Kreuztal. Zwei Jazz-Duos liefern in der ausverkauften Weißen Villa in Kreuztal einen Abend, den das Publikum so bald nicht vergessen dürfte.

Am Anfang steht ein Ton auf dem Flügel. Nach und nach kommen andere hinzu. Fast zaghaft entsteht ein Rhythmus, in den sich das Vibrafon hineinschleicht. Aus Tonfarben entsteht ein Gemälde aus Klängen an diesem Samstagabend, 4. Februar in der Weißen Villa.

Julia Hülsmann & Christopher Dell

„Empty Hands“, leere Hände, heißt der erste Titel, den Julia Hülsmann und Christopher Dell spielen. „Nur wenn die Hände leer sind, kann man etwas Neues machen“, sagt sie dazu und das könnte das Motto des gesamten Abends sein. Julia Hülsmann wird treffend als „Lyrikerin des Jazz“ und Christopher Dell in Reclams Jazzlexikon als „der führende Vibraphonist seiner Generation“ beschrieben. Beide haben eine Professur an der Universität der Künste in Berlin und sind seit 2018 als Duo unterwegs.

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In Kreuztal präsentieren sie Kompositionen aus eigener Feder, mal impressionistisch schwebend, manchmal aber auch mit Rhythm & Blues-Zitaten, wobei ihre Stücke durch die ungewöhnliche Kombination Flügel/Vibraphon einen unverwechselbaren Stil erhalten. So wie auch der Hit der Beatles „Can’t buy me Love“ aus deren Album „A Hard Day`s Night“, das beide Künstler wunderbar umspielen und verzieren. Bei einem Ausflug in die Musikwelt Persiens zupft Julia Hülsmann die Saiten des Flügels mit ihren Fingern an und lässt durch Christopher Dell die Töne des Vibrafons darüber schweben. Großartig! Der bei anderen Jazzkonzerten übliche Zwischenapplaus nach solistischen Einlagen entfällt an diesem Abend komplett. Das sachverständige Publikum in der äußerst gut besuchten Weißen Villa hat ein sehr feines Gespür, dass Klatschen mitten im Stück nur ablenken würde und lässt den Applaus danach umso enthusiastischer aufbranden.

Nach einem Programm zwischen Neuem und Bekanntem, Kontemplation und Ekstase setzen sie zum Schluss die Komposition „Der Mond“. Mit leichten Anklängen an das Schlaflied von Matthias Claudius, am Ende jedoch eher ein musikalisches Zeichen an die Zuhörer, auf jeden Fall wach zu bleiben. Denn die Jazznacht hat ja noch einen zweiten Teil.

Nils Wülker & Arne Jansen

Trompete und Gitarre: Auch dies eine eher seltene Instrumenten-Kombination. Beide Künstler sind ECHO-Jazz-Preisträger und treten seit 2010 als Duo auf. Im Gegensatz zum ersten, rein akustisch präsentierten Teil des Abends bauen Wülker und Jansen auch auf elektronische Tricks. Wie etwa die Loop-Technik: Melodiebögen ein- oder mehrmals aufzunehmen, sie dann abzuspielen und darauf zu improvisieren. Jazz-Puristen mögen die Nase rümpfen, doch das Ergebnis spricht für sich: Sphärische Klänge, unaufgeregt und entrückend schön, zum Zurücklehnen und Genießen.

Manchmal wähnt man eine Big Band auf der Bühne. Kein Wunder, denn das Duo hat schon gemeinsam mit dem Rundfunk-Orchester München gespielt. Auch sie präsentieren vorwiegend eigene Kompositionen, Wülker auf seiner Trompete und dem Flügelhorn, Jansen zwischen Akustik- und E-Gitarre wechselnd. Und erzählen Geschichten auf ihre Art: Wülker etwa von seiner Tochter Nika, Kollege Jansen mit einer Komposition „Der, der die Sterne zählt“ von einer Usbekistan-Tournee, bei der er einen Astronomen traf, der ihm den Sternenhimmel erklärte. Andere Ursprünge ihrer musikalischen Ideen: Australien, Spanien, die amerikanischen Jazz-Giganten Pat Metheny und Charly Haden und der große Johnny Cash. Allen Titeln gemeinsam: Sie zaubern auf ihren Instrumenten Klänge, die das Publikum staunen lassen und es begeistern.

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Und schön, alle vier so unterschiedlichen Künstler dann auch noch gemeinsam zu erleben: Bei der Zugabe, als aus zwei Duos ein Quartett wird.