Kreuztal. Dass ein „Zukunftsmanager“ daran etwas ändern kann, glaubt in der Kreuztaler Politik allerdings auch niemand.

UWG-Fraktionschef Reinhard Lange gefällt nicht, was er sieht: „Unsere Innenstadt ist geprägt von Leerständen, Sargausstellungen, Shisha-Bars und Döner-Buden, aber keinen vernünftigen Geschäften.“ Kreuztal brauche einen „Zukunftsmanager“, der Vermieter und interessierte Mieter zusammenbringe und aktiv für die Stadt werbe.

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Bürgermeister hält nichts von „Einkaufsnostalgie"

„Ich habe ein wenig schmunzeln müssen“, erwiderte Bürgermeister Walter Kiß im Rat auf den Antrag der UWG. Wenn das die Stellenbeschreibung sei, dann habe Kreuztal den Zukunftsmanager bereits: den Bürgermeister selbst. Denn die beschriebenen Aufgaben seien „Chefsache“. Walter Kiß erinnerte an einen vorangegangenen Versuch, einen „Kümmerer“ für die Stadtmitte einzusetzen. Letztlich sei dafür keine passende Aufgabe beschrieben worden: „Wir haben die Fördermittel zurückgegeben.“

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Skeptisch äußerte Kiß sich zu Förderprogrammen, mit denen Neugründern billige Mieten ermöglicht werden: Die Stadt bekommt Geld vom Land, um Läden gegen Mietnachlass anzumieten und an Interessierte weiterzugeben, die für einen befristeten Zeitraum nur 80 Prozent der Ursprungsmiete bezahlen. „Das funktioniert nicht, es funktioniert die Marktwirtschaft.“ Eine Absage erteilte Kiß einer aufkommenden „Einkaufsnostalgie“: „Man muss erkennen, dass man Dinge nicht mehr zurückdrehen kann.“

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SPD: Inhabergeführter Einzelhandel nicht zu retten

Björn Eckert (Grüne) mochte das Urteil des UWG-Sprechers nicht teilen. Was ein gutes und was ein schlechtes Geschäft sei, obliege dem individuellen Geschmack: „Wir sollten weiter daran arbeiten, dass die Innenstadt attraktiv wird.“ Dafür stehe dem Bürgermeister seine Stabsstelle Wirtschaftsförderung zur Verfügung,. „Ein Zukunftsmanager ist nicht der richtige Weg.“ Julian Siebel (CDU) regte an, mit den derzeitigen Akteuren über den Kurs zu sprechen, den die Innenstadt einschlagen soll: „Wir haben eine gute Wirtschaftsförderung.“ Jochen Schreiber (SPD) berichtete, dass es spezielle Kuliminen noch nicht einmal mehr in Geschäften in Siegen, geschweige denn in einem einschlägigen Fachgeschäft in Kreuztal gebe. „Das nervt zwar, aber wir sind nicht in der Lage, das Sterben der inhabergeführten Einzelhandelsgeschäfte in irgendeiner Weise zu beeinflussen.“

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Jürgen Roth (Grüne) warnte davor, ein neues Amt „mit Hoffnungen zu überfrachten, die gar nicht erfüllt werden können“. CDU-Fraktionschef Arne Siebel schlug mit Blick auf seinen UWG-Kollegen Reinhard Lange einen Kompromiss vor: Wenn die Stabsstelle den neuen Namen „Wirtschaftsförderung und Zukunftsmanagement“ bekomme, „dann hat er doch seinen Erfolg“. Lange zog den Antrag zurück.

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