Netphen. Der Trend kehrt sich um: Netphens Schulen werden auch für Kinder aus Nachbarstädten interessant – und in Netphen werden mehr Kinder geboren.

Der neue Schulentwicklungsplan blickt weit voraus: Bis zum Schuljahr 2032/33 reichen die Prognosen, mit denen sich der Schulausschuss am Mittwoch, 8. Februar, ab 17 Uhr im Ratssaal befasst.

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Grundschulen

Bis 2025/26 werden die Schülerzahlen an den Grundschulen steigen, auf Dauer wird es elf Klassen je Jahrgang geben, also eine mehr als bisher. Alle Grundschulstandorte werden weiter bestehen. Ausbaubedarf entsteht durch den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz im offenen Ganztag. Bis zum Schuljahr 2027/28 wird die Zahl der dort angemeldeten Kinder von 229 auf 297 steigen; Anspruch haben 654 Kinder. Eine Rolle spielen natürlich auch die bis 2028/29 wachsenden Jahrgangsstärken aufgrund gestiegener Geburtenzahlen. In den Grundschulen waren 2012 nur 718 Kinder, jetzt sind es 920., also 22 Prozent mehr. Allein von 2021 auf 2022 gab es einen Zuwachs von neun Prozent.

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Grundschule Deuz: Für den offenen Ganztag werden bis zu drei Räume mehr gebraucht. Nach dem Einzug in den Neubau der ehemaligen Hauptschule reichen die Klassenräume aus. Eine Baumaßnahme wird nicht für erforderlich gehalten. Bis 2032/33 wird die Schule meist zweizügig geführt werden können.

Grundschule Dreisbachtal: Für die beiden Standorte Dreis-Tiefenbach und Eckmannshausen werden durchweg insgesamt zwölf Klassen dauerhaft vorausgesagt, also je Jahrgang zwei in Dreis-Tiefenbach und eine in Eckmannshausen. Wenn es allerdings Spielräume gibt, die Klassen nicht auf die Höchstgröße aufzufüllen, könnten zeitweise sogar 16 Klassen gebildet werden – auch der Standort Eckmannshausen wäre dann zweizügig, Die Gesamtzahl der erforderlichen Unterrichtsräume reicht nicht aus, es fehlen Räume für Inklusion und offenen Ganztag, beide Mensen sind zu klein. „Baumaßnahme erforderlich“, lautet das Fazit. Zum Standort äußert sich der Gutachter nicht, die Stadt hat allerdings schon die Planung für Dreis-Tiefenbach aufgenommen.

Johannlandschule Hainchen: Die Schule, die eigentlich einmal wegen zurückgehender Schülerzahlen für einen Verbund mit Deuz vorgesehen war, könnte durchweg zweizügig geführt werden, wenn sie den Platz dafür hätte. Es fehlen Inklusions- und Betreuungsräume. Sollte auch in Hainchen offener Ganztag eingerichtet werden, würden bis zu vier Betreuungsgruppen gebildet werden können. „Frühestens 2025/26“ werde die Stadt sich festlegen müssen, ob sie auch in Hainchen baut. „Es wäre sinnvoll, die Schule auf sechs Klassen zu deckeln, um hier eine Baumaßnahme zu vermeiden.“

Fünf Prozent Flüchtlinge

Die Forderung der Stadt, auch die zu erwartenden Schülerinnen und Schüler aus Flüchtlingsfamilien zu berücksichtigen, kommen die Gutachter nur begrenzt nach. „Flüchtlingszahlen seriös zu prognostizieren ist aufgrund der sich sehr schnell verändernden politischen Situation nur begrenzt möglich.“ Gerechnet wird damit, dass 37,5 Prozent der Geflüchteten schulpflichtig sind. Demnach werden je Jahrgang bis Klasse 10 fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen zu dieser Gruppe gehören.

Grundschule Netphen: Die Spanne reicht von 18 Klassen – das wären bis zu drei in Nieder- und bis zu zwei in Obernetphen – bis herunter zu 13 Klassen, womit Niedernetphen zwei- und Obernetphen einzügig wäre: Im offenen Ganztag steigt die Zahl der Betreuungsgruppen von vier auf sechs und dann, wenn der Rechtsanspruch eingelöst wird, auf zehn. Es fehlen Klassen-, Differenzierungs-, Mehrzweck- und Betreuungsräume, die Mensa ist zu klein. Dazit auch hier: „Baumaßnahme erforderlich.“ Wobei auch hier eine Empfehlung zur Fortführung beider Standorte oder zur Zusammenlegung in einem Neubau, wie er längst diskutiert wird, ausbleibt.

Weiterführende Schulen

Mehr Schülerinnen und Schüler werden auch Sekundarschule und Gymnasium bekommen – die Zahl wird von derzeit rund 1000 bis 2030 auf mehr als 1400 steigen. Die Gutachter beobachten eine steigende Zahl von Einpendlern aus Nachbarkommunen nicht nur zum Gymnasium, sondern auch zur Sekundarschule. „Das deutet auf eine zunehmende Attraktivität der Schule hin.“ Das Gymnasium wird bereits jetzt vierzügig geführt. Dort kommt, mit der Rück-Umstellung zum neunjährigen Gymnasium, die Jahrgangsstufe 13 hinzu. Die Zahl der Auspendler geht zurück: „Das zeigt deutlich, dass die Netphener Schülerinnen und Schüler mit dem Schulangebot in Netphen zufrieden sind.“ Auspendler wird es aber weiterhin geben. Erklärt wird da mit dem Fehlen einer Gesamtschule, die – anders als die Sekundarschule – auch eine eigene gymnasiale Oberstufe hat, und mit dem Fehlen einer Förderschule. Bis 2019 gingen die Schülerzahlen in der Sekundarstufe zurück, seitdem steigen sie. „Zukünftig wird die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den weiterführenden Schulen der Stadt Netphen deutlich steigen. Bedingt durch die Rückkehr des Gymnasiums zu G 9 ist 2026/27 mit einem sprunghaften Anstieg zu rechnen.“

Ruth-Faber-Sekundarschule: Die Schülerzahlen reichen für bis zu 21 Klassen, das wären dann vierzügige Jahrgänge. Minimal werden aber immer mindestens zwei Klassen je Jahrgang gebildet werden können. Berücksichtigt wird, dass nach Klasse 6 vom Gymnasium „umgeschulte“ Kinder dazukommen. Für diese Entwicklung sei die Zahl der Unterrichtsräume nicht ausreichend, „Baumaßnahme erforderlich, jedoch ohne hohe Dringlichkeit“. Nicht kalkulierbar sei das Wahlverhalten der Eltern. Der Gutachter: „Es ist also ratsam, den Eltern durch intensive Aufklärung das Angebot der Ruth-Faber-Sekundarschule nahe zu bringen.“ Die Idee, die Sekundarschule hinter dem Gymnasium auf der Haardt neu zu bauen, wurde nicht weiter verfolgt – die Verwaltung hatte das mit dem dort nicht möglichen Grunderwerb erklärt.

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Gymnasium: Das Gymnasium wird – rechnerisch – bis zu 45 Klassen bilden können, es wäre dann fünfzügig. Der Höchstwert der Klassenstärken würde aber auch bei vier vollen Parallelklassen je Jahrgang eingehalten. Das Planungsbüro erinnert daran, dass das Gymnasium bis 2015 sogar Jahrgänge mit nur zwei Parallelklassen hatte. Die Schülerzahl wird bis 2028/29 auf rund 1000 steigen. Vor allem aus Siegen und Erndtebrück kommen Gymnasiasten nach Netphen. „Das zeigt die steigende Attraktivität des Gymnasiums auch über die Stadtgrenzen hinaus.“ Der Erweiterungsbau ist bereits geplant und wird nun umgesetzt. Rechnerisch werden bis zu 45 Klassenräume mehr gebraucht.

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