Burbach. Prostitution in der Nähe einer Flüchtlingsunterkunft erhitzt die Gemüter – die Polizei würde tätig bei Zwangsprostitution oder anderen Straftaten

Das umstrittene Laufhaus in Burbach soll am 1. März eröffnet werden. Was sich hinter den verschlossenen Türen in einem Gebäude der ehemaligen Siegerlandkaserne abspielen wird zwischen Prostituierten und ihren Kunden, dürfte bekannt sein. Ob diese Form eines Bordells auch Probleme mit sich bringt, ist noch völlig ungewiss. Dass es aber schon große Sorgen, Ängste und Kritik gibt in Burbach, wird bereits seit dem letzten Jahr mehr als deutlich.

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Die Gemeinde Burbach klagt gegen die Genehmigung beim Verwaltungsgericht Arnsberg. Sie und die evangelische Kirchengemeinde können nicht verstehen, warum der Kreis Siegen-Wittgenstein die Nutzung erlaubt hat. Im Rahmen eines Podiumsgesprächs im Bürgerhaus in Burbach nahmen am Donnerstagabend rund 100 Menschen teil, Bürger aus Burbach selbst und umliegenden Ortsteilen. Als der Antrag für ein Laufhaus auf der Lipper Höhe eingegangen sei, war der erste Gedanke von Bürgermeister Christoph Ewers: „Das hat uns gerade noch gefehlt. Ich will kein Laufhaus. Ich befürchte, dass das für ein schädliches Image sorgt“. Zumal rund 90 Meter weiter in einem von der Gemeinde angemieteten Gebäude schutzbedürftige Geflüchtete untergebracht seien. Außerdem habe Rotlicht ein schlechtes Image, fügte der Bürgermeister hinzu.

Betreiber: Für Sicherheit ist gesorgt

Das Gewerbegebiet auf dem Gelände der ehemaligen Siegerlandkaserne ist planungsrechtlich ein Mischgebiet. Wohnen und Gewerbe sind erlaubt, Vergnügungsstätten aber ausgeschlossen. Und dadurch, dass sich die Prostituierten bei dem Betreiber einmieten und selbstständig arbeiten, gilt die Einrichtung nicht als Bordell und damit auch nicht als Vergnügungsstätte. Die Baugenehmigungsbehörde des Kreises hatte folglich keine Handhabe, den Antrag des Laufhaus-Betreibers William Knaf nicht zu genehmigen.

Volles Bürgerhaus wegen eines ersten Themas.
Volles Bürgerhaus wegen eines ersten Themas. © Kai Osthoff | Kai Osthoff

William Knaf war auch zu dem Podiumsgespräch gekommen und beantwortete Fragen. Unter anderem erklärte er, dass die Frauen freiwillig diese Arbeit verrichteten, ohne Zwang und ohne Zuhälter. „Ich betreibe seit 12 Jahren ein Bordell und habe bisher keinerlei Probleme gehabt mit der Polizei oder Behörden.“ Bei ihm arbeiteten viele Frauen aus Bulgarien und Rumänien. Das verdiente Geld schickten sied zu ihren Familien. Für die Sicherheit der Frauen werde in dem zukünftigen Laufhaus gesorgt. Auf den Gängen seien Kameras installiert und in jedem Zimmer gebe es Notfall-Knöpfe.

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Polizei: Keine erhöhte Kriminalität

Sorgen machen dem Bürgermeister und dem Pfarrer, dass Prostitution oftmals auch mit Kriminalität und Zwangsprostitution verbunden sei. Darauf antwortete Bernd Scholz als Leitender Polizeidirektor im Kreis Siegen-Wittgenstein: „Unsere Erfahrungen aus ähnlichen Laufhäusern etwa in Hagen oder Dortmund zeigen, dass es keine erhöhte Kriminalitätserhöhung gegeben hat.“ Außerdem könnten in solchen Einrichtungen jederzeit durch ein neues Gesetz offiziell Kontrollen vorgenommen werden. Falls dort Zwangsprostitution oder andere Straftaten ans Licht kämen, würde die Polizei tätig werden. Er habe sich selbst die Frage gestellt, warum an so einer abgelegenen Stelle ein Laufhaus entstehen soll. Nachdem er sich aber ein Bild vor Ort gemacht und die verkehrsgünstige Lage erkannt habe, sei die Entscheidung für ihn schlüssig. Er sicherte zu, dass die Polizei in Zukunft auch mehr Streife dort fahren könne.

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Pfarrer Jochen Wahl erklärte, er habe sich erst einmal erkunden müssen, was überhaupt ein Laufhaus sei. „Auch wenn ein Laufhaus kein offizielles Bordell ist, gehört so etwas nicht neben eine Kita oder eine Flüchtlingsunterkunft. Immerhin sind dort auch viele Frauen und Kinder ,und die brauchen größten Schutz.“

Auf dem Gelände der ehemaligen Siegerlandkaserne in Burbach soll am 1. März ein Laufhaus eröffnen.
Auf dem Gelände der ehemaligen Siegerlandkaserne in Burbach soll am 1. März ein Laufhaus eröffnen. © Kai Osthoff | Kai Osthoff

Einladung an Beratungsvereine

Marieke Weber vom Verein Hope sprach aus der Erfahrung mit Prostituierten. Diese seien meist mobil und würden oft von Laufhaus zu Laufhaus wechseln. Sabine Reeh-Bender vertrat den Verein Tamar als Prostituierten- und Ausstiegsberatung für Mädchen und Frauen. Laufhaus-Betreiber William Knaf lud die Frauen der beiden Vereine ein, sich bei der Eröffnung ein eigenes Bild zu machen. Sie seien jederzeit willkommen und könnten mit den Frauen in dem Laufhaus sprechen.

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In der anschließenden Fragerunde wurde deutlich, wie unterschiedlich die Meinungen in der Bevölkerung sind. Da hieß es zum einen, dass ein Laufhaus in Burbach keinen Platz habe, genauso aber, dass es nicht gut sei, wenn der Bürgermeister Angst und Schrecken verbreite, bevor der Betrieb in dem Laufhaus überhaupt begonnen habe. Bürgermeister Christoph Ewers gab zudem am Donnerstagabend bekannt, dass es weitere Informationsveranstaltungen geben werde. Allesamt mit dem Ziel, wie sich die Burbacher Bürgerinnen und Bürger mit dieser Einrichtung arrangieren könnten.

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