Buschhütten. Salut Salon: Im völlig ausverkauften Campus Buschhütten erlebt das Publikum ein zirkusreifes Kammerkonzert.
Natürlich ist es in erster Linie ein Konzert, das die vier Musikerinnen von „Salut Salon“ im fast ausverkauften Campus Buschhütten bieten, der inzwischen vom Geheimtipp zum absoluten Magneten für die heimische Kultur aufgestiegen ist. Denn alle die kompositorischen Kostbarkeiten ihres Programms beschreiben das Thema Traumwelten. Doch der Abend bietet noch viel mehr: Illusionen, die einen Hauch „Zirkus Roncalli“ des großen Magiers Bernhard Paul erahnen lassen, kleine Ausflüge in den Bereich Schabernack, wenn sie die Puppe Oskar („Der einzige Mann, der uns seit 20 Jahren begleitet“) in ihre Kunst einbeziehen, Zaubereien mit Lichteffekten, als sie mit ihren Geigenbögen einen Fechtkampf austragen oder sie scheinbar zum Brennen bringen, achthändig Klavier spielen, eine Säge singen lassen.
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Hexeneinmaleins und Märchenhaftes
Ruhig stehen oder hinter Notenpulten sitzen wie bei üblichen Klassik-Quartetten? Fehlanzeige. Sie steppen, hüpfen, manchmal tanzen sie mit ihren Instrumenten - und spielen natürlich alles auswendig. Ihre Moderationen mit vielen wortwitzigen Dialogen haben sie sich intelligent aufgeteilt. Durch den riesigen, luftigen Baldachin, der sich über die Bühne wie über ein Bett spannt, geben sie auch optisch das Thema des Abends vor.
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„Tango del Diablo“ des Tango-Königs Astor Piazzolla erweist sich zum Auftakt tatsächlich als Tanz mit dem Teufel und bringt die fantastischen Vier auf Betriebstemperatur. „La Notte“ von Antonio Vivaldi ist ihr vom Entstehungsjahr her ältester Titel, „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ der allerjüngste. Violinistin Angelika Bachmann, die „Salut Salon“ vor 20 Jahren in Hamburg gründete, hat ihn ebenso komponiert wie „Speaking Dream“, das die Angewohnheit, im Traum zu sprechen, aufs Korn nimmt. So wechselt sich Bartholdys „Walpurgisnacht“ und Prokofjews „Diabolische Einflüsterung“ ab mit „Guten Abend, gute Nacht“ von Johannes Brahms oder dem „Traum eines Kindes“. Turbulent-Verstörendes mit zart-Sehnsuchtsvollem, Hexeneinmaleins mit Märchenhaftem. In jeder Sekunde des Abends teilt sich dem staunenden Publikum mit, dass die Künstlerinnen sich blind verstehen. Was sicherlich auch daran liegt, dass Angelika Bachmann viele Titel selbst arrangiert hat und so ihren Kolleginnen Meta Hüper (Geige), Heike Schuch (Cello) und Olga Shkrygunova (Piano) jede Menge „Spielraum“ gibt.
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Nächste Stationen: Dortmund, Frankfurt, Salzburg
Unmöglich, nach dem über zweistündigen Konzert zu sagen, welches die Höhepunkte des Abends sind. Dazu gehören sicherlich die musikalischen Kostbarkeiten, bei denen sie auch ihre Gesangskunst präsentieren: Etwa das lässig groovende „Season oft the Witch“ von Donovan, die auf jiddisch zelebrierte Zugabe „Garten Eden“, vor allem aber das unter die Haut gehende „Komm, großer schwarzer Vogel“ des unvergessenen Österreichers Ludwig Hirsch. Wie Meta Hüper dieses Traumlied eines sterbenden Kindes fernab von jedem Gefühlsdusel zelebriert, scheint von einer anderen Welt. Man hört: Sie hat neben ihrer Geigenkunst auch Opern- und Jazzgesang in Berlin und New York studiert.
Kreuztal Kultur ist mit diesem Abend ein ganz großer Wurf gelungen und der Campus Buschhütten kann in einem Atemzug mit dem Konzerthaus Dortmund, dem Opernhaus Bonn, der Alten Oper Frankfurt und dem Großen Festspielhaus Salzburg genannt werden: Denn auch dort werden die vier Musikerinnen von „Salut Salon“ im Rahmen ihrer „Träume“-Tournee die Menschen begeistern.
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