Netphen. Neues Projekt mit „Eh-da-Logistik“: In Netphen sammelt jetzt die Müllabfuhr Daten zum Mobilfunkempfang. Wem das hilft und wie das funktioniert:
Eine kleine achteckige Box, mit einem schwarzen Kästchen oben drauf – die „Echtnetz-Box“. Sie ist seit Anfang Januar alle vier Wochen Passagier bei Remondis. Immer dann, wenn die Papiertonnen abgeholt werden. Denn die werden gleichzeitig im kompletten Stadtgebiet eingesammelt. So kommt die kleine Box durch jede Straße und sammelt dabei Daten zum Handyempfang.
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„Wir fahren überall hin. Und wir sind in der Sammelzeit sehr langsam unterwegs, wenn wir von Tonne zu Tonne fahren. Das ist für das Datensammeln optimal“, sagt Felix Maaßen, Geschäftsführer von Remondis Siegerland. Die Echtnetz-Box ist mit professioneller Messtechnik ausgestattet, die auch die Netzbetreiber selbst nutzen. Mit einer Mobilfunkkarte wird der Empfang der drei Handynetze in Deutschland gemessen: Telekom, Vodafone und Telefónica (O2). Vor allem die 2G- und 4G-Versorgung (auch LTE genannt) stehen im Vordergrund.
Kein Mehraufwand für die Müllabfuhr
„Mehraufwand ist das für uns nicht“, sagt Felix Maaßen. Die Box wird in den Zigarettenanzünder im Fahrzeug gesteckt und aufs Armaturenbrett gelegt. Die Müllabfuhr kann wie gewohnt fahren, während die Box Daten sammelt. „Wir nutzen die ‘Eh-da-Logistik’. Also alles was eh schon vorhanden ist“, erklärt Frédéric Dildei von STF ITech, dem Unternehmen, das die Echtnetz-Box entwickelt hat.
Dildei erklärt auch, warum die Daten überhaupt notwendig sind: „Die Netzbetreiber arbeiten meist mit idealen Wetterbedingungen. Das heißt: kein Regen, kein Nebel, kein Laub an den Bäumen.“ Diese Faktoren schwächen den Empfang ab. So erzielen die Anbieter zwar gute Messwerte, aber gerade in den Regionen mit viel Wald seien die Ergebnisse nicht immer verlässlich, so Dildei. Deswegen sammelt die Echtnetz-Box Daten über einen längeren Zeitraum.
Mobilfunkempfang wird als Karte ausgewertet
Das Projekt in Netphen startete Anfang Januar und läuft sechs Monate. Zwei Fahrten wurden bereits erledigt. Das erste Ergebnis? „Eine Bestätigung dessen, was wir wissen“, sagt Dildei. Jeder kenne ja die Stellen auf dem Weg zur Arbeit, wo der Empfang aussetze. So gebe es Standorte die gut versorgt seien, andere nicht. Aussagekräftige Ergebnisse wird es aber erst nach dem kompletten sechs Fahrten geben. „Dann haben wir eine gute Anzahl an Messwerten. Von Winter bis Sommer, bei jedem Wetter“, erklärt Dildei.
Die Daten, die auf der Echtnetz-Box gesammelt werden, werden am Tag nach der Sammlung komprimiert an STF ITech weitergeleitet, ausgewertet und an die Stadt Netphen geschickt. Grafisch aufbereitet, um direkt einen Überblick zu erhalten. Das Ergebnis: eine Karte des Stadtgebietes mit grünen, gelben, roten und schwarzen Punkten. Wie beim Ampelsystem: grün ist gut, rot nicht, schwarz bedeutet gar keinen Empfang.
Die Projektidee ist nicht neu
In Verwaltungsgesprächen wurde oft gefragt: Wie kann man Kommunikationslücken schließen? Kann man dafür die vorhandene Infrastruktur nutzen? Lina Reuter von der Stadt Netphen ist dann auf ein Projekt aus dem Kreis Coesfeld gestoßen. Hier wird ebenfalls mit STF und Remondis kooperiert, um die Funklöcher ausfindig zu machen. Das Projekt wurde auf den Kreis Siegen-Wittgenstein umgemünzt, mit Netphen als erster Stadt im Kreisgebiet. „Welche Fahrzeuge kommen überall hin? Auch auf den Lahnhof und den Lindenhof? So ist die Kooperation mit Remondis und STF entstanden“, sagt Netphens Bürgermeister Paul Wagener.
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Finanziert wird das Projekt von der Stadt. Für 500 Euro im Monat mieten sie die Echtnetz-Box für den Projektzeitraum von sechs Monaten. Die Datenauswertung ist im Preis mit inbegriffen. Und da für Remondis kein Mehraufwand entsteht, gibt es hier keine zusätzlichen Kosten. Auch unter Nachhaltigkeitsaspekten ein gutes Umsetzen: „Die Müllabfuhr fährt sowieso. Es gibt also keine weitere Verkehrsbelastung oder zusätzlichen CO2-Ausstoß“, sagt Frédéric Dildei.
Flächendeckendes Netz überall
„Wir werden nach der Auswertung Ende Juni sehen, in welchen Bereichen es schwarze oder rote Punkte gibt. Dann werden wir auf die Mobilfunkanbieter zugehen, damit die Lücken geschlossen werden“, erklärt Katja Herrmann von der Stadt Netphen. Wenn eines der drei Netze an einem Standort keinen Empfang hat, besteht zum Beispiel die Möglichkeit, die Masten von anderen Anbietern mit zu nutzen. Das Ziel ist ein flächendeckendes Mobilfunknetz im ganzen Netphener Stadtgebiet.
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