schülerfahrkarte von der Wohnung zur Schule auch gekostet hätte – das sei in jedem Fall mehr als der Preis des Deutschandtickets. Schülerinnen und Schüler, die zu nah an der Schule wohnen, als dass sie einen Anspruch auf eine Fahrkarte hätten, bekommen das Schülerticket trotzdem. Dazu zahlen die Kommunen den „Solidarpreis“ von 15 Euro. Diese Kinder und Jugendlichen bekämen demnach weiterhin nur die regional gültige Version des Schülertickets.
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Ähnliche Probleme erwartet der NWL bei den Semester- und Jobtickets, wo durch Abnahmen von Mindestmengen Rabatte möglich wurden und der Verkaufpreis durch Zuschüsse, zum Beispiel von Arbeitgebern, abgesenkt werden konnte. „Insofern sich der Preis für das Deutschlandticket unter oder auch nur in der Nähe der Abgabepreise für die Job- bzw. Semestertickets bewegt, besteht somit die reale Gefahr, dass sich die Arbeitgeber oder Studierenden unter Hinweis auf das vergleichsweise günstige und deutschlandweit gültige Pauschalpreisangebot aus der Solidarfinanzierung verabschieden“, warnt der NWL. Erste Abonnementverträge seien bereits gekündigt worden. Im Kreis Siegen-Wittgenstein hat die Stadt Hilchenbach bereits den Gedanken geäußert, aus dem Schülerticket auszusteigen und stattdessen die billigeren Deutschlandtickets zu kaufen.
Über diese Themen berät auch der Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS). Die Verbandsversammlung tagt am Dienstag, 6. März, ab 18 Uhr im Siegener Kreishaus.
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