Netphen. Das Eisstadion im Freizeitpark Netphen wird abgerissen – und dann? Im Raum stehen vier Vorschläge – auch sehr teure und ziemlich unerwünschte...
Vier Varianten für die weitere Entwicklung des Freizeitparks stehen im Raum, über die die Politik bis Juni entscheiden will: Drei mit einer Neuordnung und Erweiterung der Freizeitanlagen, eine mit dem Neubau der Grundschule Netphen. Fest steht, dass die stillgelegte Eishalle abgerissen wird. „Kurzfristig“, wie Beigeordneter Andreas Fresen anregt: „Da springen Leute rum.“ Die Dachkonstruktion mit dem Membrandach ist nicht mehr standsicher. Für den Abriss hatte sich zuletzt auch der vom Rat eingesetzte Arbeitskreis mit 8:1 Stimmen ausgesprochen.
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Das sind die Varianten
Stadtplanerin Ilka Rosenthal stellte dem Stadtentwicklungsausschuss vier Vorschläge vor:
1. „Freifläche ist Trumpf“: Alles grün
„Das Konzept mit dem geringsten Aufwand“, sagt Ilka Rosenthal Die Eishalle wird abgerissen, auf der entstehenden Freifläche und dem angrenzenden Gelände bis zum Obernaubach werden Camping ermöglicht und Wohnmobilstellplätze angelegt und weitere Freiluft-Angebote geschaffen: Beachsportfeld, Mehrgenerationen-Fitness, Relaxzone und Spielwiese sind vorstellbar. In der Mitte könnte ein „Platz für Kulinarisches“ entstehen: ein Grillplatz und/oder ein Stellplatz für Automaten mit Speisen und Getränken oder ein Standplatz für Food Trucks, gegenüber vom Neubau der Trampolinhalle eine Gastronomie-Neubau. „Da gibt es viele Möglichkeiten.“
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Betrachtet wird auch die Parkplatzsituation. 434 Stellplätze verteilt auf drei Anlagen waren beim Bau des Freizeitparks in den 1970er Jahren angelegt worden, davon sind noch 367 übrig. Allein durch den Bau des Kindergartens am Parkplatz sind von 71 Parkplätzen nur noch 29 übrig geblieben. Der Parkplatz 3 hinter dem Bad wird durch den Erweiterungsbau des Hauses St. Anna größtenteils verschwinden. Und wenn der zentrale Parkplatz zwischen Bad und Trampolinarena so markiert würde, dass Autos mit ihren heutigen Dimensionen auch in die Boxen passen, gingen noch einmal 10 Prozent verloren. Idee ist daher ein zweigeschossiges Parkdeck, das mit einer Photovoltaikanlage überdacht würde – und zur Freibad-Hochsaison ein Bus-Shuttleservice von einem weiter entfernten Ausweichparkplatz. Im neuen Mobilitätskonzept sollen Fußgänger und Radfahrer eine größere Rolle spielen. Mit den – überwiegend schon vorhandenen Wegen – sei es da aber nicht getan, sagt Ilka Rosenthal. Dazu gehören auch Abstellanlagen, Schließfächer und öffentliche Sanitäranlagen.
2. „Alt und neu“: Neue Halle, alter Parkplatz
In dieser Variante würde die Eishalle abgerissen, ihre Bodenplatte aber erhalten. Darauf könnte eine Halle für neue Indoor-Nutzungen errichtet werden, zum Beispiel für Tennis, Indoor-Minigolf oder ein Indoor-Kinderland. Ein solcher Neubau würde „multifunktional“ ausgestattet, sodass ein Wechsel der Nutzungen je nach Trends und Publikumsresonanz möglich ist. Die Wohnmobile fänden dann Platz auf der jetzigen westlichen Freibad-Außenfläche – das Freibad könnte sich dann wieder zu den derzeit nicht mehr genutzten Liegewiesen auf der anderen Seite des Bachs orientieren. „Mit zunehmend heißen Sommern ist man froh, wenn man schattigere Plätzchen findet“, meint Ilka Rosenthal. In einer Untervariante würden die Parkplätze auf der Bodenplatte des Eisstadions angelegt, die Gastronomie südlich des Minigolfplatzes und von da bis zum Obernaubach die Wohnmobilstellplätze.
Eine zentrale Gastronomie – in allen Varianten „Mindestanforderung“ – würde in der Mitte des Eishallen-Geländes platziert. Gedacht ist an bisher in der Region nicht vorhandene Systemgastronomie wie „L’Osteria“ (Pizza und Pasta) oder „Hans im Glück“, die außerhalb der Stadtzentren gelegene Standorte bevorzugen. „Das ist die Erreichbarkeit und die Sichtbarkeit wichtig“, sagt Ilka Rosenthal. Und der Platz: 1500 bis 2000 Quadratmeter Innen- und Außenbereich werden gebraucht.
Zwei Haken hat diese Variante in den Augen der Planerin: Zwischen dem neuen Bewegungspark, der nun im Sommer eröffnet werden soll, und dem übrigen Freizeitpark entsteht ein Gebäuderiegel. Und die Gastronomie ist von der Brauersdorfer Straße aus nicht sichtbar,
3. „Packen wir’s an“: Neue Halle, neue Gastro, neuer Minigolf
Die große Lösung mit dem höchsten Aufwand sieht den Neubau einer Gastronomie und einen neuen Minigolfplatz an der Brauersdorfer Straße vor. Eine dreigeschossige Parkpalette würde im hinteren Bereich des Areals errichtet, dahinter bis zum Bach die Wohnmobilplätze. Auf der Bodenplatte des Eisstadions würden eine Tennis- und eine Indoor-Spielhalle errichtet.
4. Grundschule statt Freizeitpark
Der Freizeitpark wird am Mittwoch, 8. Februar, auch im Schulausschuss als einer der untersuchten Standorte für den Neubau einer zentralen Grundschule Netphen vorgestellt. „Das würde passen“, sagt Ilka Rosenthal. Die Nachteile: Die Grundschule – bisher mit Dependancen in Nieder- und Obernetphen – würde an den Ortsrand rutschen, für die Freizeitnutzung ginge das Gelände verloren.
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Die Reaktion im Stadtentwicklungsausschuss kommt spontan: „Ganz schnell vergessen“, fordert Paul Legge (CDU). „Wahnwitzig“, sagt Ignaz Vitt (UWG). Beigeordneter Andreas Fresen beschwichtigt: „Es geht ums Brainstorming, da ist alles erlaubt.“
So reagiert die Politik
„Ich bin begeistert“, sagt Rüdiger Bradtka (CDU). Manfred Heinz (SPD) rät zur Zurückhaltung bei der Parkpalette („Optisch nicht so toll“) und bei Hallenneubauten, für die die Stadt Betreiber benötigt, und erinnert an die Geschichte der längst insolventen Stadion-Betreiberin: „Das ist erfahrungsgemäß nicht so einfach.“ Paul Legge (CDU) regt an, die Wohnmobile weniger im Zentrum und eher am Rand des Freizeitparks anzusiedeln: „Dafür opfern wir relativ viel Platz im Zentrum der Anlage.“
Skeptisch äußert sich Legge insgesamt: „Ein Gewinn oder wieder ein Millionengrab? Sind wir überhaupt in der Lage zu beurteilen, ob wir das Richtige machen?“ Ignaz Vitt (UWG) fordert, „auf keinen Fall“ neue Hallenflächen zu schaffen: „Wir haben Lehrgeld genug bezahlt.“ Alfred Oehm (CDU) fragt nach Finanzierung und Fördergeldern. Dazu, antwortet Beigeordneter Andreas Fresen, wäre es gut zu wissen, welche Projekte denn angegangen werden sollen – für die Parkpalette könne er sich eine Mitfinanzierung durch die Mariengesellschaft vorstellen, die ja auch für ihr Haus St. Anna Parkplatzflächen in Anspruch nehme. Wolfgang Grebe (UWG) würde gern das Rad noch einmal zurückdrehen: Nach dem Abriss des Eisstadions „hat Netphen keinen überdachten Platz mehr für größere Veranstaltungen.“ Dieses Dach ist allerdings so gut wie weg.
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So geht es weiter
Lothar Kämpfer (SPD) regt an, auf den neuen Geschäftsführer der städtischen Freizeitpark Obernautal GmbH (FON) zu warten, die Bad, Sauna, Trampolinarena, Fitnessstudios und Soccerfelder betreibt, zumal auch die Bäder Erneuerungsbedarf hätten: „Es wäre fahrlässig, ihm nicht Gelegenheit zu geben, sich mit einzubringen.“ Bürgermeister Paul Wagener macht den „Arbeitskreis Nachnutzung Eishalle“ groß. Mit an den Tisch sollen nun auch die FON-Gesellschafterversammlung und der Betriebsausschuss des Rates. Beigeordneter Andreas Fresen hat allerdings auch einen Wunsch: „Wir brauchen irgendwann eine Entscheidung. Die Fragen müssen alle mal geklärt werden.“
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